Kleinere Unternehmen (Handwerk, Dienstleister) haben in der Regel keine Kapazitäten, um die Digitalisierung selbst zu organisieren. Dennoch: Auch hier muss die Geschäftsführung dafür sorgen, dass digitale Kompetenzen bereitgestellt werden, um so die Wettbewerbsfähigkeit mittel- und langfristig zu sichern. Die Geschäftsführung ist gefordert, diesen Prozess zu organisieren und stetig voranzutreiben. Im Einzelnen in diesen Schritten:
- Den Markt beobachten: Die Geschäftsführung verschafft sich zunächst einen breiten Überblick zum digitalen Stand in der Branche und in vergleichbaren Branchen (Benchmarking). Z. B., indem Sie die Internet-Aktivitäten Ihrer Konkurrenten von Ihren IT-Mitarbeitern regelmäßig und systematisch analysieren (lassen). Das betrifft auch den Überblick über die StartUp-Szene der Branche. Im Internet gibt es dazu einige Portale, die StartUps systematisch vorstellen und bewerten (z. B. www.gruender.de, Alle neuen Startups entdecken – die Startup-Liste von startupdetector, Startbase: Startups, Stories & Statistics).
- Erfahrungen austauschen: Nützlich ist der Austausch über den Stand der Digitalisierung und bestehender Digitalisierungsvorhaben in den Erfa-Gruppen der Branchen- und Fachverbände. Auch die regelmäßige und systematische Lektüre von Brancheninformationen und Fachzeitschriften ist hilfreich und durchaus nützlich. Auch die IHK und die Handwerkskammern haben das Thema Digitalisierung entdeckt, arbeiten mit Gründerzentren zusammen und organisieren den Austausch und Kontakte für StartUps untereinander und für Unternehmen in die StartUp-Szene.
- Digitale Teams bilden: Ausgangspunkt ist ein von der Geschäftsführung initiierter Prozess zur Strategieentwicklung, in dem die Mitarbeiter – unter externer Moderation – über die Zukunft des Unternehmens informiert werden und sich einbringen. Anschließend richtet die Geschäftsführung eine Projektgruppe/ein Team "Digitalisierung" ein, die wie ein StartUp im Unternehmen arbeitet und in der die beteiligten Mitarbeiter ihr kreatives Potential einbringen können. Wichtig ist die richtige Zusammensetzung der Teams. Es gilt, möglichst alle betroffenen Mitarbeiter/Funktionen/Abteilungen in das Digitalisierungsformat einzubeziehen und sie so mit neuen Arbeitsweisen vertraut zu machen (Kanban, Scrum). Wichtig ist auch, die Aufgaben und Ergebnisse des digitalen Teams in alle Bereiche des Unternehmens transparent zu kommunizieren (keine Geheimniskrämerei).
- Externe Beratung einholen: Die Beraterbranche hat sich auf das Thema Digitalisierung eingestellt. Wichtig ist, sich bei der Auswahl Referenzen einzuholen und diese auch zu prüfen. Spezielle Beratung für mittelständische Unternehmen bietet das Rationalisierungs-Kuratorium der Wirtschaft (RKW, Beratung für Digitalisierung im Mittelstand | RKW Baden-Württemberg (rkw-bw.de). Fördermittelberater sind hilfreich, wenn es darum geht, die passende Finanzierung für Ihr Unternehmen zu finden. KfW-Förderkredite gibt es z. B. für die Entwicklung und Implementierung von IT- und Datensicherheitskonzepten, für den Ausbau innerbetrieblicher Breitbandnetze, für die Einführung digitaler Vertriebskanäle, für Weiterbildungsmaßnahmen im Bereich Digitalisierung, für Projekte rund um Industrie 4.0 und für den Aufbau der Infrastruktur für Big Data-Anwendungen. In NRW wird die Anstellung einer Absolventin oder eines Absolventen aus einer Hochschule oder Forschungseinrichtung über einen Zeitraum von zwei Jahren gefördert (Mittelstand Innovativ NRW), der dann – IT-Fachwissen vorausgesetzt – als Digital-Assistent der Geschäftsführung eingestellt werden kann.
- Beteiligungen/Tochtergesellschaften: Digitalisierung ist immer auch ein Wettlauf mit der Zeit. Nicht immer gelingt es, den bestehenden Geschäftsbetrieb schnell genug umzustellen und auf veränderte Bedingungen anzupassen. Die Umstellung auf ein digitales Geschäftsmodell birgt immer auch wirtschaftliche Risiken. Nach wie vor scheitern viele StartUps mit ihren Ideen bei der Suche nach neuen Märkten und Produkten. Insofern macht es Sinn, risikobehaftete Digitalisierungsprojekte aus dem laufenden Geschäftsbetrieb herauszuhalten und in eigenständige Unternehmen auszulagern, z. B. in eine Tochtergesellschaft oder in Form einer Gemeinschaftsbeteiligung zusammen mit einem oder mehreren anderen Unternehmen bzw. Investoren. Möglich ist auch ein Engagement gemeinsam mit einem StartUp-Unternehmen.
In allen größeren Städten gibt es unterdessen (geförderte) Gründerzentren. Ziel ist es, junge Menschen mit StartUp-Ideen vor Ort zu binden, zu fördern und ihren Enthusiasmus in realistische Bahnen zu lenken. Das betrifft insbesondere alle Universitätsstandorte mit IT- und Informatik-Studiengängen. An der Schnittstelle zwischen Studium, Praktikum und Forschung gibt es zahlreiche Initiativen, die jungen Gründern eine Infrastruktur bereitstellen.
In solchen privaten Gründerzentren werden professionell ausgestattete Arbeitsplätze, beste Vernetzung, Beratung und weiterführende Seminar-Themen – BWL, Marketing, Soci...