§ 8 Frameworks, Standards, Guidance / 2.5 Value Balancing Alliance (VBA)

2.5.1 Hintergrund

Rz. 211

Gesellschaften, Volkswirtschaften und Geschäftsmodelle befinden sich in einem grundlegenden Wandel hin zu mehr Nachhaltigkeit und gerechter Verteilung und Bewertung von Inputfaktoren. Um die Transformation von Wirtschaftsaktivitäten diesbzgl. zu unterstützen und voranzutreiben, benötigen Regulierungsbehörden, Finanzmarktakteure und Unternehmen belastbare und maßgeschneiderte Informationen über die Leistung und die eingesetzten externen Faktoren von Unternehmen. Allerdings ist die Methodenlandschaft zur Bewertung der Leistung von Unternehmen aus dieser Perspektive immer noch sehr fragmentiert. Hier will die Value Balancing Alliance (VBA) eine Lücke schließen.^[1]

Rz. 212

Als gemeinnütziger Verein vereint die VBA internationale Unternehmen aus verschiedenen Branchen und Regionen. Sie wurde 2019 als ein Zusammenschluss multinationaler Unternehmen gegründet, mit dem gemeinsamen Ziel, den Wert der Beiträge von Unternehmen für Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt messbar und transparent zu machen. Ökologische und soziale Auswirkungen sollen in vergleichbare Finanzdaten übersetzt werden und Kennzahlen liefern, die sich bisher nicht in der Bilanz eines Unternehmens wiederfinden. Durch gemeinsame Entwicklung und Erprobung der Methodiken und Kennzahlen soll ein standardisierter Ansatz zur Ermittlung eines ganzheitlichen Unternehmenswerts geschaffen und ein Offenlegungsrahmen für eine bessere Vergleichbarkeit der Daten entwickelt werden.^[2]

Rz. 213

Die VBA entwickelt und testet Konzepte, um reale Werte von unternehmerischen Aktivitäten und Geschäftsmodellen zu ermitteln (Externalitäten) und die ökologischen und sozialen Auswirkungen in vergleichbare Finanzdaten zu übersetzen (Internalisierung; Abb. 17).

Abb. 17: Internalisierung^[3]

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Die VBA ist Mitglied in der EU Platform on Sustainable Finance; sie wurde von der EU mit der Entwicklung von Grundsätzen für eine umweltgerechte Rechnungslegung beauftragt und arbeitet mit der OECD an integrativen Wertschöpfungsketten. Dabei wird die VBA von Wirtschaftsprüfungsgesellschaften, Forschern und Akademikern unterstützt und arbeitet auch in enger Abstimmung mit Standardsetzern an dem Ziel, eine einheitliche, international anerkannte Bewertungsmethode für die Berechnung zuverlässiger Nachhaltigkeitskennzahlen zu etablieren.

[1] Vgl. Forbes, Werte als Währung, 2021, www.forbes.at/artikel/werte-als-waehrung.html, Abruf 14.6.2024.

[2] Vgl. Value Balancing Alliance, Who we are and what we fight for, www.value-balancing.com/en/about-us.html, Abruf 14.6.2024.

[3] Quelle: Value Balancing Alliance e. V., 2021.

2.5.2 Doppelte Wesentlichkeit

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Im Kontext der VBA wird das Konzept der doppelten Wesentlichkeit zum einen durch den "Value to Society"-, zum anderen durch den "Value to Business"-Ansatz geprägt (Abb. 18). Während sich die 1. Sichtweise mit dem Wertbeitrag bzw. den Auswirkungen der Organisation auf Umwelt und Gesellschaft beschäftigt, befasst sich die 2. Perspektive mit den Folgen auf die (längerfristige) finanzielle Leistung des Unternehmens unter Einfluss von Nachhaltigkeitskriterien. Beide Perspektiven sind inhärent miteinander verbunden.^[1]

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Gem. der VBA ist der wahre Wert eines Unternehmens nicht aus der Bilanz allein ablesbar, sondern beinhaltet auch die Zukunftsaussichten der Organisation und ihrer immateriellen Vermögenswerte, wie den Wert der Produkte für die Kunden, die Fähigkeiten seiner Mitarbeiter oder die Ökoeffizienz seiner Produktionsprozesse.

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Um diese Werte messbar und vergleichbar zu machen, hat sich die VBA die Entwicklung eines Standards auf die Fahne geschrieben und eine entsprechende Bewertungsmethode auf Basis unterschiedlicher aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse entwickelt. In einer Pilotanwendung bei den Mitgliedsunternehmen wurde die Ausgangsmethode weiterentwickelt.

Abb. 18: Broader Enterprise Value^[2]

[1] Siehe bzgl. doppelter Wesentlichkeit u. a. Accountancy Europe, Interconnected Standard Setting for Corporate Reporting, 2019, www.accountancyeurope.eu/wp-content/uploads/191220-Future-of-Corporate-Reporting.pdf; CDSB, Falling short?, 2020, www.cdsb.net/sites/default/files/falling_short_report_double_page_spread.pdf; EFRAG ESRS E1 Climate Change, https://www.efrag.org/sites/default/files/media/document/2024-08/ESRS%20E1%20Delegated-act-2023-5303-annex-1_en.pdf; Natural Capital Coalition, Natural Capital Protocol, 2016, S. 15, https://capitalscoalition.org/wp-content/uploads/2021/01/NCC_Protocol.pdf, Abruf jew. 14.6.2024; Baumüller/Lopatta/Hrinkow, in Freiberg/Lanfermann (Hrsg.), Haufe ESRS-Kommentar, 1. Aufl., 2023, § 3 Rz 57 ff.

[2] Quelle: Value Balancing Alliance e. V., 2021.

2.5.3 Pilotprozess

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Aufbauend auf der Arbeit führender Universitäten, der Erfahrung von Mitgliedsunternehmen sowie bestehender Rahmenwerke wurden 2020 und 2022 weltweit strukturierte Pilotprozesse durchgeführt, um die methodischen Ansätze der VBA in der unternehmerischen Praxis zu testen und die zugrunde liegende Dokumentation zu detaillieren.^[1] Kriterien zur Pilotierung waren Machbarkeit, Skali...