Prof. Dr. Norbert Herzig, Prof. Dr. Simone Briesemeister-Dinkelbach
Rn. 263
Stand: EL 37 – ET: 09/2022
Der handelsrechtlichen Verpflichtung, bei abnutzbaren VG des AV planmäßige AfA vorzunehmen (vgl. § 253 Abs. 3 Satz 1), stehen der steuerrechtliche Bewertungsvorbehalt des § 5 Abs. 6 EStG und die Regelungen des § 7 EStG gegenüber. Handelsrechtlich ist der planmäßigen AfA die voraussichtliche betriebsindividuelle ND zugrunde zu legen. Die Wahl der AfA-Methode in der HB steht grds. im Ermessen des Kaufmanns, sofern sie den Werteverzehr angemessen abbildet (vgl. Beck Bil-Komm. (2022), § 253 HGB, Rn. 229, 238ff.). Insoweit steuerlich zwingende Anordnungen vorliegen, ist die AfA-Dauer ebenso wie die Methode planmäßiger AfA der materiellen Maßgeblichkeit entzogen. Steuerbilanziell ist der planmäßigen AfA zur Erfassung des typisierten Werteverlaufs grds. die ND nach amtlichen AfA-Tabellen zugrunde zu legen, bei Gebäuden die AfA-Dauer nach § 7 Abs. 4f. EStG (vgl. auch HdR-E, Kap. 3, Rn. 147), im Falle des derivativen GoF die 15-jährige AfA-Dauer nach § 7 Abs. 1 Satz 3 EStG (vgl. auch HdR-E, Kap. 3, Rn. 150).
Rn. 264
Stand: EL 37 – ET: 09/2022
Soweit bezüglich der planmäßigen AfA steuerliche Wahlrechte bestehen, können diese gemäß § 5 Abs. 1 Satz 1 (2. Halbsatz) EStG unabhängig von der handelsrechtlichen Vorgehensweise ausgeübt werden (vgl. BMF, Schreiben vom 12.03.2010, IV C 6 – S 2133/09/10001, BStBl. I 2010, S. 239ff. (Rn. 18); Herzig/Briesemeister, DB 2009, S. 1 (8); Herzig/Briesemeister, WPg 2010, S. 63 (74); Ott, StuB 2009, S. 469 (470); Förster, in: FS Franz (2011), S. 243 (252); Bilanz-HB (2015), Rn. C 597; Beck Bil-Komm. (2022), § 274 HGB, Rn. 175ff.). Dies ist etwa für bewegliche WG des AV der Fall, für die neben einer linearen AfA nach § 7 Abs. 1 Satz 1 EStG auch eine leistungsabhängige AfA nach § 7 Abs. 1 Satz 6 EStG oder ggf. (bei Anschaffungen nach dem 31.12.2019 und vor dem 01.01.2023 (vgl. BT-Drs. 20/1111, S. 8, 20f.)) eine degressive AfA nach § 7 Abs. 2 EStG zulässig ist (vgl. mit a. A. H/H/R (2021), § 5 EStG, Rn. 280: Begrenzung des Methodenwahlrechts auf AfA-Methoden mit wirtschaftspolitischem Lenkungszweck, wie z. B. das Wahlrecht zur degressiven AfA (vgl. § 7 Abs. 2 EStG); im Übrigen einheitliche Ausübung z. B. des Wahlrechts zur leistungsabhängigen AfA (vgl. § 7 Abs. 1 Satz 6 EStG)). Als Folge handelsrechtlich nicht nachvollziehbarer steuerlicher Sonder- bzw. erhöhter AfA etc. kommt es ferner zu abweichenden Bemessungsgrundlagen für die planmäßige AfA.
Rn. 265
Stand: EL 37 – ET: 09/2022
In den Grenzen des § 7 Abs. 3 EStG ist steuerlich über eine freie Methodenwahl i. R.d. steuergesetzlichen Vorgaben hinaus ebenso ein Wechsel der AfA-Methode ohne parallelen Wechsel in der HB möglich (vgl. Dörfler/Adrian, Ubg 2009, S. 385 (393); Herzig/Briesemeister, DB 2010, S. 917 (918); Beck Bil-Komm. (2022), § 274 HGB, Rn. 180). § 252 Abs. 1 Nr. 6 bewirkt insoweit keine Beschränkung. Der Barwert des steuerlichen Entlastungseffekts der AfA wird ggf. durch einen Wechsel (insbesondere von degressiver zu linearer AfA) maximiert. Ein Methodenwechsel kann ggf. auch zur (temporären) Minimierung des AfA-Aufwands steuerlich von Vorteil sein, wenn eine Verlustentstehung oder -erhöhung vermieden und stattdessen AfA-Substrat konserviert werden soll (vgl. Beck Bil-Komm. (2022), § 274 HGB, Rn. 180). Während vor BilMoG Methodenwahl ebenso wie Methodenwechsel maßgeblichkeitsdeterminiert in HB und StB einheitlich vorzunehmen waren (vgl. Schmidt (1994), S. 80; Lause/Sievers, BB 1990, S. 24 (28f.)), wurde diese Verbindung auch für die Wahl von bzw. den Wechsel zu AfA-Methoden, denen ein Lenkungszweck nicht zugrunde liegt, mit dem BilMoG gekappt.
Rn. 266–270
Stand: EL 37 – ET: 09/2022
vorläufig frei