Learntec 2024: Der Einsatz von KI wird konkret

Der Einsatz von künstlicher Intelligenz in der Lerntechnologie und im Skill-Management wird immer konkreter. Selbst Neueinsteiger können ihren Bedarf an Lerntechnologie besser einschätzen. Das ist ein Fazit der Fachmesse Learntec, die vom 4. bis 6. Juni 2024 in Karlsruhe stattfand.

Zum 31. Familientreffen der E-Learning-Branche, wie die Fachmesse und der Kongress für digitale Bildung in Schule, Hochschule und Beruf auch genannt wird, kamen 14.000 Besucher und 419 Aussteller. Das Thema digitale Bildung ist hochaktuell. Fachkräftemangel, Generationswechsel in den Unternehmen und ein hoher Veränderungsdruck, gepaart mit der rasanten Entwicklung der künstlichen Intelligenz (KI), setzen Unternehmen und auch die Anbieter von Lerntechnologien selbst unter Druck. Man finde kaum noch Mitarbeitende und diese seien auch wechselwilliger als in früheren Jahren, stellte beispielsweise Milenko Joldzic, Senior Account Manager Enterprise beim Learning Management System-Anbieter Docebo, fest.

Praktische Anwendung von KI im Arbeitsalltag

Die gute Nachricht für die Besucherinnen und Besucher: Statt nur nebulös mit dem Buzzword "KI" zu werben, verzichteten einige Unternehmen lieber darauf. Sie zeigten stattdessen, wie mit Machine Learning oder der Integration eines Large Language Models wie ChatGPT die Erstellung von Inhalten einfacher und individueller möglich ist, oder wie sich mit KI-Unterstützung Skill-Profile aus Unternehmensdaten aus dem Internet erstellen lassen.

Die Themen und die Nachfrage haben sich im Vergleich zum Vorjahr kaum verändert, aber das Kompetenzniveau der Besucherinnen und Besucher auf der Learntec wird immer breiter und reicht vom Einsteiger bis zum Experten. Großes Interesse besteht nach wie vor an Einführungsveranstaltungen zu E-Learning und Lernplattformen. So war die Guided Tour E-Learning mehrfach ausgebucht. Vor allem kleine und mittelständische Unternehmen wollen endlich die bisherigen Excel-Listen zur Verwaltung von Lernangeboten ablösen und das Lernen im Unternehmen attraktiver und effizienter gestalten. Dies mag mit ein Grund dafür sein, dass die Nachfrage nach Content-Bibliotheken als Bestandteil von Lernplattformen nach wie vor so groß ist, dass sich Aussteller dazu entschlossen haben, diese neu anzubieten.

Im Bereich der Autorenwerkzeuge soll die Integration von generativer KI die Bedienung erleichtern und die Personalisierung von Lerninhalten weiter vorantreiben. Auch KI-gestützte Lernbegleitung oder virtuelles Coaching waren in verschiedenen Ausprägungen zu sehen. Selbstverständlich sind bei den meisten Anbietern von Lernplattformen inzwischen Funktionen, die auch Mitarbeitenden ohne eigenen PC-Arbeitsplatz oder Firmen-E-Mail digitales Lernen ermöglichen oder Extended Enterprise unterstützen. Großen Anklang fand die Microlearning-App Sparks der Haufe Akademie.

Learntec: Workshops und interaktive Angebote standen hoch im Kurs

Ein Garant für Besucherandrang ist seit Jahren der Bereich VR/AR in Halle 2. Hier nutzten viele Besucherinnen und Besucher die Möglichkeit, VR-Brillen selbst auszuprobieren und immersives Lernen zu erleben. In dieser Halle hat sich auch die Startup-Arena etabliert. Hier zeigten zum Beispiel junge Unternehmen, dass Blended Learning als Lernformat noch nicht überholt ist und mit neuen Ideen für sich werben kann. Ein Anziehungspunkt war erneut das Future Lab. Hier konnten die Besucherinnen und Besucher unter anderem mit Prof. Dr. Anja Schmitz und Jan Foelsing im Lego-Workshop ausprobieren, wie sich KI als Lernbegleiter etablieren kann.

