Nachhaltigkeit lernen: Die grüne Lernagenda

Kann man Nachhaltigkeit lernen und, wenn ja, wie? Die Vaude Academy, die vor zwei Jahren gegründet wurde, setzt bei der Strategie und den oberen Führungskräften an. In der Praxis gewinnen durch eine solche strategische Ausrichtung auf Nachhaltigkeit neue Skills an Bedeutung. Unternehmen bauen ihre Lernprogramme um, stehen dabei aber oft noch am Anfang.

Ein Outdoor-Ausrüster, der eine Akademie für nachhaltiges Wirtschaften gründet? Klingt ungewöhnlich. Wenn der Name Vaude dazugehört, ist das anders. Spätestens seit Antje von Dewitz 2009 die Geschäftsführung übernommen hat, steht das Familienunternehmen für Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung.

"Wir haben immer mehr Anfragen von Unternehmern, Schulen und Hochschulen bekommen, die gerne von uns lernen wollten", erklärt Lisa Fiedler, die seit März 2020 die Vaude Academy für nachhaltiges Wirtschaften federführend mit aufgebaut hat. Die Anfragen fielen auf fruchtbaren Boden, denn Vaude möchte sein Geschäftsmodell nachhaltig weiterentwickeln. "Wenn Ressourcen endlich sind, können und wollen wir irgendwann mit unseren Outdoor-Produkten nicht mehr wachsen", sagt Fiedler. So ist die neue Akademie für nachhaltige Unternehmensführung Teil einer Diversifizierungsstrategie – neben Dienstleistungen, die eine lange Produktnutzung fördern, wie etwa Vaude Rent oder eine Reparaturwerkstatt.

Das Ziel: Raus aus "Projektchen-Status"

Bei einer Weiterbildungsakademie für Nachhaltigkeit könnte man an Kurse für CO2-Reduktion oder Materiallehre denken. Solche Anbieter gibt es. Die Vaude Academy hat jedoch einen anderen Fokus: die Strategie. "Wir agieren aus dem Verständnis heraus, dass Nachhaltigkeit ein Teil von unternehmerischer Verantwortung ist und in die Unternehmensstrategie integriert werden muss", so die Beraterin Lisa Fiedler. Den Begriff "Nachhaltigkeitsstrategie" meidet sie, suggeriere er doch, dass es sich dabei um eine Art Parallelstrategie zur offiziellen Firmenstrategie handle. Sie spricht von nachhaltiger Unternehmensstrategie.

Die Kunden der Vaude Academy – sie kamen anfangs häufig aus der Textilbranche – erhalten "Hilfe zur Selbsthilfe" in ihrem Strategieprozess. Die meisten wollen laut Fiedler "raus aus dem Projektchen-Status". Hier und da mal ein Nachhaltigkeitsprojekt, das bringe die Organisationen nicht voran. Man muss bei der Frage ansetzen, mit welchen Stellschrauben sich eine Organisation nachhaltig aufstellen lässt. Häufig bilden sich dafür interdisziplinäre und hierarchieübergreifende Teams. Sie beschäftigen sich in verschiedenen Workshops mit dem eigenen Nachhaltigkeitsverständnis und erarbeiten ein Zielbild. Sie stellen die Erwartungen von internen und externen Stakeholdern – wie etwa von Mitarbeitenden, Banken, Kunden oder Lieferanten – auf den Prüfstand. Am Ende soll eine Roadmap mit klaren Handlungsoptionen, Kennzahlen, Zielwerten und Verantwortlichkeiten stehen. Dazu gehört auch Nachhaltigkeit als Inhalt für Weiterbildungsformate – in Grundlagenschulungen oder spezifischen Fach- und Führungskräftetrainings.

Würth Modyf: definieren, priorisieren, ausformulieren

"Mit Unterstützung der Vaude Academy konnten wir eine Vision und Strategie für das Nachhaltigkeitsmanagement erarbeiten", erzählt Melanie Röger, Geschäftsführerin von Würth Modyf. Das Tochterunternehmen der Würth-Gruppe produziert Arbeitsbekleidung und Sicherheitsschuhe und dachte zunächst bei Nachhaltigkeit an nachhaltige oder recycelte Materialien. 2019 stellte es dafür eine Nachhaltigkeitsbeauftragte ein. Schnell wurde klar, dass Nachhaltigkeit einen ganzheitlicheren Blick erfordert und wesentlicher Bestandteil der Unternehmenskultur werden soll. Ein internationales Nachhaltigkeitsgremium entstand, in dem jedes Land – die Würth-Modyf-Gruppe hat knapp 440 Mitarbeitende in Deutschland, Spanien, Portugal, Frankreich, Norwegen, Italien und der Schweiz – jemanden definierte, der sich dem Thema widmet.

