Alexander Schlüter, Deborah Nasca
3.7.1 Hintergrund und Situation
FlixMobility, besser bekannt als FlixBus, wurde 2013 von drei Freunden als klassisches Start-Up gegründet und hat innerhalb von lediglich 5 Jahren Europas größtes Fernbusnetz geschaffen. Mittlerweile kann man auf den Straßen in 29 Ländern die charakteristischen grün-orangen Busse antreffen und seit kurzem bietet FlixMobility unter der Submarke FlixTrain erste Verbindungen auf der Schiene in Deutschland an. 2018 wurden ein Tochterunternehmen in den USA gegründet und erfolgreich erste Linien an der Westküste in Betrieb genommen. Ein weiteres Highlight war die Inbetriebnahme des ersten vollelektrischen Fernbusses in Deutschland auf der Strecke zwischen Frankfurt und Mannheim. Vereine, Unternehmen, Schulen und Privatpersonen können außerdem über das Produkt FlixBusMieten Busse für individuelle Gruppenreisen buchen.
FlixMobility versteht sich dabei als einzigartige Kombination aus Technologie-Start-Up, E-Commerce-Unternehmen und klassischem Verkehrsbetrieb. Durch proprietäre Software-Entwicklungen ist es FlixMobility gelungen, ein sehr traditionelles Verkehrsmittel mit einem etwas angestaubten Image zu digitalisieren und die Fernreise im Bus als umweltfreundliche Alternative insbesondere zum Individualverkehr zu etablieren. Durch den modernen und intuitiven Online-Buchungsprozess, hohe Komfort- und Sicherheitsstandards sowie ein ausgesprochen attraktives Preis-Leistungs-Verhältnis konnten neue Kundengruppen angesprochen werden, die vorher andere Verkehrsträger und Mitfahrgelegenheiten genutzt oder die jeweilige Reise gar nicht erst angetreten hätten.
Zwar beschäftigt FlixMobility weltweit über 1.000 Mitarbeiter, davon jedoch keinen einzigen Busfahrer oder Lokführer. Während sich FlixMobility vor allem auf die Netzwerkplanung, die Produktentwicklung, das Pricing, Marketing und Vertrieb konzentriert, werden die Fahrten selbst durch sehr erfahrene, meist mittelständisch geprägte Busunternehmen durchgeführt, die sich um den operativen Betrieb der Fahrzeugflotte kümmern. Dieses Plattform-Modell erlaubt sowohl FlixMobility als auch den über 300 Partnerunternehmen, sich auf denjenigen Teil der Wertschöpfungskette zu fokussieren, wo sie jeweils den größten Mehrwert generieren können.
Mittlerweile sind über 130 Mio. Passagiere in einem FlixBus gefahren und der jährliche Umsatz liegt bei weit über einer halben Mrd. EUR. Damit hat die FlixMobility GmbH rein größenmäßig das Start-Up-Stadium hinter sich gelassen und sich als bedeutender Spieler im internationalen Fernverkehrsmarkt etabliert. Gleichwohl wird durch das Management großer Wert darauf gelegt, dass durch die Unternehmenskultur, dem Fokus auf Innovation und der klaren Wachstumsorientierung der Charakter als Start-Up-Unternehmen weiter gepflegt wird.
3.7.2 Ziele und Steuerung
Diese konsequente Ausrichtung erfordert den vollen Rückhalt der Investoren. Neben den drei Gründern und einigen frühen Business Angels sind es insbesondere technologieorientierte Wachstumsfonds, die die Finanzierung der intensiven Wachstumsstrategie sicherstellen und mit ihrem spezifischen Know-how unterstützen. FlixMobility ist es dabei gelungen, bereits 2017 die Gewinnschwelle im operativen Geschäft zu erreichen.
Zur Umsetzung der Wachstumsstrategie hat FlixMobility stets auf eine Kombination aus organischen und anorganischen Maßnahmen gesetzt. Wesentlicher Meilenstein der noch kurzen Unternehmensgeschichte war Anfang 2015 der Zusammenschluss von FlixMobility mit dem damaligen Hauptkonkurrenten MeinFernbus. Die Fusion erlaubte es den beiden Unternehmen, ihre Kräfte zu bündeln, um im Heimatmarkt Deutschland gegen die weitaus finanzstärkere Konkurrenz von Deutscher Post/ADAC, Deutscher Bahn und internationalen Spielern wie Megabus zu bestehen. 2015 wurden zudem die ersten nationalen Fernbusnetzwerke in Frankreich und Italien gestartet. 2016 folgten Kroatien und weitere Länder in der CEE-Region sowie die Übernahme des kontinentalen Busgeschäfts von Megabus. Die weitere geographische Expansion in Nordeuropa gelang ebenfalls sowohl über den Start eigener Landesgesellschaften sowie die Übernahme regionaler Busunternehmen in Dänemark und Schweden. Dabei wurde im Rahmen der Integration stets darauf geachtet, dass der Zielzustand das klassische Geschäftsmodell von FlixBus widerspiegelt, also der operative Betrieb bei den lokalen Partnerunternehmen verbleibt.
Die Geschäftsführung der FlixMobility GmbH besteht heute aus den drei Gründern sowie dem CFO, der neben den Finanzen auch die Bereiche Legal und Procurement verantwortet. Das erweiterte Managementteam fokussiert sich in spezifischen Gremien unter anderem auf die Steuerung der aktuellen Performance der einzelnen Regionen, die Kundenzufriedenheit, die Entwicklung des Linienportfolios, die quartalsweise Priorisierung der Technologie-Roadmap und die strategische sowie operative Planung. In allen Bereichen werden Entscheidungen primär auf Grundlage von spezifischen Datenanalysen getroffen. Das webbasierte Geschäftsmodell von FlixMobility erlaubt die Verknüpfung einer Vielzahl von Dat...