Der Begriff "Nachhaltiges Entscheiden" kann sehr unterschiedlich interpretiert werden. Versuchen wir anhand zweier Fragestellungen, die möglichen Bedeutungen ins Bewusstsein zu rücken:
A. |
Wann ist eine Entscheidung nachhaltig? |
B. |
Wann führt eine Entscheidung zu Nachhaltigkeit? |
Eine Entscheidung ist nachhaltig (A-1), wenn sie Bestand hat und nicht nach kurzer Zeit wieder verworfen wird. Um die Gewichtigkeit dieser Art von Nachhaltigkeit besser zu verstehen, betrachten wir das Beispiel einer Investitionsentscheidung in einen neuen Markt.
Expansionsentscheidung ohne Nachhaltigkeit
Die Geschäftsleitung beschließt, in den Markt USA zu expandieren und gibt dem Vertrieb entsprechende Kapazitäten und Investitionen frei. Nach 3 Monaten treten rechtliche Schwierigkeiten auf und die Suche nach potenziellen Partnern erweist sich als schwieriger als gedacht. Noch bevor genauer geprüft wird, ob diese ersten erkennbaren Probleme nicht trotzdem eine erfolgreiche Marktpenetration zulassen, ruft die Geschäftsleitung den Vertrieb wieder zurück und die erst 3 Monate zurückliegende, eigentlich langfristige und strategische Entscheidung, wird revidiert. Die ursprünglich getroffene Entscheidung war demnach nicht nachhaltig, verursachte unnötige Kosten und band personelle Ressourcen. Besser wäre es, wenn nachhaltig die neue Geschäftsidee verfolgt werden würde und nur nach Eintreten definierter Abbruchkriterien die Verfolgung dieser Idee wieder beendet werden würde.
Als nachhaltig kann eine Entscheidung auch dann betrachtet werden, wenn die Wirkung der Entscheidung langandauernd ist (A-2).
Fabrikbau in Deutschland
Ein mittelständisches Unternehmen hat die Entscheidung getroffen, am bestehenden Standort in Deutschland, trotz hoher Löhne, eine moderne Fabrik zu errichten – etwa 25 Mio. EUR werden investiert. Die Entscheidung kann als nachhaltig bezeichnet werden, da diese Produktionsstätte vermutlich die nächsten 30 Jahre bestehen wird.
Eine dritte Bedeutung der Nachhaltigkeit einer Entscheidung kann das Ausmaß an Veränderung (A-3) betreffen.
Erweiterung des Vertriebskanals
In den letzten Jahren haben viele Unternehmen, speziell Produzenten von Markenartikeln, einen Online-Shop eröffnet. Wenn ihre bisherigen direkten Kunden Händler oder Distributeure waren, wurde bisher ausschließlich ein B2B (Business to Business) Geschäft betrieben. Mit dem Onlineshop werden nun die Endkunden direkt bedient, also auch ein B2C (Business to Customer) Vertriebsweg wird bedient.
Die Arbeitsweise im E-Commerce unterscheidet sich wesentlich von der bisherigen Tätigkeit. Das viel kleinteiligere Geschäft muss mit deutlich höherer Geschwindigkeit abgewickelt werden als das B2B-Geschäft. Die Ansprache der Kunden, das komplette Kundenmanagement, das Online-Marketing und vieles mehr bringen ein völlig neues Arbeiten mit sich. Die Entscheidung für den Aufbau des neuen Online-Kanals wird von manchen als nachhaltig, i. S. v. gravierend und mit großer Bedeutung bezeichnet.
Folgende Interpretationen von nachhaltigem Entscheiden (Fragestellung A) sind also möglich:
- Entscheidungen mit langem Bestand
- Entscheidungen, deren Wirkung lange andauern
- Entscheidungen, die große Veränderungen bewirken
Entscheidungen können also anhand dieser 3 Attribute als "Nachhaltiges Entscheiden" klassifiziert werden. In unserem Verständnis führt das nachhaltige Entscheiden jedoch noch nicht zwingend zu Nachhaltigkeit. Wir widmen uns nun der Fragestellung B: Wann führen Entscheidungen zu Nachhaltigkeit?
Um dies beantworten zu können, muss zuerst ein gemeinsames Verständnis darüber hergestellt werden, was Nachhaltigkeit für Unternehmen bedeutet und wie Unternehmen Nachhaltigkeit erreichen können. Wir betrachten daher im nächsten Kapitel das Konzept der Corporate Social Responsibility näher.