Prof. Dr. Ulrich Egle, Marie-Luise Lehmann
Durch den Aufbau unternehmerischer Ökosysteme und datengetriebener Geschäftsmodelle verändert sich die betriebliche Wertschöpfungskette elementar. Die Vernetzung von Maschinen und Produkten und die wertschöpfende Nutzung der gewonnenen Daten zum Aufbau digitaler Services verlangen innovative Herangehensweisen und ein grundlegendes Verständnis zur Monetarisierung der Ressource Daten. Digitale Services auf der Grundlage von Predictive Maintenance können in vielen Branchen wie z. B im Maschinenbau zur Optimierung der Wirtschaftlichkeit beim Kunden beitragen und gleichzeitig die Monetarisierung beim Hersteller über den gesamten Lebenszyklus verbessern. Die Grundlage dazu ist ein umfassendes Verständnis von digitalen Geschäftsmodellinnovationen, z. B. datengetriebenen Geschäftsmodellen, um den Wert der digitalen Transformation zu messen. Auch lassen sich bestehende Business-Pläne nicht einfach fortschreiben, um die Vorteilhaftigkeit von digitalen Geschäftsmodellen zu bestimmen. Digitale Geschäftsmodelle unterliegen anderen Gesetzmäßigkeiten und Erfolgsfaktoren. Daraus ergeben sich andere Kostentreiber wie z. B. Skaleneffekte und Erlösmodelle wie z. B. Abo-Modelle. Die Steuerungssysteme sollten diese Entwicklung abbilden und eine Veränderungsfähigkeit zur kontinuierlichen Anpassung an digitale Geschäftsmodellinnovationen ermöglichen.
Unternehmen und ihre Entscheidungsträger reagieren darauf mit tiefgreifenden und vielschichtigen Transformationsmaßnahmen. Die Entscheidungsträger in den Unternehmen schaffen organisatorische, kulturelle und finanzielle Strukturen, um die Transformation erfolgreich zu gestalten. Hier setzt das Führungsmodell Ambidextrie an. Ambidextrie kommt aus dem lateinischen und bedeutet Beidhändigkeit. Die Ambidextrie wird benötigt, um sowohl das Bestehende (Exploitation) als auch die Erkundung von Neuem (Exploration) für ein Unternehmen erfolgreich zu steuern.
Bei der Exploitation erfolgt eine schrittweise Optimierung der Bestandteile eines Geschäftsmodells. Im Rahmen der Exploration erfolgt die Suche nach innovativen Handlungsoptionen für das Geschäftsmodell. Ambidextrie-Controlling beschreibt die Fähigkeit von Controllingfunktionen, gleichzeitig die Anforderungen des traditionellen Controllings, als auch die Anforderungen des modernen Controllings erfolgreich zu erfüllen. Die Sicherstellung der Stabilität und Effizienz vom Geschäftsmodell auf der einen Seite sowie Anpassungsfähigkeit und Gestaltung neuer Geschäftsmodelle bedingt eine Adaption der Controllingvorgehensweise. Das sind die großen Treiber, um agile Methoden wie Scrum oder KANBAN verstärkt in den Unternehmen und im Controlling einzusetzen. Die große Herausforderung besteht aber darin, die adäquate Methode zur Lösung der vielfältigen Controllingaufgaben auszuwählen und richtig anzuwenden.