Entscheidungsstichwort (Thema)

Besteuerungsgrundlage bei Geldspielautomaten mit Gewinnmöglichkeit

 

Leitsatz (amtlich)

Die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts über die Unvereinbarkeit des § 4 Abs. 1 SpStG mit Art. 3 Abs. 1 GG ist bindend. Für eine erneute Vorlage an das Bundesverfassungsgericht besteht kein Raum. Insbesondere ergeben sich auch keine verfassungsrechtlichen Bedenken im Hinblick auf die Abwälzbarkeit der Steuer.

Der Steuertatbestand erfüllt auch die Voraussetzungen einer örtlichen Radizierung. Der Gesetzestext beschränkt die Belegenheit zwar nicht ausdrücklich. Vielmehr ergibt sich der beschränkte Geltungsbereich aus der auf örtliche Verbrauchs- und Aufwandsteuern begrenzten Gesetzgebungskompetenz der Freien und Hansestadt Hamburg nach Art. 105 Abs. 2a GG und dem verfassungsrechtlich gewachsenen Verständnis, dass es sich bei der Spielgerätesteuer um eine örtliche Vergnügungsteuer in der Tradition hergebrachter örtlicher Verbrauch- und Aufwandsteuern mit örtlich bedingtem Wirkungskreis handelt.

 

Normenkette

SpStGHA §§ 1, 3 Abs. 1, § 4 Abs. 1; GG Art. 3

 

Nachgehend

BFH (Beschluss vom 17.08.2010; Aktenzeichen II B 30/10)

 

Tatbestand

Die Klägerin betrieb bis Anfang 2005 in Hamburg Spielhallen, in denen sie Geldspielgeräte mit Gewinnmöglichkeiten aufstellte.

Mit ihren Spielgerätesteueranmeldungen meldete die Klägerin jeweils die Anzahl der aufgestellten Spielgeräte, aber eine Steuer von 0,-- DM/EUR an. Sie hatte zur Begründung handschriftlich auf der Anmeldung vermerkt "wegen Verfassungswidrigkeit des Gesetzes". Der Beklagte setzte daraufhin die Spielgerätesteuer mit nachfolgenden Bescheiden abweichend fest.

Monat

Bescheid vom

Gewinnspielgeräte

Steuer in €

Dezember 2000

02.02.2001

26

15.600 DM

Januar 2001

07.02.2001

26

15.600 DM

Februar 2001

07.03.2001

26

15.600 DM

April 2001

10.05.2001

26

15.600 DM

Mai 2001

14.06.2001

26

15.600 DM

Juni 2001

10.07.2001

26

15.600 DM

Juli 2001

13.08.2001

26

15.600 DM

September 2001

16.10.2001

26

15.600 DM

Oktober 2001

08.11.2001

26

15.600 DM

November 2001

11.12.2001

26

15.600 DM

Dezember 2001

16.01.2002

26

15.600 DM

Januar 2002

19.02.2002

20

6.000,00 €

Februar 2002

11.03.2002

26

7.800,00 €

März 2002

18.04.2002

26

7.800,00 €

April 2002

16.05.2002

26

7.800,00 €

Mai 2002

18.06.2002

26

7.800,00 €

Juni 2002

18.07.2002

26

7.800,00 €

Juli 2002

20.08.2002

26

7.800,00 €

August 2002

20.09.2002

26

7.800,00 €

September 2002

29.10.2002

26

7.800,00 €

Oktober 2002

09.12.2002

26

7.800,00 €

November 2002

20.12.2002

26

7.800,00 €

Dezember 2002

22.01.2003

26

7.800,00 €

Januar 2003

26.02.2003

26

7.800,00 €

Februar 2003

24.03.2003

26

7.800,00 €

März 2003

09.05.2003

26

7.800,00 €

April 2003

20.05.2003

26

7.800,00 €

Mai 2003

26.06.2003

26

7.800,00 €

Juni 2003

04.08.2003

26

7.800,00 €

Juli 2003

05.09.2003

20

6.000,00 €

August 2003

22.09.2003

20

6.000,00 €

September 2003

28.10.2003

20

6.000,00 €

Oktober 2003

23.12.2003

20

6.000,00 €

November 2003

02.01.2004

20

6.000,00 €

Dezember 2003

27.01.2004

20

6.000,00 €

Januar 2004

05.03.2004

20

6.000,00 €

Februar 2004

25.03.2004

20

6.000,00 €

März 2004

17.05.2004

20

6.000,00 €

April 2004

28.05.2004

20

6.000,00 €

Mai 2004

28.06.2004

20

6.000,00 €

Juni 2004

20.07.2004

20

6.000,00 €

Juli 2004

27.08.2004

20

6.000,00 €

August 2004

04.11.2004

20

6.000,00 €

September 2004

04.11.2004

20

6.000,00 €

Oktober 2004

23.11.2004

20

6.000,00 €

November 2004

03.01.2005

20

6.000,00 €

Dezember 2004

25.01.2005

20

6.000,00 €

Gegen diese Festsetzungen legte die Klägerin mit Ausnahme der Monate März, April und August 2002 sowie Juli 2003 Einspruch ein, wobei die Einsprüche für Dezember 2000 sowie September und Oktober 2001 nicht innerhalb der Monatsfrist bei dem Beklagten eingegangen sind.

Der Beklagte wies die Einsprüche für Dezember 2000 bis Februar 2001 und für April 2001 bis Juli 2001 mit Einspruchsentscheidung vom 17.01.2001 als unbegründet zurück.

Nachdem das Einspruchsverfahren betreffend die Monate September 2001 bis Februar 2002, Mai 2002 bis Juli 2002, September 2002 bis Juni 2003, August 2003 bis Dezember 2004 zunächst geruht hatte, wies der Beklagte die Einsprüche mit Einspruchsentscheidung vom 31.07.2009 als unbegründet zurück.

Am 15.11.2001 erhob die Klägerin gegen die Einspruchsentscheidung vom 17.01.2001 und die zugrunde liegenden Bescheide Klage (Az: VII 309/01, neu 2 K 232/09). Zur Begründung führte sie aus, dass das Hamburgische Spielgerätesteuergesetz (vom 29.06.1988, HmbGVBl. 1988, S. 97, in der Fassung der Änderung vom 7.12.1994, HmbGVBl. 1994, S. 363 - SpStG) mangels Gesetzgebungskompetenz des Hamburgischen Landesgesetzgebers gegen das Grundgesetz (GG) und wegen des Charakters einer Umsatzsteuer auch gegen die Richtlinie 77/388/EWG (6. EG-Richtlinie) verstoße. Außerdem widerspreche es dem Willkürverbot und dem Gleichheitsgrundsatz, Spielbanken von der Steuer zu befreien, während in Spielhallen aufgestellte Spielgeräte der Steuer unterlägen. Eine verfassungsrechtlich unzulässige Ungleichbehandlung ergebe sich daraus, dass das Halten von Spielgeräten in Spielbank...

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