Judith Frank, Katharina Zeller
Rz. 6
Um die Fülle der möglichen relevanten Themen im Vorfeld einzugrenzen, wurde im ersten Schritt eine Longlist erarbeitet. Hierzu wurden u. a. konkret die Anforderungen an die Berichterstattung der EFRAG (die ESRS enthalten 12 Berichtsstandards: 2 mit übergreifenden Anforderungen und 10 zu Nachhaltigkeitsthemen aus den Bereichen Environment = Umwelt, Social = Soziales sowie Governance = Unternehmensführung/-kultur) mit bislang geltenden Berichtsstandards (GRI, SABS) abgeglichen. Ebenso wurde der bereits vorhandene Nachhaltigkeitsbericht hinsichtlich der darin enthaltenen Themen untersucht. Zuletzt fand ein Abgleich von potenziellen Meldungen/Themen in den Medien (bspw. aus der Branche) statt und wurde um die Anforderungen relevanter Stakeholder ergänzt. Mittels einer Peer Group Analyse konnte eine Gruppe vergleichbarer Unternehmen bzw. Wettbewerber auf branchentypische behandelte Nachhaltigkeitsaspekte hin gescreent werden. Die aus allen o. g. Aspekten resultierenden Ergebnisse wurden in einer Bionorica-spezifischen Shortlist zusammengefasst.
Rz. 7
Um alle Projektmitglieder innerhalb der Projektgruppe CSRD (Abb. 1) mit der Regulatorik vertraut zu machen, wurde ein erster gemeinsamer interner Workshop veranstaltet, in dem das externe Beraterteam insbes. die Systematik der neuen Standards vorgestellt hat. Auch das Prinzip der doppelten Wesentlichkeitsbewertung wurde detailliert erläutert, um ein einheitliches Grundverständnis bei den Fachabteilungen zu schaffen und mögliche Fragestellungen bereits im Vorfeld zu behandeln. Des Weiteren wurde in dem ersten allgemeinen Workshop der weitere Projektverlauf besprochen und der Prozess der Wesentlichkeitsanalyse, auch IRO-Assessment (Impacts, Risks, Opportunities) genannt, aufgezeigt. Damit konnte sich der Teilnehmerkreis ein besseres Bild davon machen, welche Informationen durch die Fachabteilungen bereitgestellt werden müssen. Ferner war eine Einschätzung darüber möglich, ob das vorab definierte Projektteam bereits vollständig ist oder ob es noch Unterstützung durch weitere interne Experten bedarf.
Rz. 8
Nach Festlegung der einzelnen Projektteams, die für die Wesentlichkeitsanalyse notwendig sind, wurde der Detaillierungsgrad beim Workshop zur Durchführung des IRO-Assessments deutlich erhöht. Nach Durchsprache des Prozesses und Klärung einzelner Definitionen aus der Regulatorik wurde ein Template (siehe für eine vereinfachte Darstellung Abb. 2) beispielhaft Schritt für Schritt für einen Aspekt gemeinsam bearbeitet. Dadurch konnten konkrete Fragen während der Befüllung direkt geklärt werden. Mit dem Workshopmaterial wurden zudem verständliche Hilfestellungen mit an die Hand gegeben. Die Projektteams haben sich so organisiert, dass sie sich in Gruppen gem. der Themen E, S und G zusammengefunden und dort gemeinsam Themengebiete zur weiteren Bearbeitung aufgeteilt haben. Im Lauf der Projektphase fanden innerhalb der Teams regelmäßige Abstimmungsmeetings statt, in denen auch weitere mögliche Auswirkungen, Chancen und Risiken zusammengetragen wurden.
Rz. 9
Die Auswahl der potenziell wesentlichen Themen erfolgte somit i. R. d. Wesentlichkeitsanalyse. Die Begriffe Auswirkungen, Risiken und Chancen (Impacts, Risks and Opportunities – kurz IRO) stellen dabei die zentralen Kernelemente für die Durchführung eines IRO-Assessments (= Wesentlichkeitsanalyse) dar. Angesichts der in den ESRS umfangreich definierten Angabepflichten und Datenpunkte besteht das Ziel des IRO-Assessments darin, den Fokus auf diejenigen Themen zu lenken, die für das eigene Unternehmen von Bedeutung, also wesentlich und damit gem. ESRS berichtspflichtig, sind (ESRS 1.14 sowie ESRS 1.25 ff.). Innerhalb des Unternehmens ist daher ein Verständnis für mögliche Auswirkungen aus der/auf die Umwelt notwendig, um die Einstufung als wesentlich/unwesentlich adäquat treffen zu können.