Prof. Dr. Norbert Herzig, Prof. Dr. Simone Briesemeister-Dinkelbach
Rn. 31
Stand: EL 37 – ET: 09/2022
In persönlicher Hinsicht erstreckt sich die Verpflichtung, dem steuerlichen BV-Vergleich das nach den handelsrechtlichen GoB auszuweisende BV zugrunde zu legen, explizit auf Gewerbetreibende (i. S. d. § 15 EStG), die aufgrund gesetzlicher Vorschriften buchführungs- und bilanzierungspflichtig sind oder freiwillig Bücher führen und Anschlüsse machen. Freiwillig können auch Nichtgewerbetreibende – selbständig Tätige sowie Land- und Forstwirte – ihren Gewinn durch Bilanzierung ermitteln. Rechtsgrundlage ist insoweit § 4 Abs. 1 EStG.
Rn. 32
Stand: EL 37 – ET: 09/2022
Anders als § 5 Abs. 1 EStG enthält § 4 Abs. 1 EStG als Grundlage für die Gewinnermittlung durch Bilanzierung bei freiwilliger Buchführung keinen ausdrücklichen Verweis auf die handelsrechtlichen GoB. Gleichwohl hat sich die Auffassung durchgesetzt, dass auch der steuerliche BV-Vergleich freiwillig Bilanzierender nach § 4 Abs. 1 EStG GoB-gestützt zu erfolgen hat (vgl. Pickert, DStR 1989, S. 374; Kraft/Kraft, BB 1992, S. 2465 (2469); Bilanz-HB (2015), Kap. L, Rn. 177; L/B/P (2019), §§ 4, 5 EStG, Rn. 300c; H/H/R (2019), Vorbemerkungen zu den §§ 4–7 EStG, Rn. 23; H/H/R (2021), § 5 EStG, Rn. 70; HB-BilStR (2021), Rn. 66, 333). Dass der BV-Vergleich nach § 4 Abs. 1 EStG GoB-gestützt zu erfolgen hat, ergibt sich bereits aus § 4 Abs. 2 EStG; die insoweit adressierten allg. GoB werden nach Maßgabe des Grundsatzes der Gleichmäßigkeit der Besteuerung (vgl. BFH, Urteil vom 06.12.1983, VIII R 110/79, BStBl. II 1984, S. 227) durch die in § 5 Abs. 1 Satz 1 EStG in Bezug genommenen handelsrechtlichen GoB konkretisiert (vgl. z. B. BFH, Urteil vom 27.11.1997, IV R 95/96, BStBl. II 1998, S. 375; BFH, Beschluss vom 02.03.2004, III B 114/03, BFH/NV 2004, S. 1109; Lang (1981), S. 61f.; Prinz (2011), S. 146). Ebenso folgt die Relevanz handelsrechtlicher GoB auch bei originärer steuerlicher Buchführungspflicht aus der Anordnung des § 141 Abs. 1 Satz 2 AO, die §§ 238, 240, 241, 242 Abs. 1 sowie die §§ 243–256 sinngemäß anzuwenden, soweit sich nicht aus den Steuergesetzen etwas anderes ergibt. Aus Gründen der Gleichmäßigkeit der Besteuerung gelten folgerichtig auch die Bestimmungen des § 5 Abs. 2ff. EStG gleichermaßen für die Gewinnermittlung nach § 4 Abs. 1 EStG (vgl. BFH, Urteil vom 08.11.1979, IV R 145/77, BStBl. II 1980, S. 146; BFH, Urteil vom 06.12.1983, VIII R 110/79, BStBl. II 1984, S. 227; Wassermeyer (1991), S. 42; Kanzler, FR 1998, S. 421; L/B/P (2019), §§ 4,5 EStG, Rn. 300c; H/H/R (2021), § 5 EStG, Rn. 71; a. A. Bordewin, FR 1998, S. 226 (230)).
Rn. 33–35
Stand: EL 37 – ET: 09/2022
vorläufig frei