Corona verschärft in Kliniken Personalmangel
Ab dem 15. März 2022 gilt die einrichtungsbezogene Impfpflicht im Gesundheitswesen.
Personalmangel hat zugenommen
Die Sorge vieler Einrichtungen ist, dass Bund, Länder und örtliche Gesundheitsämter die Impfpflicht nicht einheitlich umsetzen, so Roland Engehausen, der Geschäftsführer der Bayerischen Krankenhausgesellschaft (BKG). Denn das könnte den Wettbewerb der Kliniken um das händeringend gesuchte Personal noch anheizen.
Wie sehr die Corona-Pandemie den Personalmangel in der Pflege verschärft hat, legen Daten des Jobportals Stepstone nahe. Dort war die Zahl der Stellenanzeigen für Pflegeberufe im Dezember 2021 um 85 Prozent höher als vor Beginn der Pandemie im Januar 2020. Zum Vergleich: Die Jobausschreibungen insgesamt haben auf dem Portal im selben Zeitraum um 40 Prozent zugelegt. Absolute Zahlen nannte das Düsseldorfer Unternehmen nicht.
Auch die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) und der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) in Berlin gehen davon aus, dass die Pandemie die Personalsituation verschärft hat. Exakte Daten gibt es aber nicht.
«Was nicht passieren darf, ist eine unterschiedliche Umsetzung von Einrichtung zu Einrichtung und von Gesundheitsamt zu Gesundheitsamt», sagt BKG-Geschäftsführer Engehausen. «Wenn in einer Region ein nicht geimpfter Beschäftigter ohne klar nachvollziehbare Gründe weiter arbeiten darf, und in einer anderen nicht, wäre das nicht gut.»
Die Zahl der Corona-Intensivpatienten in Bayerns Krankenhäusern ist seit Anfang Dezember zwar stark gesunken, aber von einer Rückkehr zur Normalität kann nach Engehausens Worten keine Rede sein. «Wir sind weit weg von einer Entspannungsbotschaft.»
«Bei den Aufnahmen auf den Normalstationen steigen die Zahlen bislang noch nicht, aber sie sinken auch nicht mehr. Da kann man ziemlich sicher sein, dass das der Wendepunkt ist und wir ab jetzt mit steigenden Hospitalisierungen rechnen müssen.»
Probleme mit Unklarheiten zur allgemeinen Impfpflicht
Was die Gesundheitspolitik betrifft, sind die Kliniken ebenso besorgt, dass die Berliner Koalition vom Mut zur Einführung einer allgemeinen Impfpflicht wieder verlassen wird: «Unsere Befürchtung ist, dass die allgemeine Impfpflicht zerredet wird, die einrichtungsbezogene Impfpflicht unklar geregelt wird, und wir wieder den Fehler machen, im Herbst nicht auf eine neue Virus-Variante vorbereitet zu sein, die nach den Erfahrungen der letzten beiden Jahre so sicher kommen dürfte wie das Amen in der Kirche», sagte Engehausen.
Denn sollte es bei der Impfpflicht ausschließlich im Gesundheitswesen bleiben, wäre das für Impfunwillige ein natürlicher Anreiz zum Branchenwechsel. Weltweit beflügelt die Pandemie die Bereitschaft unzufriedener Arbeitnehmer, sich neue Herausforderungen zu suchen. Im englischen Sprachraum gibt es dafür den Begriff der «great resignation». Nicht Resignation ist gemeint, sondern Kündigung von Seiten der Arbeitnehmer.
Mehr Pflegepersonal sucht neue Stelle
Portale wie Stepstone beobachten das auch in Deutschland. Im Januar lag die Anzahl der Jobsuchen demnach um mehr als die Hälfte höher als im Tagesdurchschnitt des vergangenen Jahres. «Wir erleben am Arbeitsmarkt gerade eine Zeitenwende», sagt Stepstone-Chef Sebastian Dettmers. «Die Herausforderung heißt also ab sofort nicht mehr Arbeitslosigkeit, sondern Arbeiterlosigkeit.» Gerade im Pflegebereich sei das schon Realität.
Unterdessen gibt es in einigen Tageszeitungen auffallend viele und sehr ähnliche Jobanzeigen angeblich ungeimpfter Pflegekräfte. Sie legen den Verdacht nahe, dass es sich zumindest teilweise um Falsch-Anzeigen beziehungsweise abgesprochene Aktionen von Gegnern der Corona-Impfung handeln könnte. Am Wochenende berichteten der «Fränkische Tag» (Bamberg) und der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) über auffallend viele solcher Jobanzeigen.
In der Zeitung in Bamberg seien es mehr als 50 Anzeigen am Samstag gewesen. «Diese Häufung von sich ähnelnden Inseraten ist ungewöhnlich. Das wirkte auf den ersten Blick fast wie abgesprochen», sagte Gerhard Staudt, Teamleiter des Auftragsmanagements der Mediengruppe Oberfranken.
Ein RBB-Jornalist entdeckte «mehr als 100 vermeintliche Stellengesuche in einem Bautzener Anzeigenblatt» und versuchte bei einigen unter den angegebenen Telefonnummern jemand zu erreichen. Der Journalist Andreas Rausch schreibt, dass manche Nummern unvollständig oder wie die «0160-1234567890» nicht vergeben seien, oder es gehe niemand ans Telefon. Bei allen 18 Stichproben habe er mit niemanden sprechen können.
Wahrscheinlich authentisch sind Stellengesuche ungeimpfter Pflegekräfte auf Ebay Kleinanzeigen, da die Betreffenden ihre Annoncen dort mit Kontaktdaten und häufig auch mit Foto aufgeben. Am Freitag waren dort gut 500 Annoncen von Krankenpflegerinnen und -pflegern aus ganz Deutschland zu finden, 35 mit dem zusätzlichen Suchbegriff «ungeimpft».
Maßnahmen zur Personalbindung und -gewinnung gefordert
«Die aktuelle Debatte zeigt, wie dünn die Personaldecke in der Pflege ist», sagt Christel Bienstein, die Präsidentin des Deutschen Berufsverbands für Pflegeberufe. Der DBfK fordert von der Bundesregierung eine bedarfsgerechte Analyse des Personalbedarfs und Maßnahmen zur Sofortgewinnung zusätzlicher Pflegekräfte ebenso wie zu deren langfristiger Bindung.
Die Krankenpflege als solche sei attraktiv, wirbt BKG-Geschäftsführer Engehausen. «Nahezu kein anderer Beruf hat solche Zukunftsperspektiven, und so kontinuierlich steigende Gehälter
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