Rz. 1
In Konsequenz genereller Entwicklungen und Trends hin zu globalisiertem wirtschaftlichem Handeln und insbesondere getrieben durch die Entwicklungen der Kommunikations- und Informationstechnologie haben sich nicht nur die Anforderungen an die Unternehmensberichterstattung selbst, sondern auch jene an die Informationsübermittlung und -verarbeitung erheblich geändert. Während Unternehmen getrieben von dieser Entwicklung bereits seit Langem auf eine EDV-gestützte Aufbereitung und Verbreitung von Informationen zurückgreifen, bietet ein Großteil der Bereitstellungsformate/-arten lediglich die Möglichkeit zur Darstellung der Daten, ohne dass eine (automatisierte) Weiterverwendung ihres Inhalts (durch Dritte) – etwa zur Abschlussanalyse – problemlos möglich ist. Auch aufgrund der Nutzung von unterschiedlichen Softwareprogrammen durch die Unternehmen besteht regelmäßig die Notwendigkeit, die Daten aus den elektronisch oder in Papierform vorliegenden Berichten zur Analyse manuell in die eigenen Applikationen zu überführen oder halbautomatisiert mittels Texterkennungsverfahren zu übernehmen. Bei Betrachtung der vorhandenen technischen Möglichkeiten und vor dem Hintergrund der damit verbundenen Ineffizienzen, Transaktionskosten und Risiken erscheint diese Vorgehensweise antiquiert und fehleranfällig. Eine Option zur Lösung dieser Problematik besteht in der Verwendung einer standardisierten elektronischen Sprache für die Datenverarbeitung im Kontext des Financial Reporting bzw. konkreter der Erstellung sowie des Austauschs von (Finanz-)Informationen von und über Unternehmen, wobei diese nicht nur als Technologie oder elektronische Sprache verstanden werden sollte, sondern vielmehr als permanenter Dialog zur Verbesserung und Erweiterung der Wertschöpfungskette.
Rz. 2
Die Ursprünge der Sprachen zur Datenverarbeitung reichen bis in die 1960er-Jahre zurück. Mit dem Ziel der Vereinfachung der Generierung, Archivierung, Suche sowie des Managements von rechtlichen Dokumenten entwickelte IBM 1969 zunächst GML (Generalized Markup Language). In einer weiteren Entwicklungsstufe wurde daraus SGML (Standard Generalized Markup Language), ein gemeinsames Format für die Festlegung und den Austausch von Markups bzw. ein Satz an Anweisungen für eine strukturierte Auszeichnungssprache, welches/r auch die Idee benutzer-/industriespezifischer – aber dennoch standardisierter – Spezifikationen aufbrachte. Anstatt proprietäre, kundenspezifische Markup-Sprachen zu verwenden, die nicht zwischen verschiedenen Systemen ausgetauscht werden können, wurde ein System entwickelt, das die Kommunikation verschiedener Systeme von unterschiedlichen, etwaig konkurrierenden, Anbietern ermöglicht. Mit fortschreitender Entwicklung wurde SGML jedoch immer umfassender und komplexer. Entsprechend war sowohl die Erstellung als auch die Analyse von SGML-Dokumenten schwierig und komplex. Die verschiedenen Eigenschaften von SGML ließen seine Verbreitung zunehmend ins Stocken geraten, wobei der konfliktträchtige Einfluss von vielen widerstreitenden Industriegruppen erheblich dazu beigetragen hat. Doch das Vermächtnis von SGML lebt weiter. Zumindest in den Nachfolgeformaten, die – inspiriert vom Grundgedanken von SGML – allerdings vom Versuch der Umgehung des Komplexitätsproblems geprägt waren und sind. Obwohl das Internet bereits seit den späten 1960er-Jahren existiert, verhalf ihm erst die Entwicklung des World Wide Web mit seiner visuellen, interaktiven und einfachen Bedienung zu seiner aktuellen Bedeutung und Verbreitung. Den Grundstein dazu legte neben der Entwicklung des HTTP-Kommunikationsprotokolls durch Roy Fielding, Tim Berners-Lee und andere Forscher am CERN die 1989 von Tim Berners-Lee auf Basis von SGML entwickelte Hypertext Markup Language (HTML).
Infolge der ersten Machtkämpfe von Anbietern von Internet-Browsern und deren Versuchen der Erweiterung um proprietäre Elemente als auch insbesondere infolge der Grenzen von HTML, nämlich der Beschränkung auf die Darstellung von Informationen und damit auf Präsentations- und Layout-Aspekte, wurde bald klar, dass die Notwendigkeit einer (neuen) standardisierten Sprache zur Datenverarbeitung bestand. Aus einer Initiative unter Führung von Jon Bosak entstand infolgedessen – mit dem Ziel, die besten Eigenschaften von SGML auf das Web zu adaptieren und einen neuen Standard für die Datenverarbeitung und Erweiterung dieser um Metadaten zu schaffen, ohne jedoch die Komplexität von SGML aufzuweisen – Web SGML, die später in Extensible Markup Language (XML) umbenannt wurde. Wenngleich XML anfangs eine angepasste und vereinfachte Weiterentwicklung von SGML war, entwickelte sie sich infolge ihrer starken Verbreitung und Nutzung jedoch schnell zu einem eigenen Standard.
Rz. 3
Vor diesem Hintergrund und in Analogie zum Grundgedanken hinter SGML, HTML, XML und Co. wurde XBRL (eXtensible Business Reporting Language) beginnend 1998 von Charles Hoffmann aufbauend auf XML mit dem Ziel entwickelt, eine fre...