Dr. Peter Müller-Pellet, Dr. Markus Kottbauer
Das Scoring-Modell ist eine Nutzwertanalyse bzw. ein Punktebewertungsmodell. Es ermöglicht, verschiedene Optionen miteinander zu vergleichen, auch wenn diese sehr unterschiedliche Charakter aufweisen. Um ein beliebiges Beispiel zu nennen – es kann der Ausbau eines Vertriebsnetzes in einem etablierten Land (Option A) dem Aufbau eines neuen Geschäftsfeldes (Option B) der Investition in ein neues Produkt (Option C) gegenübergestellt werden. Anhand einer Berechnung von Nutzwerten, ist es mit diesem Entscheidungswerkzeug möglich, die Alternativen vergleichbar zu machen. Es wird für jede Option ermittelt, welchen Beitrag diese zur Erreichung zu einem vorher definierten Ziel leistet bzw. inwieweit ein bestimmtes Bewertungskriterium erfüllt wird. Dieses zu erreichende Ziel kann ein monetäres Ziel (Deckungsbeitrag, EBIT, Cashflow, EVATM) oder aber auch ein qualitatives (weiches) Ziel (strategische Bedeutung, Stakeholder-Zufriedenheit ...) sein.
Abb. 10: Scoring-Modell für 3 Optionen
Beim Aufbau des Modells müssen im ersten Schritt die relevanten Bewertungs- und Erfolgskriterien festgelegt und der Gewichtungsfaktor bzw. der Beitrag zur Zielerreichung als Indikator angegeben werden. Dabei können auch Restriktionen, also Mindest- oder Höchstausprägungen vorgegeben werden. Um die eventuell unterschiedliche Bedeutung des jeweiligen Kriteriums zur Erreichung des Ziels zu berücksichtigen, werden die Kriterien gewichtet. Dabei sollen 100 %-Punkte auf die einzelnen Kriterien verteilt werden. Im nächsten Schritt werden die Optionen zu jedem Kriterium beurteilt, wodurch der Teilnutzwert berechnet werden kann. Dieser ergibt sich aus dem Beitrag des Kriteriums zum Zielsystem (Gewichtung) und der Wertigkeit der Option (Erfüllungsgrad). Im letzten Schritt werden alle Punkte über alle Ziele und Bewertungskriterien zu einem Gesamtnutzen addiert. Diese können wiederum priorisiert werden und bieten daher die notwendige Entscheidungsgrundlage. Vor allem in komplexen Entscheidungssituationen, die von mehreren Einflussfaktoren bzw. Zielsystemen beeinflusst werden, ist das Scoring-Modell ein geeignetes Werkzeug, um objektive Entscheidungen zu treffen.
Investitionen optimal verteilen
Die wichtigen Ressourcen eines Unternehmens (Schlüsselmitarbeiter und Finanzmittel) sind zumeist beschränkt. Das Scoring-Modell ermöglicht bewusst zu entscheiden, worin diese kostbaren Ressourcen investiert werden, auch wenn die Möglichkeiten sehr unterschiedlicher Natur sind.