Doch es fehlte noch ein einheitliches Verständnis von Nachhaltigkeit. Deshalb ging das Unternehmen auf Vaude zu. Zunächst waren die Geschäftsführungen aller Gesellschaften und die zuständigen Mitarbeitenden aus dem Nachhaltigkeitsmanagement zwei Tage in Tettnang bei Vaude vor Ort, wo ihnen Expertinnen und Experten des Outdoor-Ausrüsters von der eigenen Erfahrung berichteten. Auf der Basis baute Würth Modyf einen sechstägigen Workshop auf, in dem die Teilnehmenden die Strategie erarbeiteten und Ziele formulierten, sie priorisierten und verabschiedeten.

Wissenstransfer und Förderung des Nachhaltigkeitsbewusstseins

"Wir haben in unserem ersten Nachhaltigkeitsbericht die Handlungsfelder Klima, Produkte, Lieferkette, Mitarbeitende und Verpackungen definiert", sagt Veronika Kromm. Würth Modyf hat die 22-Jährige direkt von der Hochschule rekrutiert. Über ihr duales BWL-Studium mit Schwerpunkt "Fashion Management" kam sie in die Workwear-Firma und übernahm Aufgaben wie die Nachhaltigkeitskommunikation und das Nachhaltigkeitscontrolling. Für ihre Bachelorarbeit hat sie eine Wesentlichkeitsanalyse erstellt: Sie befragte Stakeholder, wie wichtig die einzelnen Nachhaltigkeitsaspekte in den Handlungsfeldern für sie sind. Als Prio 1 kristallisierte sich die Dimension Mitarbeitende heraus: Die Stakeholder fanden den Wissenstransfer und die Förderung des Nachhaltigkeitsbewusstseins besonders wichtig. Neben Kommunikations- und Teamfähigkeit komme es vor allem auf Offenheit an – Kompetenzen, bei denen vorwiegend das Nachhaltigkeitsgremium gefragt ist. "Wenn man eine positive Grundeinstellung zu Nachhaltigkeit hat, ist man im Konfliktfall bereit, Entscheidungen nicht persönlich zu nehmen", so die Geschäftsführerin Melanie Röger.

Bisher gebe es noch wenig konkrete Konfliktfälle. Aber das Unternehmen bereite sich darauf vor, beispielsweise mit Schulungen zur Feedbackkultur. In der Vaude Academy haben die Beteiligten gelernt, was auf sie zukommen könnte – zum Beispiel, wenn man aus Nachhaltigkeitsgründen das Marketingbudget zurückschraubt. "Da sowohl Vaude als auch Würth Modyf Unternehmen der Textilbranche sind, konnten wir die Expertise und den Wissenstransfer nutzen." Bis 2020 bot Würth über die Akademie des Konzerns ein Grundlagenseminar für Nachhaltigkeitsmanagement an. Mit Blick auf die neu definierten Handlungsfelder reicht das jedoch nicht mehr aus. Die nächsten Schritte für den Umbau des Weiterbildungsprogramms zeigt der zweite Nachhaltigkeitsbericht auf: Das Unternehmen möchte verstärkt Know-how zur individuellen Optimierung der Arbeitsorganisation vermitteln und damit Anschluss an die New-Work-Initiative der Würth Gruppe schaffen.

Das Henne-Ei-Problem: Strategie oder Kompetenzen first?

Lisa Fiedler von der Vaude Academy meint: "Es ist sinnvoll, die Basics zu kennen – zum Beispiel wie man CO2-Ausstoß misst oder welche rechtlichen Vorgaben es gibt." Aber das Lernen passiere auch über die konkrete Anwendung in der Praxis. "Häufig braucht es zunächst eine Bewusstseinsbildung, damit der Lernbedarf deutlich wird." Wer sich neu mit Nachhaltigkeit beschäftige, habe vor allem ökologische Themen im Kopf. In der Begleitung von Unternehmen gebe es dann einige Aha-Momente beim Durchgehen der 17 UN-Nachhaltigkeitsziele, den "Sustainable Development Goals" (SDGs).

