Entscheidungsstichwort (Thema)
Tantiemezahlung trotz eines bestehenden Verlustvortrags als verdeckte Gewinnausschüttung
Leitsatz (redaktionell)
Verspricht eine Kapitalgesellschaft ihrem Gesellschafter-Geschäftsführer eine Gewinntantieme, so muss ein bei ihr bestehender Verlustvortrag jedenfalls dann in die Bemessungsgrundlage einbezogen werden, wenn der tantiemeberechtigte Geschäftsführer für den Verlust zumindest mitverantwortlich war. Andernfalls liegt in der Höhe des Differenzbetrags zwischen der tatsächlich zu zahlenden Tantieme und derjenigen, die sich bei Berücksichtigung des Verlustvortrags ergeben hätte, eine verdeckte Gewinnausschüttung vor.
Normenkette
KStG § 8 Abs. 3
Tatbestand
I.
Streitig ist, ob Tantiemezahlungen als verdeckte Gewinnausschüttungen (vGA) zu beurteilen sind.
Bei der Klägerin handelt es sich um eine 1994 gegründete Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH), an der bis September 2001 Herr AB und Frau CD jeweils zu 50 % beteiligt waren.
Beide Gesellschafter waren in den Streitjahren (1998 und 1999) zu Geschäftsführern bestellt. Die gleichlautenden Anstellungsverträge, jeweils vom 23. Dezember 1994, sahen unter § 2 c) Folgendes vor:
„Der Geschäftsführer erhält eine Tantieme in Höhe von 25 % des Jahresüberschusses laut Handelsbilanz vor dieser Tantieme und vor Tantieme für andere Geschäftsführer, vor Berücksichtigung der Gewerbesteuer und Körperschaftsteuer und vor Verrechnung mit Verlusten. …”
Am 30. Juli 2000 wurden die Geschäftsführerverträge in diesem Punkt abgeändert.
Der Jahresüberschuss laut Handelsbilanz zum 31.12.1998 betrug, bei einem Verlustvortrag von 304.870,99 DM, 48.202, 36 DM. Im entsprechenden Jahresabschluss wurde eine Rückstellung „Tantieme laufendes Jahr für zwei Mitarbeiter” in Höhe von 48.288 DM gebildet. Im Jahresabschluss zum 31.12.1999 wurde diese Rückstellung beibehalten. Steuerberater Reichert teilte dazu mit Schreiben vom 11. Januar 2002 mit, dass die Tantieme für 1998 im Dezember 1999 ausbezahlt worden sei. Er beantragte diesen Fehler in der Veranlagung für 1999 zu berichtigen.
Zunächst veranlagte der Beklagte (das Finanzamt – FA –) die Klägerin für 1998 mit Bescheiden vom 7. Juli 2000 zunächst antragsgemäß.
Mit Änderungsbescheiden vom 8. Mai 2002 für den Veranlagungszeitraum 1998 (Körperschaftsteuer / gesonderte Feststellung des verleibenden Verlustvortrages zur Körperschaftsteuer / gesonderte Feststellung von Besteuerungsgrundlagen gemäß § 47 KStG / Gewerbesteuermessbetrag / gesonderte Feststellung des vortragsfähigen Gewerbeverlustes) ging das FA nun davon aus, bei der Tantieme für 1998 handle es sich um eine vGA, da bei der Berechnung der Tantiemen der vorhandene Verlustvortrag nicht berücksichtigt worden sei. Für den Veranlagungszeitraum 1999 erhöhte das FA bei der erstmaligen Körperschaftsteuerveranlagung den Jahresüberschuss 1999 von 45.855 DM um die im Dezember 1999 ausbezahlte Tantieme in Höhe von 48.288 DM auf 94.143 DM, indem es die entsprechende Rückstellung auflöste. Auch stellte es eine Ausschüttungsbelastung von 20.694 DM her.
Im Einzelnen:
KSt |
1998 |
1999 |
Jahresüberschuss / Jahresfehlbetrag |
48.202 |
94.143 |
vGA |
48.288 |
./. |
Gesamtbetrag der Einkünfte |
96.499 |
94.182 |
./. Verlustvortrag |
96.499 |
94.182 |
Einkommen / zu versteuerndes Einkommen |
0 |
0 |
Tarifbelastung |
0 |
0 |
KSt-Erhöhungsbetrag auf Ausschüttung |
./. |
20.694 |
festgesetzte Körperschaftsteuer |
0 |
20.694 |
vEK |
1998 |
1999 |
|
EK 45 |
EK 02 |
EK 45 |
EK 40 |
EK 02 |
vEK Ende letztes WJ |
-1.444 |
-303.427 |
-1.453 |
0 |
-206.928 |
Verlustabzug aus vorangegangenen VZ |
0 |
96.499 |
|
|
94.182 |
|
98 |
99 |
-1.444 |
-206.928 |
-1.453 |
0 |
-112.746 |
überst. Betr. § 31 II 2 KStG |
1.444 |
1.453 |
1.444 |
|
1.453 |
|
|
so. nicht abziehb. Ausgaben |
449 |
1.359 |
abziehbare Spenden |
-440 |
-1.320 |
|
1.453 |
1.492 |
0 |
-206.928 |
0 |
0 |
-112.746 |
übersteigender Betrag |
1.453 |
1.492 |
-1.453 |
|
|
-1.492 |
|
vEK Ende WJ |
-1.453 |
-206.928 |
0 |
-1.492 |
-112.746 |
|
|
|
|
|
Summe der Teilbeträge des vEK: |
|
-208.381 |
-114.238 |
|
nachrichtlich |
|
|
vEK f. Verrechnung der Gewinnausschüttung |
-1.492 |
-112.746 |
vGA |
+ 48. 288 |
|
|
Ausschüttung die vEK übersteigt |
-48.288 |
|
48.288 |
Erhöhung der KSt |
|
|
20.694 |
Verringerung des vEK aufgrund Gewinnausschüttungen |
|
68.982 |
KSt-Erhöhungsbetrag f. VZ 1999 |
|
20.694 |
verbleibender Verlust KSt |
1998 |
1999 |
Verlust Ende Vorjahr |
303.427 |
206.928 |
Verlustabzug laufendes Jahr |
96.499 |
94.182 |
verbleibender Verlustabzug |
206.928 |
112.746 |
Gewerbesteuermessbetrag |
1998 |
1999 |
Gewinn aus Gewerbebetrieb |
96.499 |
94.182 |
verbleibender Betrag (nach Hinzurechnung und Kürzung) |
109.327 |
100.293 |
anrechenbarer Gewerbeverlust |
109.327 |
100.293 |
Gewerbeertrag |
0 |
0 |
Gewerbesteuermessbetrag |
0,00 |
0,00 |
vortragsfähiger Gewerbeverlust |
1998 |
1999 |
Gewerbeverlust Ende Vorjahr |
278.395 |
169.068 |
Verlustabzug laufendes Jahr |
-109.327 |
100.293 |
vortragsfähiger Gewerbeverlust |
169.068 |
68.775 |
alle Beträge in DM |
Die dagegen eingelegten Einsprüche vom 10. Juni 2002 wurden mit Einspruchsentscheidung vom 20. Januar 2004 bezüglich der Gewerbesteuermessbescheide für 1998 und 1999 als unzulässig verworfen, bzw. im Übrigen als unbegründet zurückgewiesen:
- Durch die Festsetzung des Gewerbesteuermessbetrages jeweils auf null...