Zusammenfassung
- Reporting-Anwendungen für Tablet und Smartphone müssen eine positive User Experience sowie echten inhaltlichen Nutzen bieten.
- Viele Nutzer erwarten auf Mobilgeräten ein gewisses Maß an Leichtigkeit und Ästhetik, sind bereit zu explorieren und sich auch durch neue Interaktionsmuster begeistern zu lassen. Neben pragmatischen Aspekten entscheiden auch emotionale Faktoren über die Akzeptanz der Anwendung.
- User Research ist nötig, um die Anforderungen der Nutzer zu erheben und in der Konzeption sowohl Usability als auch User Experience sicherzustellen.
- Die Verwendung von Szenarien ist eine effiziente Methode, um Kontexte zu verstehen und Lösungsideen zu generieren.
- Besondere Anforderungen des mobilen Kontextes, wie gestenbasierte Interaktion, gelegentliche Offline-Nutzung, Unterbrechungen und Ablenkungen in der Interaktion sowie unterschiedliche Display-Größen, müssen in der Konzeptionsphase berücksichtigt werden.
- Nach den Perspektiven des Mobile Reporting werden in dem Beitrag die Bewertungskriterien Usability und User Experience sowie die Analyseinstrumente User Research und Storytelling erläutert. Im 2. Teil des Beitrags werden 8 Gestaltungsempfehlungen für Berichte im mobilen Kontext beschrieben und anhand von Beispiel-Screens veranschaulicht.
1 Von mobilen Schnupper-Versionen und Miniatur-Desktop-Anwendungen zu echten Mobile Apps
Noch vor wenigen Jahren beschränkte sich die Zielsetzung vieler Mobile-Reporting-Projekte darauf, den Trend zu "Mobile" nicht zu verpassen. Häufig wurde eine sehr reduzierte mobile Anwendung konzipiert, in der nur einige ausgewählte Berichte für die mobile Nutzung zur Verfügung standen. Der Fokus lag häufig auf dem Rezipieren von vordefinierten Berichten, ergänzt um limitierte Anpassungsoptionen wie Filter- und Kennzahl-Auswahl. Bearbeitungsoptionen wurden meist vollständig ausgeklammert.
Wenig Mehrwert
Den Nutzern der Mobilanwendung stand also häufig nur eine "Mini-Schnupper-Version" der Reporting-Anwendung zur Verfügung, zumeist ausschließlich für Tablets. Man nahm an, dass es für mobile Anwendungen ausreiche, einen Überblick über eine Datenlage anzubieten. Die Idee, man könne auf einem kleinen Smartphone-Display tatsächlich intensiv mit einem Bericht arbeiten, erschien vielen Stakeholdern noch unrealistisch.
Nutzer jedoch sahen oft keinen Anlass, eine funktional stark eingeschränkte Mobilanwendung zu verwenden, da ihre Alltagsaufgaben oder ihr Informationsbedürfnis die zusätzliche Nutzung der Desktop-Version erforderte. Zu stark vereinfachte Reporting Apps wurden deshalb häufig schon nach kurzer Zeit von den Nutzern ignoriert, die wieder ausschließlich die gewohnte Desktop-Umgebung nutzten. Solche in ihrer Funktionalität stark eingeschränkten Apps erfüllten die Erwartungen der Stakeholder an Nutzungsfrequenz und -intensität nicht.
Verkleinerungen der Desktop-Anwendung häufig unbenutzbar
Alternativ waren auch Lösungen zu finden, die gar nicht ernsthaft für die mobile Nutzung aufbereitet wurden. Statt dessen verkleinerten sie die Desktop-Version auf Tablet- oder Telefongröße, ergänzt durch eine an die mobile Nutzung angepasste Navigations- und Funktionsleiste. Dass daraus kein überragendes Nutzungserlebnis resultierte, muss nicht betont werden:
- Zahlen und Texte waren oft kaum erkennbar.
- Nutzer mussten zwischen Vergrößerung und Überblick hin und her wechseln.
- Es gab nicht genug Platz, um die Bedienelemente mit der Fingerspitze zu treffen.
Reporting Apps, die die Inhalte des Desktops auf die Größe eines Telefons verkleinerten, waren nahezu unbenutzbar.
1.1 Anteil der Nutzung von Mobilgeräten steigt
Mobile Nutzung dominiert
Warum steigen zurzeit die Anforderungen an die User Experience mobiler Reporting-Anwendungen? Wir verbringen immer mehr Zeit mit der Nutzung von Tablets und Smartphones. Betrug im Jahr 2013 der Anteil an der Gesamtnutzungsdauer von Mobilgeräten in Deutschland nur 18 %, so stieg dieser im Jahr 2015 auf 42 % an (s. Abb. 1). Diese Entwicklung hält an und es ist anzunehmen, dass auch bei uns die Mobilnutzung in naher Zukunft höher sein wird als die Nutzung von stationären Geräten.
In den USA betrug der Anteil der mobilen Nutzungsdauer 2015 bereits 62 % (s. Abb. 2). Auch wenn sich beide Statistiken nicht auf Businesskontexte beziehen, so lässt sich doch ableiten, wie die Bedeutung von Mobilgeräten und deren Integration in unseren Alltag zugenommen hat.
Mobile Lösungen essenzieller Teil der Produktpalette
Entsprechend gewichten heute auch Projekt-Stakeholder und Anbieter von Reporting-Lösungen den Mobilbereich nicht mehr als Ergänzung des Desktop-Angebots, sondern als essenziellen Teil der Angebotspalette und sind bereit, mehr Ressourcen für deren Entwicklung zur Verfügung zu stellen.
Abb. 1: Anteil an der Nutzungsdauer (Deutschland, 14- bis 64-Jährige)
Abb. 2: Share of digital media time spent by platform (US, Total Audience)
1.2 Viele privat genutzte Apps sind sehr gut benutzbar
User Experience privat genutzter Apps als Benchmark
Sowohl Nutzer als auch Anbieter kennen Apps mit sehr guter User Experience aus privater Nutzung. Die Messlatte, an der sich Busine...