Auf den grundsätzlichen Vorbehalt wegen der vermeintlichen (!) IFRS Non-Konformität wurde bereits eingegangen. Nach aktuellem Diskussionsstand entspräche eine transaktionale Konvertierung (Synonym: Zeitbezugsmethode) der GuV-Positionen den grundsätzlichen IFRS-Zielen einer Konzernbilanzierung durchaus, während die aktuell in Anwendung befindliche modifizierte Stichtagsmethode lediglich eine bis dato allgemein tolerierte Vereinfachung darstellt.
Richtig ist natürlich, dass die Technologie alleine bei Weitem noch nicht alle Fragen beantwortet, die vor dem Praxiseinsatz der neuen Konvertierungstechnologie zu klären sind. Zu neu ist das Thema, als dass die damit einhergehenden bilanzierungstechnischen Details prüfungstechnisch schon in vollem Umfang durchdacht und reguliert hätten werden können. So wäre beispielsweise festzulegen, ob denn die AfA-Werte für die Konzern-GuV in Zukunft auf transaktionalen GC-Anschaffungswerten zu berechnen wären oder – weiteres Beispiel – IC-Forderungen/Verbindlichkeiten auf Basis ihrer transaktional konvertierten GC-Werte gegeneinander zu saldieren wären.
Diese GC-bewertungstechnischen Überlegungen ähneln sehr der Fragestellung, mit welcher sich aktuell alle Konzerne im Zusammenhang mit dem Inflation Accounting ihrer türkischen Gesellschaften konfrontiert sehen. Auch dort geht es darum, Transparenz zu schaffen über die im Zuge der massiven Fx-Abwertung entstehenden, schleichenden Substanzwertverluste. Diese werden mit dem heute üblichen Konsolidierungsansatz auf Basis der modifizierten Stichtagsmethode in der Konzern GuV nicht sichtbar und es bedarf daher aufwendiger Zusatz-Berechnungen gemäß Inflation Accounting (IAS 29).
Ebenfalls noch offen ist die Frage, wie im Konzern zu konvertieren ist, wenn in einem Teil der TGs die S/4-UPA-Technologie bereits installiert sein wird, während in anderen TGs noch R/3 oder SAP-fremde ERP-Systeme im Einsatz sind. Hier könnten z. B. summarische Kurs-Differenzbuchungen (ähnlich der heutigen Zwischengewinn-Eliminierungsbuchungen auf Ebene Konzern) zur Anwendung kommen, mit welchen sich die summarischen Umrechnungsdifferenzen zwischen Konvertierung zu modifiziertem Durchschnittskurs und transaktionaler Konvertierung bilanztechnisch nivellieren ließen.
Aber nicht nur aus der Accounting-, sondern auch aus der mit dem UPA-Thema bereits in Kontakt gekommenen Controlling-Community werden Zweifel angemeldet bzgl. eines zukünftigen Wechsels hin zum Transaktional-Prinzip. Grundsorge aus Controlling-Sicht ist die, dass die Konzern-GuV zu erratisch werden würde wegen der täglich schwankenden Kurse. Dem ist jedoch entgegenzusetzen, dass die Vielzahl der täglichen Transaktionen dazu führen werden, dass sich ein ruhig verlaufender, kontinuierlich verändernder Transaktions-Durchschnittskurs einstellen wird, der übrigens auch der "Kurs-Katharsis" am Anfang eines jeden neuen Jahres ein Ende setzt.
Selbige entsteht heute dadurch, dass bei mit kumulierten Durchschnittskursen konvertierenden Unternehmen am Jahresende die GuV mit dem kumulierten Jahres-Durchschnittskurs abgeschlossen wird, während im neuen Jahr mit dem Stichtagskurs des ersten Monats begonnen wird (= erster Kumulationskurs). Bei kontinuierlich abwertender Währung (Bsp. TRL) entsteht dadurch ein deutlicher Niveausprung zwischen der GC-konvertierten GuV des Vorjahres gegenüber der des ersten Monats (→ "Kurs-Katharsis"). Bei einem sich rollierend verändernden Transaktions-Durchschnittskurs gäbe es dieses Phänomen nicht mehr.
Die ebenfalls oft als Kritikpunkt eingebrachte Feststellung, dass bei Anwendung des Transaktional-Prinzips die resultierenden GC-Werte nicht mehr ganz so leicht via Dreisatz mit beispielsweise Planwerten vergleichbar sein werden, ist richtig. Aber
- werden wir ohne moderne, systemgestützte Daten-Analyse-Tools die Währungs-Komplexität ohnehin nicht wirklich beherrschen können und
- sind es v.a. auch die simplifizierenden Durchschnittsbetrachtungen des traditionellen Controllings, welche den Blick für das relevante Detail bisweilen stark beeinträchtigen. (Phänomen der "durchschnittlichen Krankenhaustemperatur")
Einen sehr interessanten Beitrag zu dieser spezifischen Problematik des Transparenzverlusts durch aggregierte Durchschnittsbildung liefert der Artikel von Dr. Bungenstock im Buch von Professor Jürgen Weber (WHU) dar: "Zukunftsfähige Kostenrechnung in der Unternehmenssteuerung" dar.