Verwaltung will mehr Menschen mit Migrationshintergrund einstellen
Zu diesem Thema unterzeichnete Sozialministerin Cornelia Rundt (SPD) gemeinsam mit Vertretern von Gewerkschaften und Berufsverbänden eine entsprechende Vereinbarung. Das Programm sieht unter anderem vor, die interkulturelle Kompetenz der Führungskräfte zu schulen. Die einzelnen Ressorts können nun Zielvereinbarungen darüber treffen, wie sie den Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund steigern wollen.
17,4 Prozent der Niedersachsen haben Migrationshintergrund
Das Sozialministerium in Hannover stützt sich auf Daten von 2014, als 1,35 Millionen Menschen Wurzeln außerhalb Deutschlands hatten. Das entspricht einem Anteil von 17,4 Prozent an der Gesamtbevölkerung Niedersachsens. Knapp ein Drittel davon waren Kinder unter 15 Jahren - sie drängen in den nächsten Jahren also verstärkt auf den Arbeitsmarkt.
Zugewanderte im öffentlichen Dienst unterrepräsentiert
Eine freiwillige, anonyme Befragung aller Landesbediensteten fand zuletzt 2011/2012 statt. Sie ergab für alle Ressorts zusammengenommen einen Anteil von 9,1 Prozent von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte - er spiegelt also bei weitem nicht die gesellschaftliche Vielfalt des Landes wider. Es gab aber Schwankungen: im Sozialministerium etwa war der Wert mit 10,6 Prozent zweistellig. Am höchsten war er im Ministerium für Wissenschaft und Kultur (11,5 Prozent). Deutlich erkennbar war aber auch damals schon ein überdurchschnittlicher Wert bei den Auszubildenden, wo Migrantenkinder bereits einen Anteil von 12,1 Prozent hatten.
Öffentlicher Dienst rechnet mit Fachkräftemangel
Niedersachsen ist mit mehr als 200.000 Beschäftigten der größte Arbeitgeber des Landes. Das Land steht zum einen in Konkurrenz zur Wirtschaft bei der Werbung von Nachwuchs. Der wird angesichts des demografischen Wandels immer stärker umworben - Experten rechnen in 10 bis 15 Jahren mit einem Fachkräftemangel. Zum anderen will das Land ganz bewusst die Vielfalt der Gesellschaft widerspiegeln. «Diese Vereinbarung ist ein Fingerzeig, um sehr bewusst etwas herbeizuführen, was eigentlich eine Selbstverständlichkeit ist», sagte der Bezirksvorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB), Hartmut Tölle. Die Praxis sehe leider oft anders aus.
Interkulturelle Öffnung der Verwaltung wird angestrebt
Wenn sich Niedersachsens Landesverwaltung «interkulturell öffnen» will, bedeutet das einen kulturellen Brückenschlag zu Menschen mit anderen Sitten und Gebräuchen. Denn die Vielfalt in Sprache und Kultur, die Kollegen mit Migrationshintergrund in den Behördenalltag mitbringen, gelten als Bereicherung und Hilfe. In der Justiz sind nach Angaben von Frank Bornemann, Vorsitzender des Niedersächsischen Richterbundes, diverse Staatsanwälte und Richter mit ausländischen Wurzeln tätig. Sie können sich in Menschen mit ähnlichem sozialen Hintergrund besser einfühlen und kulturelle Hürden abbauen.
Die Vereinbarung sieht entsprechende Fortbildungsmaßnahmen für niedersächsische Führungskräfte und Personalverantwortliche vor - das Land lässt sich das in diesem Jahr 100.000 Euro kosten.
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