Vermeidung von Überproduktion und Verschwendung

Die Ziele des Lean Managements werden durch das Kardinalziel der Vermeidung von Überproduktion geprägt. Gerade die traditionelle Ausrichtung der Massenproduktion auf eine hohe Maschinenauslastung führt oftmals dazu, dass nach einem fixen Plan produziert wird und man das Material dabei "pusht", ohne sich an den tatsächlichen Bedarfen des nachgelagerten Kundenprozesses zu orientieren. Diese Mehrproduktion muss unnötig bewegt, gezählt, gelagert werden, was Mitarbeiter- und Maschinenkapazitäten bindet. Die damit einhergehende Verlängerung der Gesamtdurchlaufzeit führt dazu, dass die Fähigkeit, auf Kundenwünsche zu reagieren, reduziert wird. Wartezeiten zwischen einzelnen Prozessschritten können entstehen. Zudem werden fehlerhaft gefertigte Teile, die sich im Werkstattumlauf-Bestand (so genannte Halbfabrikate) befinden, oftmals erst als solche erkannt, wenn sie weiterverarbeitet werden. Deshalb ist nur das zu produzieren, was vom nächsten Prozess tatsächlich benötigt wird.

Arten von Verschwendung

Neben dem Problem der Überproduktion unterscheidet man bei Lean Production 6 weitere Arten von Verschwendung:[1]

  1. Produktionsfehler (z. B. Ausschuss, Nacharbeit);
  2. Wartezeiten (z. B. wegen mangelnder Verfügbarkeit von Anlagen oder Dispositionsfehler beim Material);
  3. Lagerbestände (aufgrund suboptimaler Fertigungsabläufe);
  4. Unnötige und/oder ineffiziente Fertigungsprozesse
  5. Unnötige Bewegung von Menschen
  6. Unnötiger Transport von Gütern

Sie gilt es ebenfalls zu minimieren bzw. ganz zu vermeiden.

Gesamter Fertigungsfluss im Blick

Bei Anwendung der Wertstrom-Methode wird im Übrigen das Augenmerk nicht auf einzelne, vermeintlich suboptimalen Fertigungsschritte gelegt, sondern stets auf die Gesamtheit aller Prozesse. Der Blick erfolgt dabei rückwärtsgerichtet vom Kunden zurück zum Rohteil und soll helfen, die "Prozesse im Verbund zu sehen – in einem gleichmäßigen Fluss ohne Umwege, der die kürzesten Durchlaufzeiten, höchste Qualität und die niedrigsten Kosten erzeugt."[2] Gleichzeitig werden eine hohe Liefertermintreue und eine hohe Flexibilität zur Beherrschung der vom Markt gewünschten Produktvielfalt angestrebt.

[1] Vgl. Ohno, 2009, S. 19 f.
[2] Vgl. Rother/Shook, 2007, S. 39.

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