Learntec 2025: KI, Lernökosysteme und New Work im Fokus
Rund 13.000 Besucherinnen und Besucher kamen vom 6. bis 8. Mai 2025 nach Karlsruhe zur 32. Learntec, Fachmesse und der Kongress für digitale Bildung in Schule, Hochschule und Beruf. Das entspricht einem leichten Rückgang gegenüber der Besucherzahl im Vorjahr.
KI als strategischer Hebel für die Personalentwicklung
Zentrales Thema von Kongress und Ausstellung war erneut die Künstliche Intelligenz (KI). Die Botschaft: KI ist kein Selbstzweck, sondern kann als unterstützendes System Freiräume für menschliche Lernbegleitung schaffen – sofern sie strategisch eingesetzt wird. Lösungen reichten von KI-basierten Skill-Analysen und adaptiven Lernpfaden über automatisierte Inhaltserstellung bis hin zu smarten Lernbegleitern. Besonders gefragt waren Plattformen, die individuelle Lernwege ermöglichen und Daten intelligent verknüpfen.
Gleich zu Beginn der Messe nutzten viele Besucher den Vortrag von Prof. Dr. Anja Schmitz von der Hochschule Pforzheim als Orientierungspunkt für ihren Messebesuch. Schmitz beleuchtete die Auswirkungen von KI auf das Lernen und die damit verbundenen Dilemmata im Learning & Development (L&D). Sie plädierte für einen ganzheitlichen Ansatz bei der Gestaltung von Lernökosystemen und betonte die Notwendigkeit, den Wandel über die reine Einführung von KI hinaus aktiv zu gestalten. Unternehmen sollten eine klare Vision für Lernen und Personalentwicklung formulieren und ihre Haltung zur Zukunftsfähigkeit der Mitarbeitenden transparent machen, forderte die Professorin: "Nur wenn Lernende wissen, wie sie unterstützt und befähigt werden, können sie Veränderungen, insbesondere im Zuge der Einführung von KI, nicht als Überforderung, sondern als Entwicklungschance erleben."
New Work Evolution: Auseinandersetzung mit dem Wandel
Parallel zur Learntec fand in Halle 3 die "New Work Evolution" statt. Deren Programm brachte viele Frauen auf die Bühne, die sich Themen wie der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, der mentalen Gesundheit aber auch der Teilzeitfalle widmeten. Zu den Highlights des Bühnenprogramms gehörte unter anderem die Autorin Isabel Gebien, die zur Bedeutung von Zugehörigkeit als Überlebensfaktor für Organisationen referierte.
Im Live-Podcast von Kristina Enderle da Silva, Chefredakteurin der Fachzeitschrift "neues lernen", und Redakteurin Julia Senner sprachen Prof. Dr. Anja Schmitz und Jan Foelsing vom New Learning Lab nicht nur über New Learning und die Rolle der KI bei der Lernbegleitung: Sie luden spontan eine Zuhörerin ein, die praxisnahe Einblicke in die Lernbegleitung bei Datev lieferte. In einem weiteren von Zuhörenden umlagerten Live-Podcast diskutierten die Redakteurinnen mit Arbeitspsychologe und Autor Markus Väth aus Nürnberg sein Konzept des "Radikalen Arbeitens" als Gegenentwurf zu weichgespülten New-Work-Ideologien.
Learntec-Kongress: Kreativität braucht mehr als KI
Martin Korte, Professor für Neurobiologie an der Technischen Universität Braunschweig, setzte mit seiner Keynote "Lernen, Erinnern und Vergessen mit digitalen Medien" einen Höhepunkt des Learntec-Kongresses. Korte, der auch Co-Autor des Buches "Gute Idee: In sieben Schritten kreativ denken lernen" ist, forderte seine Zuhörer auf, die sich abzeichnenden Zukunftsprobleme noch kreativer anzugehen. "Um kreativ zu sein, müssen wir uns auf unser Problem konzentrieren. Wenn wir uns ständig vom Smartphone oder Tablet ablenken lassen, hemmt das die Kreativität enorm", so Korte. Beim Lernen sei es die Aufgabe der menschlichen und künstlichen Mentoren, die Lernenden anzuleiten, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Nur mit viel Geduld und selektiver Aufmerksamkeit könne das Relevante eines neuen Wissensgebietes aufgenommen werden. Außerdem warnte Korte davor, durch übermäßige Smartphone-Nutzung die Fähigkeit zur Empathie zu verlieren: "Wer ständig am Handy hängt, schaut anderen nicht mehr ins Gesicht."
Weitere Highlights des Kongressprogramms waren die britische KI-Bildungsexpertin Dr. Philippa Hardman (University of Cambridge), die über die strategische Gestaltung von KI-Lernszenarien sprach, der Robotikforscher Dr. Jan Peters, der über die Übertragbarkeit von maschinellen Lernmechanismen auf menschliche Bildungsprozesse referierte, sowie Panels zu Future Skills, responsiver Lernarchitektur und lernzentrierter Transformation von Unternehmen.
Messe-Fazit: Qualität schlägt Quantität
Nach Angaben des Veranstalters bewerteten über 90 Prozent der Besucher die Messe und den Kongress positiv. Die meisten Aussteller teilten den Eindruck, dass weniger Besucher kamen, die Qualität der Gespräche aber besser war als je zuvor. André Koch, Sales Manager der Vocanto GmbH aus Köln, war von seinem ersten Learntec-Besuch begeistert. Sein Unternehmen hatte sich die Pole-Position direkt am Eingang zur Halle 1 gesichert: "Wir hatten eine hohe Frequenz an Gesprächen und die Qualität war sehr gut", so Koch. Jan-Hendrik Precht, Geschäftsführer des Düsseldorfer Plattformanbieters Traperto, der einen Stand in Halle 2 gemietet hatte, sprach von der bisher besten Learntec für sein Unternehmen. Hajo Noll, Geschäftsführer der E-Learning-Agentur Canudo aus Bad Homburg, fasste sich kurz: "Wir kommen wieder!".
Die Veranstalter ziehen ebenfalls ein positives Fazit: Bereits zum Messeschluss waren demnach drei Viertel der Ausstellungsflächen für 2026 reserviert. Auch Stefanie Ruf, Product Ownerin der Learntec, zeigte sich überzeugt: "Wir werden auch im kommenden Jahr wieder Wegweiser in der dynamischen Bildungslandschaft sein." Die nächste Learntec, sogenanntes "Klassentreffen der E-Learning-Branche", findet vom 5. bis 7. Mai 2026 in Karlsruhe statt.
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