Städte werben um Nachwuchskräfte im öffentlichen Dienst
Die Aktion unter dem Motto «Wir machen's öffentlich!» beginnt am 15. April und richtet sich vor allem an Nachwuchskräfte und Quereinsteiger, teilte der Städtetag Baden-Württemberg mit. Der kommunale Spitzenverband organisiert die Kampagne.
Internetportal und zahlreiche Werbemaßnahmen
Neben einem eigenen Internetportal, das Informationen bereitstellen und Stellenangebote listen soll, wird die Kampagne in Form von Plakaten, Flyern und Broschüren in die Städte gebracht. Zudem werden Kommunen bei eigenen Personalmarketingmaßnahmen unterstützt. Es gehe vor allem darum, das Profil der Städte gegenüber anderen öffentlichen Arbeitgebern wie dem Bund und dem Land zu schärfen, erklärte Stefanie Hinz, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin des Städtetags.
Hohe Konkurrenz aus der Wirtschaft erschwert Personalwerbung
Ein Auslöser der Kampagne sei Personalmangel, der den öffentlichen Dienst schon jetzt belaste und noch zunehmen werde. «Das Durchschnittsalter der Beschäftigten und Beamten und Beamtinnen liegt bereits seit einigen Jahren auf hohem Niveau», sagte Hinz. «Diese Situation wird sich in den nächsten Jahren noch zuspitzen.» Ein Grund für den Nachwuchsmangel sei die Konkurrenz aus der Wirtschaft. Vor allem in Baden-Württemberg habe der öffentliche Dienst gegenüber Arbeitgebern wie Bosch, Daimler oder Porsche häufig das Nachsehen.
Großen Bedarf gibt es den Angaben zufolge vor allem an Erziehern und an Nachwuchs in technischen Berufen, besonders an Bauingenieuren. Bei der sozialen Betreuung von Flüchtlingen herrscht Hinz zufolge ebenfalls akuter Mangel.
Vorteile des öffentlichen Dienstes sollen betont werden
Die Kampagne soll junge Leute demnach vor allem mit der Perspektive auf «sichere und familienfreundliche Arbeitsplätze mit guten Karrierechancen» überzeugen. Mehr Geld als bislang kann ihnen aber nicht geboten werden. «Da ist die Luft nach oben begrenzt», sagte Hinz. «Mit mehr Gehalt können wir nicht punkten.»
Gewerkschaften: Größtes Problem ist das niedrige Gehalt
Nicht nur deshalb sieht Andreas Henke, Pressesprecher des Verdi-Landesbezirks, die Kampagne kritisch. Es sei zwar gut, dass der Personalmangel erkannt worden sei, daran sei der öffentliche Dienst aber selbst schuld. Es sei systematisch Personal reduziert worden, «und jetzt reicht es hinten und vorne nicht mehr». Der öffentliche Dienst biete grundsätzlich interessante Aufgaben, setze aber noch zu häufig auf befristete Arbeitsverträge. Das größte Problem seien die Gehälter: «Die Bezahlung ist längst nicht mehr wettbewerbsfähig.»
Die unterschiedlichen Ansichten zur Kampagne und ihrer Gründe passen zur Uneinigkeit in den derzeit laufenden Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst. Die Gewerkschaft Verdi und der Beamtenbund dbb fordern für die mehr als zwei Millionen Beschäftigten sechs Prozent mehr Lohn. Die öffentlichen Arbeitgeber lehnen das als zu hoch ab und wollen unter anderem Kürzungen der Altersversorgung durchsetzen. Henke spricht von «kontraproduktiven» Einschnitten. «Dagegen leisten wir am meisten Widerstand.»
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