Die soziale Verantwortung entlang der Lieferkette ist laut Fiedler die größere Herausforderung. Und erst wenn konkrete Verantwortlichkeiten im Raum stehen, komme die Frage auf, ob sich zuständige Beschäftigte eigentlich kompetent genug dafür fühlen. Kompetenzen auf Vorrat aufzubauen, hält die Beraterin nur bedingt für sinnvoll. Das Optimale: wenn Strategie und Kompetenzaufbau Hand in Hand gehen. Zwar brauche man generell für Nachhaltigkeit Fähigkeiten wie Kreativität oder Komplexitäts- und Lösungskompetenzen. Doch auf der inhaltlichen Seite sei der Kompetenzbedarf abhängig vom jeweiligen Fachgebiet.

Vitesco Technologies: Trans­formation in der Autobranche

Beispiel: Vitesco Technologies. Das ehemalige Tochterunternehmen von Continental hat rund 37.000 Mitarbeitende und stellt unter anderem Antriebstechnologien für E-Autos her. Wie die Vaude-Kunden hat auch Vitesco an der Strategie geschraubt: "Nachhaltigkeit ist fest in unserer Strategie verankert", meint CHRO Ingo Holstein. Unter dem Schlagwort "Life Cycle Engineering" führt das Unternehmen Prozess- und Material­analysen durch und prüft Möglichkeiten von Re-Use oder Recycling. Die Produktpalette enthält nicht nur Elektronik, sondern auch Metall – etwa im Achsmotor von Vitesco. Man braucht noch Maschinenbauingenieure, doch der Bedarf bei den Softwareingenieuren steigt rapide - ebenso wie bei Experten für E-Mobilität. Hier setzt das Flaggschiffprogramm für die Weiterbildung zum Thema Elektrifizierung an, das der Antriebshersteller vor drei Jahren zusammen mit der OTH Regensburg ins Leben rief. Inzwischen haben es 926 Mitarbeitende durchlaufen, 750 sind schon zertifiziert.

Im Shopfloor ruft die "grüne Transformation" hingegen weniger Begeisterung hervor. Bei Montagetätigkeiten geht es immer häufiger um Maschinenüberwachung und Instandhaltung – die Beschäftigten sollen kleine Reparaturen selbst übernehmen. Daraus ergibt sich ein großer Lernbedarf. "Wir müssen die Einstiegsschwellen für Weiterbildung niedrig setzen – manche Beschäftigte haben Angst davor, wieder die Schulbank zu drücken", weiß Ingo Holstein. Es müsse nicht gleich eine dreijährige Ausbildung sein, als erster Schritt genüge auch ein Training.

Das Trainingsangebot von Vitesco ist vielfältig – es reicht von obligatorischen Compliance-Trainings für Menschenrechte bis hin zu freiwilligen Angeboten wie "Peer Learning" oder externen Trainingsmöglichkeiten. So stehen beispielsweise Trainingsangebote der Responsible Business Alliance oder des Umweltberatungsunternehmens Ecosense zur Verfügung. Auch bei Linkedin Learning können Beschäftigte Kurse für Nachhaltigkeit belegen. "Der Prozentsatz an Weiterbildungsstunden zum Thema Nachhaltigkeit nimmt gewaltig zu." Aktuell setzt das Unternehmen vor allem im Management an, zum Beispiel in den Leadership-Meetings mit den Top-200-Führungskräften. Bei Führungskräftetrainings ist laut Ingo Holstein Nachhaltigkeit in allen Diskussionen präsent. "Die Aussage, 'Ich gehe umsichtig mit Ressourcen um' ist in unserem Kompetenzmodell als relevantes Verhalten für alle Beschäftigten eingebettet – auch für Führungskräfte", betont der CHRO.

