Die Einführung der CSRD und der EU-Taxonomie-Berichtspflicht stellt viele Unternehmen vor die Herausforderung, die umfangreichen Anforderungen innerhalb weniger Jahre umzusetzen. Im Folgenden werden die häufigsten Herausforderungen zusammengefasst:

  • Datenverfügbarkeit

Ein Großteil der zu berichtenden Kennzahlen wird derzeit noch nicht erfasst. Daher sind Daten- und IT-Strukturen oft unzureichend oder rudimentär vorhanden und müssen manuell gesammelt werden. Bspw. müssen Unternehmen im Rahmen der EU-Taxonomie Umsatz, CapEx und OpEx auf Ebene der Wirtschaftsaktivitäten aufschlüsseln können. Diese Finanzkennzahlen liegen derzeit jedoch nur begrenzt detailliert vor.

  • Umfang der zu berichtenden Daten

Derzeit werden nur wenige der im Rahmen der CSRD zu berichtenden Nachhaltigkeitskennzahlen berichtet. Mit der Einführung der CSRD werden die Anforderungen jedoch deutlich erhöht. Unternehmen müssen sich darauf einstellen, dass sie zukünftig eine erheblich größere Menge an Daten erfassen und berichten müssen. Die Kennzahlen müssen nicht nur erfasst, sondern auch in den Unternehmenskontext übersetzt und definiert werden. Dies erfordert eine genaue Analyse und Abstimmung mit den Geschäftszielen und -prozessen.

  • Prüffestigkeit der Daten

Ein weiteres Problem besteht darin, dass viele der geforderten Kennzahlen derzeit noch nicht prüffest sind. Unternehmen müssen sicherstellen, dass ihre Berichterstattung zuverlässig und nachvollziehbar ist. Zunächst wird der CSRD-Bericht nach "limited assurance" geprüft, später jedoch auch nach "reasonable assurance". Daher sollten sich Unternehmen bei der Integration bereits auf die Prüfung nach "reasonable assurance" vorbereiten.

  • Kommunikation und Change-Management

Die umfassende Integration der EU-Taxonomie und der CSRD-Berichterstattung erfordert einen Unternehmenswandel. Dieser Wandel hin zu einer nicht-finanziellen Berichterstattung, die auf eine Ebene mit der Finanzberichterstattung gehoben wird, erfordert die Einbindung vieler Mitarbeiter im Unternehmen. Viele Prozesse, Strukturen und Verantwortlichkeiten müssen angepasst werden. Daher müssen Unternehmen ihren Mitarbeitern gegenüber transparent sein und sie in das Thema einbinden. Generell sollten Fragen beantwortet werden: "Warum ist die Nachhaltigkeitsberichterstattung wichtig und wie möchten wir uns als Unternehmen positionieren?"

  • Ressourcenverfügbarkeit

Die umfangreichen Berichtsanforderungen der CSRD erfordern erhebliche Ressourcen innerhalb des Unternehmens. Viele Unternehmen stehen vor der Herausforderung, ausreichend qualifiziertes Personal und technische Infrastruktur bereitzustellen.

  • Auslegungsfragen

Die CSRD lässt viele Auslegungsfragen offen. Unternehmen müssen klären, wie sie bestimmte Kennzahlen interpretieren und welche Informationen relevant sind. Die doppelte Wesentlichkeit ist eine solche Auslegungsfrage. Unternehmen müssen nicht nur Informationen berichten, die für das Verständnis der Auswirkungen von Nachhaltigkeitsaspekten auf das Geschäft relevant sind, sondern auch Informationen, die für das Verständnis der Auswirkungen des Unternehmens auf die Gesellschaft und die Umwelt erforderlich sind.

  • Sektorspezifische Standards

Unternehmen sind vorerst mit der Integration der sektorübergreifenden Standards konfrontiert. Im Jahr 2024 werden darüber hinaus die sektorspezifischen Standards veröffentlicht, nach denen die Unternehmen in ihren jeweiligen Sektoren berichten müssen.

Im Praxiskapitel CSRD bei der MVV Energie AG werden einige Herausforderungen der Integration der CSRD genauer beleuchtet. Neben den Herausforderungen sollten Unternehmen jedoch auch die Chancen betrachten. Unternehmen können hier eine klare Stellung beziehen und sich bei Nachhaltigkeitsthemen am Markt positionieren, um sich von Mitbewerbern abzuheben. Zusätzlich wird Nachhaltigkeit ein immer wichtigeres Thema für Investoren und Kreditgeber. Mit einer angemessenen Nachhaltigkeitsperformance können sich Unternehmen somit auch Fremdkapital sichern.

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