Kundenwünsche erfordern hohe Flexibilität

Ein Anspruch vieler Unternehmen besteht heutzutage darin, den Wünschen der Kunden möglichst exakt gerecht zu werden. Entsprechend gibt es hinsichtlich Design und Funktionalität zahlreiche kundengruppenspezifische Produkte. Die sich dadurch ergebende Vielzahl an Produktvarianten trägt jedoch zu einem Anstieg der Unternehmenskomplexität bei: aufwändigere Steuerungsprozesse und Rüstvorgänge verbunden mit erhöhtem Dispositionsaufwand und Fehlern aufgrund der Verwechslungsgefahr von Teilen. Vermehrte Rüstvorgänge gehen gleichzeitig zu Lasten der verfügbaren Produktionskapazität, da während des Rüstvorgangs nicht gefertigt werden kann. Aus diesem Grund ist eine sorgfältige und gewissenhafte Reihenfolgeplanung der Varianten erforderlich. Leerlaufzeiten, Kapazitätsengpässe oder ungünstige Rüstreihenfolgen sollen dabei vermieden werden und eine möglichst hohe Variantenflexibilität erreicht werden. Zur Messung der Variantenflexibilität wurde die Kennzahl EPEI (Every Part Every Interval) eingeführt. Sie besagt, welcher Zeitraum erforderlich ist, um alle Varianten einmal zu fertigen und zeigt damit auf, wie lange ein Unternehmen benötigt, um auf Variantenwünsche von Kunden zu reagieren. Das so ermittelte Zeitvolumen wird dabei jeweils auf die pro Tag verfügbare Kapazität bezogen.

Abb. 4: Schematische Darstellung der Berechnung der EPEI-Zeit[1]

EPEI zur Messung der Produktionsflexibilität

Wie aus der Grafik ersichtlich, ergibt sich der EPEI-Wert aus der Summe der Bearbeitungszeiten aller Produktvarianten – jeweils in vorgegebenen Losgrößen – zuzüglich deren Rüstzeiten und sonstiger Stillstände. Auch wird der EPEI vom im Rahmen des OEE erläuterten Verfügbarkeitsfaktor beeinflusst. Die Berechnung erfolgt an Hand der nachfolgenden Formel.

 
EPEI-Wert = (Summe Bearbeitungszeit + Summe Rüstzeiten)aller Variante  
Anzahl Ressourcen × Verfügbarkeitsgrad × Arbeitszeit pro Tag  

Formel 7: Berechnung der Kennzahl EPEI

Man erhält mit diesem Wert die Dauer, die erforderlich ist, alle Varianten einmal zu fertigen. Im Gegensatz zur reinen Angabe von Rüstzeiten und Losgrößen kann man aus diesem Wert besser ablesen, wie flexibel ein Produktionsprozess ist oder sein sollte, um alle Produktvarianten zu bedienen.[2] Eine Möglichkeit zur Verbesserung des EPEI-Wertes ist im Übrigen die Einführung von Parallelfertigung.

[1] In Anlehnung an Pfeffer, 2017, S. 55.
[2] Vgl. Erlach, 2007, S. 67.

Dieser Inhalt ist unter anderem im Haufe Finance Office Premium enthalten. Sie wollen mehr?


Meistgelesene beiträge