Entscheidungsstichwort (Thema)

Vorlage zur Vorabentscheidung. Abfälle. Verbringung. Abfälle, die dem Verfahren der vorherigen schriftlichen Notifizierung und Zustimmung unterliegen. Verbringungen, die Zulassungsanforderungen unterliegen. Begriff ‚Nebenprodukte’. Begriff ‚tierische Nebenprodukte’. Verbringung eines Gemisches aus tierischen Nebenprodukten und anderem Material

 

Normenkette

EGV 1069/2009 Art. 3 Nr. 1; Richtlinie 2002/83/EG Art. 35-36, 1 Abs. 3; Richtlinie 2008/98/EG Art. 5 Abs. 1

 

Beteiligte

P.F. Kamstra Recycling u.a

XN

YO

P. F. Kamstra Recycling BV

 

Tenor

1. Art. 5 Abs. 1 der Richtlinie 2008/98/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 19. November 2008 über Abfälle und zur Aufhebung bestimmter Richtlinien und Art. 3 Nr. 1 der Verordnung (EG) Nr. 1069/2009 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 21. Oktober 2009 mit Hygienevorschriften für nicht für den menschlichen Verzehr bestimmte tierische Nebenprodukte und zur Aufhebung der Verordnung (EG) Nr. 1774/2002 (Verordnung über tierische Nebenprodukte) sind dahin auszulegen, dass ein Material, das nicht als „Nebenprodukt” im Sinne der erstgenannten Bestimmung eingestuft werden kann, gleichwohl als „tierisches Nebenprodukt” im Sinne der zweitgenannten Bestimmung angesehen werden kann.

2. Art. 1 Abs. 3 Buchst. d der Verordnung (EG) Nr. 1013/2006 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 14. Juni 2006 über die Verbringung von Abfällen in der durch die Verordnung (EU) Nr. 135/2012 der Kommission vom 16. Februar 2012 geänderten Fassung ist dahin auszulegen, dass Verbringungen tierischer Nebenprodukte, die unter die Verordnung Nr. 1069/2009 fallen, außer in den Fällen, in denen die Verordnung Nr. 1069/2009 ausdrücklich die Anwendung der Verordnung Nr. 1013/2006 in der durch die Verordnung Nr. 135/2012 geänderten Fassung vorsieht, vom Geltungsbereich der Verordnung Nr. 1013/2006 in der durch die Verordnung Nr. 135/2012 geänderten Fassung ausgenommen sind.

3. Art. 1 Abs. 3 Buchst. d der Verordnung Nr. 1013/2006 in der durch die Verordnung Nr. 135/2012 geänderten Fassung ist dahin auszulegen, dass diese Bestimmung auf die Verbringung eines Gemischs aus tierischen Nebenprodukten der Kategorie 3 im Sinne von Art. 10 der Verordnung Nr. 1069/2009 und anderem, als nicht gefährlicher Abfall im Sinne der Verordnung Nr. 1013/2006 in der durch die Verordnung Nr. 135/2012 geänderten Fassung eingestuftem Material anwendbar ist. Der Anteil der tierischen Nebenprodukte an der Mischung ist dabei nicht relevant.

 

Tatbestand

In den verbundenen Rechtssachen

betreffend drei Vorabentscheidungsersuchen nach Art. 267 AEUV, eingereicht vom Gerechtshof Arnhem-Leeuwarden (Berufungsgericht Arnhem-Leeuwarden, Niederlande) mit Entscheidungen vom 19. Dezember 2018, beim Gerichtshof eingegangen am 15. Januar 2019, in den Strafverfahren gegen

XN (C-21/19),

YO (C-22/19),

P. F. Kamstra Recycling BV (C-23/19),

Beteiligter:

Openbaar Ministerie,

erlässt

DER GERICHTSHOF (Fünfte Kammer)

unter Mitwirkung des Kammerpräsidenten E. Regan sowie der Richter I. Jarukaitis, E. Juhász, M. Ilešič und C. Lycourgos (Berichterstatter),

Generalanwalt: H. Saugmandsgaard Øe,

Kanzler: M. Ferreira, Hauptverwaltungsrätin,

aufgrund des schriftlichen Verfahrens und auf die mündliche Verhandlung vom 4. Dezember 2019,

unter Berücksichtigung der Erklärungen

  • von XN, YO und der P. F. Kamstra Recycling BV, vertreten durch M. J. J. E. Stassen und R. Laan, advocaten,
  • des Openbaar Ministerie, vertreten durch A. C. L. van Holland als Bevollmächtigten,
  • der niederländischen Regierung, vertreten durch M. K. Bulterman, C. S. Schillemans und M. H. S. Gijzen als Bevollmächtigte,
  • der französischen Regierung, vertreten durch J. Traband, D. Colas, A.-L. Desjonquères und C. Mosser als Bevollmächtigte,
  • der österreichischen Regierung, vertreten durch J. Schmoll und G. Hesse als Bevollmächtigte,
  • der Europäischen Kommission, vertreten durch W. Farrell, F. Thiran und L. Haasbeek als Bevollmächtigte,

nach Anhörung der Schlussanträge des Generalanwalts in der Sitzung vom 19. März 2020

folgendes

Urteil

 

Entscheidungsgründe

Rz. 1

Die Vorabentscheidungsersuchen betreffen die Auslegung von Art. 1 Abs. 3 Buchst. d der Verordnung (EG) Nr. 1013/2006 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 14. Juni 2006 über die Verbringung von Abfällen (ABl. 2006, L 190, S. 1) in der durch die Verordnung (EU) Nr. 135/2012 der Kommission vom 16. Februar 2012 (ABl. 2012, L 46, S. 30) geänderten Fassung (im Folgenden: Verordnung Nr. 1013/2006), von Art. 5 Abs. 1 der Richtlinie 2008/98/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 19. November 2008 über Abfälle und zur Aufhebung bestimmter Richtlinien (ABl. 2008, L 312, S. 3) sowie der Verordnung (EG) Nr. 1069/2009 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 21. Oktober 2009 mit Hygienevorschriften für nicht für den menschlichen Verzehr bestimmte tierische Nebenprodukte und zur Aufhebung der Verordnung (EG) Nr. 1774/2002 (Verordnung über tierische Nebenprodukte) (ABl. 2009, L 300, S. 1).

Rz. 2

Diese Ersuchen ergehe...

Dieser Inhalt ist unter anderem im VerwalterPraxis Gold enthalten. Sie wollen mehr?


Meistgelesene beiträge