Hohe Produktivität deutscher Fabriken im Wettbewerb unerlässlich.
Anerkanntermaßen gilt Deutschland – trotz der seit Jahren anhaltenden Diskussionen um Standortverlagerungen in Niedriglohnländer – als eine der wichtigsten Industrienationen der Welt. Dies liegt einerseits an der sehr guten Infrastruktur Deutschlands, den stabilen wirtschaftspolitischen und rechtlichen Rahmenbedingungen, andererseits aber auch an der hohen Produktivität deutscher Fabriken. Um letztere zu erreichen oder zu erhalten ist es unerlässlich, Fertigungstechnik und Fertigungsprozessen effektiv zu konzipieren und diese in hohem Maße auch effizient zu nutzen. Denn schließlich gilt es aus deutscher Sicht, die Lohnkostenvorteile von Niedriglohnkosten-Standorten zu kompensieren. Aber auch bei Verlagerung von Fertigungsstätten ins Ausland ist eine effektive und effiziente Auslandsproduktion deutscher Unternehmen im internationalen Wettbewerb unerlässlich.
Produktivität mit differenziertem Kennzahlenkonzept sichern
Voraussetzung hierfür wiederum ist, dass die Produktionsbereiche über ein wirksames, aussagekräftiges Steuerungskonzept verfügen, das sofort erkennen lässt, wie es um die Produktion steht und wo Optimierungspotenziale oder Gestaltungsspielräume im Rahmen der Fertigungsplanung genutzt werden können. Wesentlicher Bestandteil eines jeden Steuerungskonzepts sind dabei Informationen, die oftmals in Form von "Zahlen aufbereitet werden, die erkennen lassen, wie es um die Fertigung steht", eben fertigungswirtschaftliche Kennzahlen.
Ansatzpunkte der Effizienzmessung
Erfreulicherweise ist es gerade im Produktionsbereich relativ leicht, derartige Messgrößen zur Beurteilung der Produktion zu finden. Fertigungsprozesse sind stark repetitiv, meist standardisiert und weitgehend transparent – trotz oftmals hoher Komplexität –, da sie physisch meist nachvollziehbar sind. Wesentliche Faktoren, wie Produktionsmengen und -zeiten, lassen sich exakt quantifizieren und bieten eine gute Basis für die Definition vielfältiger Kennzahlen.
Wer hat welche Kennzahlen im Blick?
Es stellt sich damit für das Produktionscontrolling als Hauptverantwortlicher für die Effektivitäts- und Effizienzmessung in der Fertigung weniger die Frage, ob man überhaupt Messungen durchführen kann, sondern eher die, welcher Art die Messung inhaltlich sein sollte und welche Personen welche Kennzahlen im Blick haben sollten.
Bestimmung der wichtigsten Kennzahlen
Entsprechend ist das Produktionscontrolling gefordert, aus dem Katalog möglicher fertigungswirtschaftlicher Kenngröße die für das Unternehmen wichtigsten herauszufiltern. Des Weiteren sind die Einzelkennzahlen zu einem Kennzahlensystem so zusammenzufügen, dass bedeutsame Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge fertigungswirtschaftlicher Prozesse für die entscheidungsverantwortlichen Produktionsmanager und -planer deutlich werden, um darauf aufbauend Effektivität und Effizienz der Fertigung sicherzustellen.
Den gesamten Produktionsprozess messen
Die Diskussion über fertigungswirtschaftliche Kennzahlen und deren mögliche Systematik gibt es bereits seit Längerem. Gemein ist dabei vielen, dass sie oftmals eine 3-Teilung möglicher Einzelkennzahlen in die Kategorien
- inputorientierte Kennzahlen,
- outputorientierte Kennzahlen und
- fertigungsprozessorientierte Kennzahlen
vorschlagen. Denn die Messung der Fertigungsabläufe sollte den gesamten Produktionsvorgang umfassen. So sollte zunächst der optimale Einsatz der für die Fertigung erforderlichen Produktionsfaktoren, wie Mitarbeiter, Fertigungsanlagen und Fertigungsmaterialien, detailliert gemessen werden. Die Nutzung dieser Ressourcen muss durch einen effizienten Fertigungsprozess gewährleistet werden. Und schließlich sollte am Ende das Produktionsergebnis in Form der gewünschten Leistung hinsichtlich Menge, Termine, Qualität, Kosten und Produktivität stimmen, was ebenfalls die Beurteilung durch geeignete Kennzahlen voraussetzt.
Abb. 1: Effizienzmessung in der Produktion