Von Green Skills bis IDGs

In den vergangenen Jahren sind weltweit einige Kompetenzmodelle für Nachhaltigkeit entstanden. McKinsey und der Stifterverband haben 2021 ihre "Future Skills" veröffentlicht. Die 21 Schlüsselkompetenzen enthalten "transformatorische Kompetenzen", die auf Nachhaltigkeit abzielen können: Urteilsfähigkeit, Innovationskompetenz, Missionsorientierung, Veränderungskompetenz und Dialog- und Konfliktfähigkeit. In einer wissenschaftlichen Arbeit erstellten die Ökonomen Francesco Vona, Giovanni Marin, Davide Consoli und David Popp einen "Green General Skill Index" vor. Sie clustern ihren Anforderungskatalog in Ingenieurs- und technische Fähigkeiten, naturwissenschaftliche Fähigkeiten, Management Skills, Controllingkompetenz und Soft Skills.

Aktuell sind vor allem die "Inner Development Goals" (IDGs) im Gespräch, die 2019 von der schwedischen Stiftung Elskäret und der Kommunikationsberatung New Division initiiert wurden. Das Anliegen: herausfinden, welche Skills es in Unternehmen braucht, um die 17 UN-Nachhaltigkeitsziele wirklich umzusetzen. Anhand von zwei Befragungswellen mit mehr als 1.000 Personen entwickelten vorwiegend skandinavische Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen verschiedener Hochschulen und Universitäten 2021 das aktuelle Framework. Sie identifizierten die fünf Dimensionen Being, Thinking, Relating, Collaborating und Acting mit 23 zugehörigen Skills. Mitte Dezember 2022 veröffentlichte die Initiative zudem ein Toolkit mit Handlungsempfehlungen für die Praxis. Hierzulande bekommt die international aktive Community Unterstützung von der Coaching Gesellschaft, dem Institut für praktische Emergenz und der Haufe Akademie. Letztere hat mit dem "Be6! Leadership Circle" schon ein ähnliches Modell.

Sport Conrad: Ohne Commitment keine Nachhaltigkeit

Die Vaude Academy prüft noch, ob die IDGs im Beratungsprozess von Nutzen sein können. Viele der darin genannten Kompetenzanforderungen tauchen aber auch so schon bei der Begleitung von Unternehmen auf. Zum Beispiel beim Traditionsunternehmen Sport Conrad, das in diesem Jahr sein 125-jähriges Bestehen feiert. Der stationäre Händler mit etwa 200 Mitarbeitenden in drei Filialen und einem Lager- und Logistikstandort nutzt seine Position, um Nachhaltigkeit zu fördern. "Wir haben Filterwerte im Onlineshop aufgebaut und heben in unseren Filialen nachhaltigere Produkte mit speziellen Etiketten hervor", erzählt Stefanie Buchacher, Head of Corporate Sustainability. Im Textilbereich gibt es schon viele nachhaltigere – also umwelt- und sozialverträglich hergestellte – Textilalternativen, die mit offiziellen Siegeln und Zertifikaten gekennzeichnet sind. Bei Hartwaren wie Skiern, Elektrogeräten oder Fahrrädern müsse noch mehr passieren. Es fehlen einerseits Standards oder Siegel zur Kennzeichnung und andererseits nachhaltigere Alternativen oder kreislauffähige Produkte, meint Buchacher, die Nachhaltigkeitsmanagement an der Leuphana Universität in Lüneburg studiert hat.

Mit der Vaude Academy arbeitete sie eng für den Strategieprozess zusammen. In drei Workshops justierte Sport Conrad die gemeinsame Vision für Nachhaltigkeit und erstellte eine konsequente Roadmap mit Maßnahmen, Verantwortlichkeiten und Zeitzielen. Um die Mitarbeitenden laufend mit gut verdaubaren Informationen zu versorgen und sie für Nachhaltigkeit begeistern, setzt Sport Conrad auf gemeinsame Veranstaltungen, Aktionstage, Dialog und Schulungen.

Für das eigene Weiterbildungsprogramm ist Nachhaltigkeitsmanagerin Stefanie Buchacher gemeinsam mit der Personalabteilung ständig auf der Suche nach passenden Angeboten und Tools. Gerade ist Sport Conrad etwa dabei, das Programm SDG Scouts vom Bundesdeutschen Arbeitskreis für Umweltbewusstes Management (BAUM) e. V. in die Ausbildung mit aufzunehmen. Die Auszubildenden sollen dabei Verbesserungspotenziale im eigenen Unternehmen erkennen und zusammen mit einem Paten oder einer Patin im Betrieb ein Nachhaltigkeitsprojekt entwickeln.

