Für die Zeit der Rezession gelten für unser Management folgende vier Entscheidungsgrundsätze:
- schnelle Anpassung der Kapazitäten,
- liquide Mittel bewahren,
- Verkaufspreise konstant halten,
- Fixkosten unverzüglich dem Volumen anpassen.
Schnelle Anpassung der Kapazitäten hat Priorität
Wie schon beschrieben, hat die rasche Anpassung der Kapazitäten in Krisenzeiten oberste Priorität für einen Dienstleister. Als größter Kostenfaktor im Dienstleistungsgeschäft sind die Personalkapazitäten die wichtigste Stellschraube. Sobald Aufträge wegfallen, muss hier korrigierend eingegriffen werden. Es hat sich gezeigt, dass die konsequente Personalanpassung wirtschaftlicher ist als der Weg über Kurzarbeit.
Liquide Mittel bewahren – Forderungslaufzeiten senken (DSO)
An zweiter Stelle steht der Grundsatz, liquide Mittel zu bewahren, der mehrere Stellschrauben beinhaltet. Die Kapitalbindung muss reduziert werden. Da, wie bereits gezeigt, Forderungen die größte Einzelposition der Kapitalbindung darstellen, kommt dem Forderungsmanagement eine überragende Bedeutung bei der Liquiditätssteuerung zu. Forderungsmanagement bedeutet, die Forderungslaufzeiten (DSO – Days Sales Outstanding) zu senken (Erhöhung: "Cash in"). Dies geschieht zum einen über eine Reduzierung der überfälligen Forderungen, zum anderen über die vertragliche Vereinbarung besserer Zahlungsziele.
Wir verfolgen deshalb neben den DSO insbesondere die überfälligen Forderungen sowie die DSO ohne überfällige Forderungen. Letztere entspricht den durchschnittlichen vertraglichen Zahlungszielen – hier verfolgt Voith Industrial Services das Ziel, diese in Krisenzeiten mindestens stabil zu halten. Abbildung 4 zeigt, wie das Unternehmen diese Größen im Hinblick auf die Erreichung der Planwerte zum Halbjahr und zum Jahresende monatlich verfolgt. Gerade in Krisenzeiten ist ein konsequentes Forderungsmanagement außerdem wichtig, um Forderungsausfall-Risiken bei insolvenzbedrohten Kunden zu senken.
Abb. 4: Rezessionsmanagement: DSO und DSO exklusive Overdues (= durchschnittliche vertragliche Zahlungsziele)
Liquide Mittel bewahren – DPO erhöhen, Investitionen senken
Eine weitere Maßnahme zur Bewahrung liquider Mittel ist die Erhöhung der durchschnittlichen Dauer, bis Lieferantenverbindlichkeiten gezahlt werden (DPO – Days Purchases Outstanding). Selbstverständlich ist auch die Begrenzung der Investitionen auf das absolut notwendige Mindestmaß, die ebenfalls die "Cash out"-Zahl senkt, ein weiterer Beitrag zur Sicherung liquider Mittel.
Verkaufspreise konstant halten, keinesfalls reduzieren
Der dritte Grundsatz wird fälschlicherweise gern außer Acht gelassen und ist doch – während der Krise und im Hinblick auf die Zeit danach – unerlässlich. Dieser Grundsatz lautet: "Die Preise halten." Ein Preiskampf in Krisenzeiten ist die falsche Methode, um auf stagnierende oder rückläufige Märkte zu reagieren. Eine Preisreduktion führt lediglich dazu, dass die Wettbewerber, die ebenfalls unter Auslastungssorgen leiden, ebenso die Preise senken und sich damit letztendlich wieder der Status quo einstellt, jedoch auf niedrigerem Niveau. Die Messung der Preisqualität (s. Kapitel 3) ist wichtig, um dieses Ziel zu verfolgen.
Fixkosten dem Volumen anpassen
Als vierte Maßnahme müssen die Fixkosten dem Volumen unverzüglich angepasst werden. Bei Voith Industrial Services geben die Kennzahl zur Höhe des sonstigen betrieblichen Aufwands zur Gesamtleistung sowie die Kennzahl über das Verhältnis von indirektem zu direktem Personal Auskunft darüber, wann und in welchem Ausmaß eine Anpassung notwendig ist.