Betriebliches Vorschlagswesen im öffentlichen Dienst BW

In der Wirtschaft ist das betriebliche Vorschlagswesen seit Jahren eine feste Größe. Beim Staat ist es noch längst nicht so ausgeprägt.

Kostenlose Online-Wörterbücher in der Steuerverwaltung oder eine Idee für die Umrüstung von Motorrädern auf den Digitalfunk: Die öffentliche Verwaltung profitiert von pfiffigen Beamten und Angestellten, wenn sie Vorschläge machen, um Kosten zu sparen oder die Verwaltung zu vereinfachen.

Gute Erfahrungen in Baden-Württemberg

Im vergangenen Jahr wurden in Baden-Württemberg 515 Verbesserungsvorschläge eingereicht, wie aus einer in Stuttgart veröffentlichten Antwort des Innenministeriums auf eine Landtagsanfrage der CDU-Fraktion hervorgeht.

2014 waren vor allem Mitarbeiter im Bereich des Innenministeriums einfallsreich. Das Innenministerium zahlte im vergangenen Jahr Prämien in Höhe von 10.000 EUR aus. «Mit dem Vorschlagswesen wollen wir ihr Wissen, ihre Erfahrung und ihre Ideen besser nutzen und ihnen die Möglichkeit geben, über ihren Arbeitsplatz hinaus kreativ tätig zu werden», sagte Innenminister Reinhold Gall (SPD). Die Idee von zwei Mitarbeitern des Präsidiums Technik, Logistik, Service der Polizei für die Umrüstung vorhandener Zweiräder auf die neue Digitaltechnik sparte richtig Geld. Die Angebote externen Firmen lagen um ein Vielfaches über den nun anfallenden Kosten, wie eine Sprecherin von Gall erklärte.

Das Finanz- und Wirtschaftsministerium machte für neun Prämien insgesamt 3.050 EUR locker. 95 Prozent der Vorschläge kommen dort den Angaben zufolge aus der Steuerverwaltung. Durch den Einsatz kostenfreier Online-Wörterbücher auf sämtlichen Notebooks der Betriebsprüfer entfielen die Lizenzkosten für die entsprechenden Programme. Das sparte mehrere tausend Euro ein. Finanzminister Nils Schmid (SPD) sagte, die Anregungen der Beschäftigten der Landesverwaltung seien sehr wichtig. Vor allem so könne die Effektivität der Verwaltung gesteigert werden.

Prämien als Anreiz für die Beschäftigten

Oftmals sind die Kosteneinsparungen aber gar nicht bewertbar. Eine Bezifferung sei zum Beispiel bei Vorschlägen zur Verbesserung der Arbeitsabläufe oder des Arbeitsschutzes oder zur Minimierung von individuellen Fehlern regelmäßig nicht möglich, heißt es in der Antwort der Anfrage weiter. Im Jahr 2013 gab es insgesamt 422 Vorschläge. Die meisten wurden 2009 eingereicht: Da waren es 547 Ideen. Verdi-Landeschefin Leni Breymaier sagte, wer die Arbeit täglich mache, wisse immer am besten, wo es klemme. Prämien seien eine zusätzliche Motivation für die Beschäftigten.

In der Industrie führen Ideen der Mitarbeiter mitunter zu Millionen-Einsparungen. Bei Bosch waren es 2014 33,4 Millionen Euro. Bei Daimler waren es im vergangenen Jahr rund 70 Millionen Euro. CDU-Generalsekretärin Katrin Schütz sagte, die Wirtschaft mache vor, dass im Know-how der Mitarbeiter sehr viel schlummerndes Potenzial stecke. «Für die Landesverwaltung gilt es dieses für sich zu nutzen, indem sie ihre Bemühungen intensiviert und ihre Mitarbeiter wertschätzt.»

dpa

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