Neues Arbeitsrecht in katholischer Kirche greift nicht bundesweit

Bisher mussten Mitarbeiter der katholischen Kirche nach Scheidung und erneuter Heirat um ihren Job bangen. Das ändert sich nun - jedenfalls in den meisten Bistümern.

In der katholischen Kirche gilt seit 1.8.2015 ein neues liberaleres Arbeitsrecht - allerdings wird es nicht bundesweit umgesetzt, sondern nur in 23 der 27 Diözesen. Die drei bayerischen Bistümer Eichstätt, Regensburg und Passau scheren wegen inhaltlicher Bedenken aus und übernehmen die Lockerungen zunächst nicht. Auch das derzeit vakante Erzbistum Berlin wendet die geänderten Regeln noch nicht an, dürfte sie aber nach Amtseinführung des neuen Erzbischofs Heiner Koch im September in Kraft setzen.

Scheidung ist nur noch ausnahmsweise ein Kündigungsgrund

Scheidung und standesamtliche Heirat sind für Mitarbeiter etwa in katholischen Krankenhäusern, Seniorenheimen, Kindergärten oder Schulen künftig nur noch in Ausnahmefällen ein Kündigungsgrund. Auch eine eingetragene Lebenspartnerschaft gleichgeschlechtlicher Paare ist nicht mehr automatisch ein Hindernis für einen Job in einer Einrichtung unter kirchlicher Trägerschaft.

Für die Kirchen - auch für die evangelische - gelten beim Arbeitsrecht traditionell besondere Bestimmungen. Die Änderungen für die katholische Kirche, genannt Grundordnung, hatten die deutschen Bischöfe im Frühjahr per Mehrheitsbeschluss auf den Weg gebracht. Allerdings ist es jedem Bischof überlassen, ob er sie in seiner Diözese auch anwendet. Konservative Kirchenleute sehen Probleme bei der praktischen Umsetzung und befürchten, der neue Ansatz könnte der Kirchenlehre zuwiderlaufen.

Ausnahmeregelungen für einzelne Tätigkeiten

Für viele Mitarbeiter mit einer besonderen Loyalitätsverpflichtung, etwa pastorale Beschäftigte, Religionslehrer oder Kindergartenleiter, gelten die liberaleren Regeln nicht. Welcher Personenkreis in jedem Bistum genau darunterfällt, steht zum Teil noch nicht endgültig fest.

Neuregelungen ab sofort gültig

Angewandt wird das neue Arbeitsrecht in der Regel sowohl bei schon angestellten Mitarbeitern als auch bei Neueinstellungen. Das heißt, wer nach einer Scheidung wieder geheiratet hat, kann sich durchaus Hoffnungen auf einen Job in einer kirchlichen Einrichtung machen.

Die Kirchen sind mit rund 1,2 Millionen Beschäftigten in Deutschland zweitgrößter Arbeitgeber nach dem öffentlichen Dienst. Die katholische Kirche zählt etwa 650.000 Beschäftigte, darunter 590.000 in Sozialeinrichtungen der Caritas.

dpa

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