Immer noch problematisch, aber zunehmende Gesprächs­bereitschaft

Neben diesen Vorstellungen vonseiten der Mittelständler gibt es noch weitere Faktoren, die die Entwicklung von Private Equity im Mittelstand vor besondere Herausforderungen stellen. Als problematisch betrachten Finanzinvestoren die teils sehr hohen Preise, die Mittelständler für Anteile ihres Unternehmens verlangen. Das Achtfache des EBITDA ist dabei keine Seltenheit.[1]

Ein weiteres Problem ist der mit dem Prüfungsprozess verbundene Aufwand. Dieser ist in den vergangenen Jahren zunehmend größer geworden und führt dazu, dass er sich für kleinere Beteiligungen eventuell nicht mehr lohnt. Kleine Übernahmen sind oftmals nicht viel weniger aufwendig als der Kauf größerer Unternehmen. Ein zentraler Grund hierfür ist, dass die Ermittlung der Werthaltigkeit solcher Unternehmen (technischer Stand der Produktionsprozesse, Qualität der Produkte, Qualifikation der Beschäftigten, wirtschaftliche Erfolgspotenziale etc.), wie sie im Rahmen einer Due Dilligence üblicherweise vor Beteiligungsnahme durchgeführt wird, sehr komplex ist, z. B. weil das Controlling des Unternehmens wenig leistungsfähig ist und die erforderlichen Zahlen nicht liefern kann.

Schlechtes Image und unterschied­liche Kulturen

Zusätzlich erschwerend kommt für Beteiligungen an kleineren Unternehmen hinzu, dass der Umgang mit den Private-Equity-Investoren für die Altgesellschafter oftmals ungeübt ist und als Eingriff in die gewohnte Autonomie der Geschäftsführung empfunden wird. Erschwerend kommt für die Kooperation von Alteigentümern und Private-Equity-Gesellschaften das schlechte Image gerade angelsächsischer Private-Equity-Gesellschaften hinzu. Die Metapher von der "Heuschrecke" symbolisiert auch heute noch bei vielen Mittelständlern eine Vorstellung kurzfristig orientierter, Kapital auszehrender und Arbeitsplätze vernichtender Beteiligungsgesellschaften. Hier liegt sicherlich noch viel Vertrauen bildende und Reputation steigernde Arbeit der Private-Equity-Gesellschaften an.

[1] Vgl. Wattendrup/Herz-Eichenrode (2007), S. 58 – 59.

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