Prof. Dr. Ronald Gleich, Manfred Blachfellner
Die Vermögenslage wird vor allem durch die Bilanzierung/Aktivierung der Maschinen, die an die Kunden verleast werden, beeinflusst. Der sich über mehrere Perioden erstreckende Cash Flow prägt die Finanzlage. Die Zahlungseingänge der Kunden erstrecken sich nun über die gesamte Vertragslaufzeit und nicht, wie bisher, einmalig beim Verkauf der Produkte. Ein ähnliches Umdenken wird auch mit Blick auf die Ertragslage erfordert. Die gewohnten Produktmargen werden durch Vertragsmargen bzw. die Kundenprofitabilität ersetzt, die ebenfalls über die gesamte Laufzeit des Vertrages oder den Lebenszyklus realisiert werden. In der Transformation des Geschäftsmodells werden Risiken zwischen Unternehmen und Kunden verschoben und müssen sich deshalb in den Preisen/Margen widerspiegeln. Bspw. ist bei einem "Product-as-a-Service"-Angebot das Auslastungsrisiko, bzw. am Ende der Vertragslaufzeit das Wiederverwertungsrisiko der Maschine, grundsätzlich beim Hersteller/Anbieter, während es beim klassischen Verkauf einer Maschine nach Auslieferung auf den Kunden übertragen wird. Das verlangt eine ganzheitliche Betrachtung des Geschäftsmodells inkl. sämtlicher Chancen und Risiken. Zukünftig werden aus diesem Grund nicht diejenigen Unternehmen die erfolgreichsten sein, die das beste Produkt herstellen, sondern jene, die die Bedürfnisse ihrer Kunden am besten verstehen oder sich am wirksamsten in die Prozesse ihrer Kunden integrieren und deren Probleme lösen können. Neue Geschäftsmodelle führen erst einmal zu mehr Komplexität im Controlling. Durch die Servitization eines Unternehmens gibt es zukünftig eine Vielzahl an Erlöskomponenten. Die Vertragsdaten sind entscheidend für eine richtige Abbildung der Performance. Die Verursachung der Kosten im Zusammenhang mit der Service-Erbringung (Cost-to-Serve) ist vielfältig und die Kostenzuordnung deutlich komplexer als zuvor. Wichtig erscheint daher, dass im Controlling nicht nur einzelne Aspekte, sondern das ganze Geschäftsmodell betrachtet wird. Enabler ist dafür die immer schneller fortschreitende digitale Transformation mit neuen Technologien (bspw. IoT), mittels denen weitere Daten gewonnen werden, die zur Steuerung und ständigen Weiterentwicklung des Geschäftsmodells herangezogen werden können. Diese Komplexität wirkt sich auch auf die Planung, Budgetierung und Forecast aus.