Volker Abel, Stefan Ruhland
In der heutigen dynamischen Geschäftswelt werden die Geschäftsmodelle von Unternehmen durch digitale Technologien, neue Wettbewerber und sich ständig ändernde Kundenanforderungen permanent herausgefordert. Viele Studien und Untersuchungen – wie auch die jährliche Insight Driven Organization (IDO) Survey von Deloitte – zeigen, dass Unternehmen und insbesondere Finanzdienstleistungsinstitute in der Lage sein müssen, professionell Daten und Erkenntnisse zu nutzen, um ihre Geschäftsentscheidungen und -strategien laufend weiterzuentwickeln.
Ein erkenntnisgesteuertes Unternehmen ist ein Unternehmen, welches Daten in den Mittelpunkt seiner Entscheidungsprozesse stellt. Dabei werden traditionelle Datenanalysen, künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen eingesetzt, um aus Datenmengen Erkenntnisse zu gewinnen, die als Grundlage für strategische Entscheidungen und zur Verbesserung der operativen Effizienz dienen. Im Kontext von Finanzinstituten kann dieser Ansatz z. B. genutzt werden, um die Vertriebsleistung zu steigern, Risiken zu reduzieren und die Einhaltung von regulatorischen Vorschriften zu verbessern.
Erkenntnisse der IDO Survey
Laut dem Global IDO Survey Report 2022 stufen jedoch ca. die Hälfte der Befragten ihre Betriebsmodelle als nicht ausreichend für fundierte analytische Erkenntnisse und datengestützte Entscheidungen ein. Die Umfrage zeigt, dass die größten Herausforderungen für Unternehmen nach wie vor der Zugang zu den richtigen Daten für Analysen (57 % der Befragten) und die Haltung von Daten und deren Qualität (55 % der Befragten) sind (s. Abb. 1). Somit können moderne Technologien wie künstliche Intelligenz, Robotic Process Automation (RPA) oder Advanced Analytics aufgrund der aktuellen Datenhaushalte nicht effizient in den Organisationen eingesetzt werden.
Abb. 1: Die wichtigsten Herausforderungen für Unternehmen, nach Anzahl der Befragten
Bei der Transformation zur erkenntnisorientierten Organisation geht es jedoch nicht nur um die Einführung und Nutzung neuer Technologien. Es erfordert zusätzlich einen kulturellen Wandel, bei dem Daten und daraus abgeleitete Erkenntnisse in die Entwicklung der Struktur des Unternehmens eingebettet werden. Dies bedeutet den Aufbau einer datengestützten Kultur, die die Erkenntnisse aus der Datenanalyse in das Zentrum ihres unternehmerischen Handelns stellt und traditionelle Organisationsstrukturen in diesem Zuge überdacht werden müssen.
Der Weg zu einer datengesteuerten Organisation ist ein kontinuierlicher Prozess und muss von der Geschäftsleitung vorgelebt werden. Unternehmen, die diesen Wandel erfolgreich bestreiten, werden langfristig als Gewinner hervorgehen und haben nach aktuellen Studien empirisch eine dreimal höhere Profitabilität und sind 30 % innovativer als ihre Wettbewerber (s. Abb. 2).
Abb. 2: Vorteile einer IDO Kultur
Eine erkenntnis- und datengestützte Entscheidungsfindung ist für einige Branchen und Unternehmen immer noch Neuland, für andere hingegen schon lange in ihrem Geschäftsmodell verankert. Bei Finanzdienstleistungsunternehmen basieren die Entscheidungen seit je her auf Informationen und Daten, die sie selbst generieren oder extern beziehen. Dennoch haben sie das Potenzial der Nutzung von Daten und Technologien zur Förderung von Innovationen und zur Optimierung ihres Geschäftsmodells noch nicht vollständig ausgeschöpft.