Für sich selbst hat Stefanie Buchacher das Angebot der Frau und Beruf GmbH entdeckt: Dort belegte sie in dem offiziell geförderten Projekt "Arbeit 4.0 – digital, agil, nachhaltig", das sich an Teilnehmende mit Wohnsitz in Bayern richtet, einen Kurs für innere Nachhaltigkeit. Das sei eine gute Gelegenheit, um sich mit anderen Frauen zu vernetzen und über Nachhaltigkeit zu sprechen. "In Reflexion und Austausch, auch mit branchenfremden Menschen, können wir von anderen Perspektiven lernen und uns gegenseitig bestärken." Künftig möchte die Nachhaltigkeitsverantwortliche Gamification-Elemente nutzen – und prüft deshalb Apps wie "Klimakarl", die Mitarbeitende spielerisch zum CO2-Sparen einlädt.

Der Händler hat klare Nachhaltigkeitsziele gesetzt – auch beim Umsatz und für den Verkauf. Doch "das Wissen um die Bedeutung von Nachhaltigkeit nimmt immer mehr ab, je weiter jemand von mir oder der Geschäftsleitung weg ist", so die Sustainability-Beauftragte. Außerdem rutschten im Arbeitsalltag schnell andere Dinge in den Vordergrund. Deswegen müsse man stetig die Beschäftigten für Nachhaltigkeit sensibilisieren. Dazu veranstaltet Sport Conrad zum Beispiel Aktionen wie einen jährlichen "Wir-denken-­um-Tag", an dem alle gemeinsam als "Team Sport Conrad" Naturschutzprojekte unterstützen. Um das Verantwortungsbewusstsein bei allen Mitarbeitenden zu stärken, etablierte Sport Conrad zudem auch ein interdisziplinäres CSR-Team. Führungskräfte stehen gleichwohl besonders im Fokus. In den Workshops mit Bereichsleiterinnen und Bereichsleitern hat die begleitende Beraterin, Katrin Mattes, deshalb Commitment-Sequenzen eingebaut: Die Teilnehmenden sollten beispielsweise auf einen Bierdeckel schreiben, was Nachhaltigkeit für sie bedeutet und warum sie sich dafür einsetzen. Stefanie Buchacher hat einen ganzen Stapel solcher Bierdeckel zur Hand, um die Führungskräfte bei Gelegenheit daran zu erinnern.

Strahlkraft von oben für die Nachhaltigkeitsstrategie

"Wenn die oberste Führung sich authentisch für Nachhaltigkeit einsetzt, entwickelt das eine ganz große Strahlkraft", weiß Lisa Fiedler von der Vaude Academy. In einem abgestuften Maß hätten auch alle Führungskräfte eine Vorbildfunktion. Zudem helfe es, weitere Menschen im Unternehmen zu identifizieren, die sich für Nachhaltigkeit begeistern. Man müsse sie mit nötigem Wissen ausstatten und in Transformationsprozesse einbinden.

Um Unternehmen dabei zu unterstützen, hat die Vaude Academy zum Beispiel in Kooperation mit dem Bundesverband Deutsche Sportartikelindustrie (BSI) und dem Fachmedium SAZ Sport das Trainingscamp "Nachhaltigkeit in der Sportartikelbranche" an den Start gebracht. Das Weiterbildungsangebot, das im Februar 2023 startet, vermittelt theoretische Grundlagen, die ein erfolgreiches Nachhaltigkeitsmanagement benötigt, unterfüttert mit praktischen Beispielen aus der Sportartikelbranche. In insgesamt neun Terminen – zwei davon in Präsenz, sieben als halbtägige Online-Termine – lernen die Teilnehmenden andere Menschen kennen, die sich in einer vergleichbaren Situation befinden.

Das findet Lisa Fiedler besonders wichtig, weil sich die Gleichgesinnten später bei Problemen gegenseitig ansprechen können. "Nachhaltiges Wirtschaften muss eine unverzichtbare Business-Disziplin werden, die zum Unternehmertum elementar dazugehört, wie Controlling, Produktentwicklung, Marketing, Vertrieb und Marketing. Da sind wir noch nicht."


Der Artikel ist zuvor in der Fachzeitschrift "wirtschaft+weiterbildung", Ausgabe 01/2023, erschienen. Darin finden Sie auch ein Interview mit Mario Kestler, Geschäftsführer Haufe Akademie, über die "Inner Development Goals". 


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