Foelsing und Schmitz gehörten auch zu den Höhepunkten des Kongresses. Ihre gemeinsame Keynote zum Thema Mensch-Maschine-Kollaboration und Synergien auf dem Weg zu einer effizienten Lernbegleitung für Individuum und Unternehmen stieß auf großes Interesse und viele Nachfragen. Das Learntec-Kongresskomitee, bestehend aus Sünne Eichler, Prof. Dr. Peter A. Henning und Micha Pallesche, konnte mit der Lernstrategin und Transformationsexpertin Lori Niles-Hofmann aus Kanada internationale Prominenz gewinnen. Sie bestätigte in ihrer Keynote, was langjährige Player im E-Learning-Markt antreibt, ihre Produkte immer nutzerfreundlicher zu gestalten oder Unternehmen dazu bringt, eine Plattform abzulösen: "Tools werden nur so schnell angenommen, wie die Menschen lernen, damit umzugehen". (Lesen Sie hier ein Interview mit Lori Niles-Hofmann).

Festival-Charakter dank namhafter Gäste und Open-Air-Angebot

Bekannte Namen belebten die New-Work-Evolution in Halle 3, in der die Gestaltung von Arbeitsräumen im Mittelpunkt stand. Hier diskutierten zum Auftakt der Unternehmer Carsten Maschmeyer, HR-Influencer und Ex-SAP-Personalchef Cawa Younosi und die Autorin Elly Oldenbourg über ein breites Themenspektrum: von Schlüsselkompetenzen in Zeiten von KI über Employee Experience bis hin zur Vier-Tage-Woche. In der Haufe-Leselounge stellten unter anderem Prof. Dr. Michael Groß, Autorin und New-Pay-Expertin Stefanie Hornung und der Experte für wertebasiertes Kompetenzmanagement Prof. Dr. Werner Sauter neue Bücher vor.

Kostenloses Eis, Waffeln, Popcorn, Getränke oder auch sportliche Aktivitäten wie Basketball sorgten immer wieder für lange Schlangen an den Ständen. Auch die Möglichkeit, sich in einer Art Event-Arena mit großem Catering-Angebot, Sitz- und Liegemöglichkeiten auf der grünen Wiese zwischen den Messehallen vom Messetrubel zu erholen und sich mit anderen auszutauschen, kam bei den Besuchern gut an. Die Aussteller sehen den dadurch entstandenen Festival-Charakter der Messe mit gemischten Gefühlen - schließlich sollen möglichst viele Besucher an die Stände kommen und nicht in der Sonne liegen.

Positives, aber realistisches Messe-Fazit für die Learntec 2024

So positiv das Gesamtfazit zu Messe und Kongress ausfällt: Ein Blick auf die Entwicklung der Besucher- und Ausstellerzahlen zeigt auch, dass diese nicht unbegrenzt steigerbar sind. Gegenüber 13.500 Besucherinnen und Besuchern im Vorjahr kamen in diesem Jahr nur rund 500 Besucher mehr, was auch auf das Hochwasser in weiten Teilen Süddeutschlands zurückzuführen sein dürfte. Bei den Ausstellern gab es einen leichten Rückgang von 437 in 2023 auf 419 in 2024. Nach der starken Entwicklung in der Coronapandemie ist das Geschäft nach allgemeinen Aussagen schwieriger geworden. Der Konkurrenzdruck in dem immer noch kleinteiligen Markt steigt und es finden Übernahmen statt.

So hat die imc AG aus Saarbrücken bereits im vergangenen Herbst den E-Learning-Berater p-didakt GmbH aus Hamburg übernommen. Beide Unternehmen waren bisher mit großen Ständen auf der Messe vertreten, im nächsten Jahr wird es nur noch einen Stand geben.

Das Klassentreffen der E-Learning-Branche geht vom 6. bis 8. Mai 2025 in die nächste Runde. Wie Projektleiterin Stefanie Ruf zum Abschluss der Veranstaltung mitteilte, sind bereits rund 75 Prozent der belegten Fläche für die Learntec 2025 gebucht.


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