Über die nächsten 4 Jahre hinweg stellt innerhalb der BSH das S/4 Digital Core Programm alle Entitäten schrittweise auf S/4 um. In diesem Zuge wird das S/4-Template sukzessive um alle notwendigen Fähigkeiten erweitert. Parallel dazu muss an zwei wesentlichen, BSH-exogenen Grundvoraussetzungen (weiter-)gearbeitet werden, damit die Vision am Ende vollumfänglich realisierbar wird.
An erster Stelle ist das bei SAP in Entwicklung befindliche Universal Parallel Accounting (s. o.) zu nennen. Diese Entwicklung erfolgt in enger Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Industriepartnern, wozu auch BSH zählt. Hier sind ERP-seitig sehr anspruchsvolle und umfangreiche Arbeiten am Laufen, die es am Ende ermöglichen werden, von einer seriellen auf eine parallele Konsolidierung der Konzern-Wertschöpfungsketten übergehen zu können.
Währungsumrechnung: Statt modifizierter Stichtagsmethode…
Eine parallele Konsolidierung der Konzern-Wertschöpfungsketten macht steuerungstechnisch im Sinne eines kontinuierlichen Real-Time-Monitorings auf Konzernebene jedoch nur dann Sinn, wenn die untermonatigen, transaktionalen Umrechnungen aus den unterschiedlichen Währungsräumen der beteiligten Entitäten in Konzernwährung nicht an jedem Monatsende rückwirkend wieder neu berechnet werden müssen in Form retrograder Stichtags- und Durchschnittskursbildung. Genau dies geschieht heute aber in den meisten Konzernen im Zuge der angewandten "modifizierten Stichtagsmethode". Selbige rechnet alle GuV-Positionen fremdwährungsführender Entitäten an jedem Monatsende zum (kumulierten) Durchschnittskurs und alle Bestandspositionen zum jeweiligen Stichtagskurs um. Bezieht die jeweilige Entität jedoch selbst Ware und Dienstleistungen aus einem anderen Währungsraum, dann werden diese Werte zum transaktionalen Kurs in die Funktionswährung selbiger Entität verbucht. Dieser Mix aus grundsätzlich 3 unterschiedlichen Konvertierungskonzepten (Transaktion, Durchschnitt, Stichtag) führt zwangsweise zu mathematisch-logischen Umrechnungsdifferenzen auf Höhe des Konzerns, welche direkt gegen das CTA-Konto innerhalb des Eigenkapitals gebucht werden. Sprich, sie sind nicht sichtbar im P&L-basierten Performance-Monitoring.
…durchgängig auf transaktionale Umrechnung setzen
Hieraus ergibt sich der zweite Handlungsstrang in Form einer Überführung der geübten und IFRS-testierten Konvertierungspraxis hin zu einer durchweg transaktionalen Währungsumrechnung der Aufwands-, Ertrags- und Bestandspositionen. Interessanterweise kommt ein solches Konvertierungskonzept bereits in den Ausnahmefällen zum Einsatz, in welchem für einzelne Länder aufgrund von Hochinflation das Prinzip des Inflation Accountings anzuwenden ist. Dies, um eine wertbasierte Steuerung überhaupt erst zu ermöglichen und um die Besteuerung rein inflationär bedingter, substanzloser Scheingewinne zu vermeiden.
Wäre es aber auch IFRS-konform, das Transaktional-Prinzip außerhalb des eng definierten Inflation-Accounting-Falls anzuwenden? Hierzu gibt es Stand heute noch sehr wenig Literatur. Jedoch weisen beispielsweise Prof. Dr. Stefan Müller und Prof. Dr. Markus Häfele (WP/StB) in ihrem Beitrag "Währungsumrechnung nach HGB, EStG und IFRS" (Rz. 140 ff.) darauf hin, dass bei abhängigen Tochterunternehmen eines Konzerns prinzipiell die Zeitbezugsmethode, d. h. die sofortige Umrechnung bei Geschäftsvorfall, in Anwendung kommen sollte. Aufgrund des sehr hohen Aufwands, welcher vor dem Hintergrund der technischen Möglichkeiten heutiger ERP-Systeme hierfür notwendig wäre, hat sich jedoch die Vereinfachung in Form der modifizierten Stichtagsmethode als "modus vivendi" etabliert. Das Universal Parallel Accounting würde nun die technische Voraussetzung liefern, um in Zukunft konzernweit die Zeitbezugsmethode anwenden zu können mit all ihren Vorteilen in Form von kontinuierlichem Real-Time-Monitoring, Währungstransparenz als auch deutliche Reduktion der konvertierungsbedingten Differenzen zwischen indirekter und direkter Cash-Flow-Rechnung im Konzern.