Carmen Auer, Viola Möller
1.5.1 Entstehung
Rz. 63
Der United Nations Global Compact (UNGC) wurde offiziell im Juli 2000 auf Initiative des damaligen UN-Generalsekretärs Kofi Annan gegründet. Vorangegangen war sein Angebot beim Weltwirtschaftsforum in Davos Anfang 1999 an die Unternehmen, einen Pakt mit der UN einzugehen, um die Globalisierung sozialer und ökologischer zu gestalten. Nach anfänglicher Zurückhaltung verfolgte die Internationale Handelskammer (ICC) den Gedanken weiter, und man einigte sich auf eine enge Zusammenarbeit zwischen ICC und UN. Schließlich gelang es der ICC, mehrere Unternehmen von dem Vorhaben zu überzeugen, so dass im Jahr 2000 die Idee Realität wurde.
Rz. 64
Seit dem hat sich der UNGC von anfänglich 44 Unternehmen zur weltweit größten unternehmerischen Nachhaltigkeitsinitiative und globalen Bewegung mit rund 25.000 Unternehmen und nicht unternehmerischen Interessengruppen aus 170 Ländern entwickelt.
1.5.2 Ziele und Strategie
Rz. 65
Der UNGC verfolgt 2 übergeordnete Ziele:
- Organisationen sollen ihre Strategie und ihre Geschäftstätigkeiten an den 10 Prinzipien des UNGC (Rz 72 ff.) zu Menschenrechten, Arbeitsnormen, Umwelt und Korruptionsprävention ausrichten.
- Organisationen sollen strategische Maßnahmen ergreifen, um umfassende gesellschaftliche Ziele wie die UN Sustainable Development Goals (SDGs; Rz 148 ff.) voranzutreiben.
Rz. 66
Während die 10 Prinzipien zeitlos sind und grds. definieren, wie Organisationen arbeiten und mit der Gesellschaft interagieren, gibt es für die SGDs einen klaren begrenzten Rahmen bis 2030.
Rz. 67
Der Schwerpunkt des UNGC liegt auf Kooperation und Kollaboration. Neben übergeordneten Aktionen, Unterstützungsangeboten und Ressourcen wird der UNGC über lokale Netzwerke organisiert (Rz 69). Er richtet sich an Unternehmen jeglicher Größe und Sektoren. Die Erwartungshaltung unterscheidet sich jedoch für multinationale, nationale oder kleine und mittlere Unternehmen.
Rz. 68
Im Jahr 2024 veröffentlichte der UNGC eine neue Strategie für die Jahre 2024 bis 2025 und stellte insbes. darauf ab, die globale Wirkung von Unternehmen durch nachhaltige Geschäftspraktiken zu beschleunigen. Besonderes Augenmerk der Strategie liegt auf der Förderung lokaler Netzwerke und Partnerschaften sowie der regionalen Ausrichtung von Programmen, um den spezifischen Gegebenheiten vor Ort gerecht zu werden. Zudem liegt ein Schwerpunkt in der digitalen Transformation der Organisation, um Programme effizienter zu skalieren und die Unterstützung für die wachsende Teilnehmerbasis zu verbessern.
1.5.3 Lokale Netzwerke
Rz. 69
In den letzten 3 Jahren hat der UNGC sowohl die Anzahl neuer lokaler Netzwerke als auch das Engagement in bestehenden Netzwerken weltweit erweitert und deckt nun 102 Länder mit 62 lokalen Netzwerken ab. Der Anteil der Netzwerke in Entwicklungsländern stieg von 31 % im Jahr 2020 auf 68 % Ende 2022. Zusätzlich wurden 5 regionale Hubs eingerichtet, darunter neue Hubs in Afrika (Abuja) und Europa (Kopenhagen), um die Relevanz und Reaktionsfähigkeit auf regionale Erfordernisse zu stärken.
Rz. 70
Das deutsche Netzwerk ist eines der ersten (Gründung bereits im Jahr 2000) und größten und umfasst mittlerweile mehr als 1.250 Teilnehmende, davon die überwiegende Mehrheit Unternehmen. Daneben sind Vertreter der Zivilgesellschaft, der Wissenschaft und des öffentlichen Sektors Teil des Netzwerks. Es bietet vielfältige Lern- und Dialogformate und fördert den Wissensaustausch unter den Mitgliedern.
Rz. 71
Um Mitglied im UNGC und damit auch im deutschen Netzwerk zu werden, muss ein vorgesehenes Verfahren eingehalten werden, dessen wesentlicher Teil die schriftliche Erklärung – der sog. Letter of Commitment (Verpflichtungserklärung) – zur Unterstützung der 10 Prinzipien und der SDGs sowie zur Abgabe eines Fortschrittsberichts (Rz 77 ff.) ist. Die Erklärung muss von der Geschäftsführung unterzeichnet werden.
1.5.4 10 Prinzipien
Rz. 72
Die 10 Prinzipien bilden das Herzstück des UNGC und decken die Bereiche Menschenrechte, Arbeitsnormen, Umwelt und Korruptionsprävention ab. Sie definieren eine Art Minimumstandard, der von Organisationen in Strategien, Richtlinien, Verfahrensabläufen, der Unternehmenskultur etc. integriert werden sollte. Die 10 Prinzipien basieren auf den folgenden internationalen Normen und Rahmenw...