Dr. Peter Müller-Pellet, Dr. Markus Kottbauer
Die Misserfolgsquote von Innovationen ist hoch, nur aus sehr wenigen Ideen werden am Ende auch erfolgreiche, marktreife Produkte. Es bedarf deswegen vieler Ideen und somit auch eines hohen Ressourceneinsatzes. Innovative Unternehmen gehen also ein hohes unternehmerisches Risiko ein. Dieses Risiko kann deutlich verringert werden, wenn die Innovationstätigkeit über Strategische Suchfelder strukturiert und systematisch geleitet wird.
Suchfelder könnte man auch als mögliche zukünftige Themenfelder der Innovationstätigkeit bezeichnen. Also jene Themen, Fragestellungen, Bereiche, in denen konkret innoviert und nach Innovationspotenzialen gesucht werden soll. Wird eine Person gebeten, aus dem Nichts heraus eine kreative Idee zu nennen, wird ihr das sehr schwerfallen. Viel leichter ist es hingegen, Vorschläge zur Lösung einer konkreten Problemstellung zu nennen. Das ist ein wesentlicher Grund der Arbeit mit Strategischen Suchfeldern. Die Innovationstätigkeit soll strukturiert und zielführend erfolgen, wofür Leitplanken, also klar abgegrenzte Innovationsbereiche, benötigt werden. Damit erhöht die Arbeit mit Suchfeldern die Wahrscheinlichkeit, dass sowohl die Anzahl an Ideen erhöht als auch die Wesentlichkeit optimiert wird, also zum Unternehmen passende Ideen generiert werden. Denn die Suchfelder kanalisieren die Ideenfindung strukturiert, helfen bei der Priorisierung und Auswahl der Ideen und geben Rahmenbedingungen für die Zuteilung der (meist begrenzten) Ressourcen vor. Dabei wird sichergestellt, dass alle Innovationstätigkeiten im Einklang mit der Strategie und der vorgesehenen langfristigen Ausrichtung des Unternehmens erfolgen. Damit dies erfüllt werden kann, müssen die Suchfelder eine Brücke zwischen Unternehmensstrategie und Innovationstätigkeit darstellen. Oder anders formuliert: analytisch abgeleitete Strategische Suchfelder stellen den Kern der Innovationsstrategie dar.
Die Suchfeldanalyse besteht aus drei wesentlichen Analysefeldern, aus denen in Übereinstimmung Suchfelder abgeleitet und in einer Suchfeldmatrix dargestellt werden (siehe Abb. 3).
Abb. 3: Prozess der Suchfeld-Analyse
4.1 Trend-Analyse
Aufgabe der Trend-Analyse ist es, ein gemeinsames Bild der fernen Zukunft bzw. von möglichen Zukunftszuständen und der dann herrschenden Bedingungen zu beschreiben. Daraus sollen Suchfelder herausgearbeitet werden, um diesem Zukunftsbild möglichst proaktiv entgegenzugehen.
Abb. 4: Vorgehen bei der Trend-Analyse
Grundlage einer jeden Trend-Analyse bildet die Beschäftigung mit den Megatrends. Als Megatrend werden Entwicklungen bezeichnet, die zwar langsam, aber über einen sehr langen Zeitraum (Jahrzehnte) global und komplex auf alle Lebensbereiche unserer Gesellschaft einwirken. Megatrends sind demnach die größten Treiber des Wandels und geben eine gute Orientierung, in welche Richtung sich das Umfeld unseres Unternehmens entwickeln könnte. Forschungsinstitute wie bspw. das Zukunftsinstitut beschäftigen sich intensiv mit Trends und publizieren dazu regelmäßig Trendreports und eine sogenannte Trendmap.
Für die Trend-Analyse ist es relevant, sich mit den Megatrends zu befassen, um die potenziellen Einflussfaktoren auf das eigene Unternehmen zu verstehen. Aktuelle Megatrends sind z. B. Urbanisierung; Energie-, Klimawandel und Nachhaltigkeit; Künstliche Intelligenz; Transhumanismus und Mensch 4.0; Virtualisierung, Arbeits- und Lernwelten der Zukunft; Medizin, Gesundheit und Selbstoptimierung.
Innovations-Scouting-Software
Es ist eine riesengroße Herausforderung geworden, den Überblick über relevante Publikationen zu bewahren und up to date zu bleiben, über die Vielzahl der sich ständig erweiternden Möglichkeiten, über bereits irgendwo auf der Welt umgesetzte Innovationen, neue bereits in Einsatz befindliche relevante Technologien oder gegründete Start-ups. Inzwischen gibt es auf Innovations- und Trend-Scouting spezialisierte Software, die mit Künstlicher Intelligenz weltweit Datenbanken und Quellen von Innovation automatisiert nach definierten Suchfeldern durchsucht und dann relevante Informationen zur Verfügung stellt. Ein solcher Anbieter ist bspw. INNO-Verse. INNO-Verse bietet mit dem sogenannten Innovationskompass Zugang zu tausenden globalen Innovationsbeispielen, die kompakt und verständlich in deutscher und englischer Sprache in sogenannten INNO-Nuggets aufbereitet sind.
In einem zweiten Schritt werden die Megatrends bewertet und z. B. in einem Trend-Portfolio einsortiert (siehe Abb. 5). Dabei wählt man 2 Achsen:
- Wie hoch ist die Eintrittswahrscheinlichkeit einer Wirkung des Megatrends auf die Branche?
- Wie groß ist die Auswirkung des Megatrends auf das eigene Unternehmen?
Abb. 5: Mega-Trend-Portfolio
Anhand der Platzierung der Megatrends im Portfolio können bereits Handlungsempfehlungen für den Umgang mit dem jeweiligen Megatrend abgeleitet werden. Jene Megatrends, die weit rechts oben im Portfolio platziert sind, gilt es in der weiteren Analyse näher zu betrachten.
Jedem Megatrend könne...