Studie: Digitalisierung der Verwaltung

Jeder zweite Bundesbürger (56 Prozent) ist der Meinung, dass seine Stadt nicht digital sei. Das zeigen die Ergebnisse einer aktuellen Studie des Bitkom.

Einen kompetenten Umgang mit der Digitalisierung trauen der Studie zufolge jedoch zwei Drittel der Bevölkerung (66 Prozent) ihrer Stadtverwaltung zu. Die Ergebnisse der Umfrage hat der Digitalverband Bitkom zur Eröffnung der «Smart Country Convention» in Berlin am 22.10.2019 vorgestellt. Auf der Messe kommen noch bis zum 24. Oktober rund 100 000 Vertreter aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft zusammen, um Chancen und Lösungen der Digitalisierung auszuloten.

Erhöhen der Lebensqualität und Standortattraktivität

Laut  Studie fordern 69 Prozent der Befragten von ihrer Stadtverwaltung, der Digitalisierung mehr Nachdruck zu verleihen. Vor allem beim Wohnen, der Verwaltung, beim Verkehr, bei der Sicherheit und der Umwelt sehen die Menschen Handlungsbedarf. «Dem Vertrauensvorschuss in der Bevölkerung müssen die Rathäuser jetzt gerecht werden», sagte Bitkom-Präsident Achim Berg. Lebensqualität sowie Standortattraktivität ließen sich damit steigern. Die Kommunen bräuchten jedoch das nötige Geld, Know-how und einen engen Austausch mit der örtlichen Wirtschaft und den Bürgern.

Notwendige Infrastruktur muss gesichert sein 

Die Bundesregierung habe sich ehrgeizige Ziele gesetzt, sagte Günter Krings, Staatsminister des Innenministeriums zur Eröffnung. Die Digitalisierung von Infrastruktur, Arbeit und Ausbildung schaffe große Chancen und sei Teil der Lösung, um etwa gleichwertige Lebensverhältnisse auch in ländlichen Regionen zu schaffen. Mit dem Online-Zugangsgesetz werde zudem sichergestellt, dass in wenigen Jahren die Verwaltungsdienste von Bund, Ländern und Kommunen auch digital angeboten werden. Mit einem Rechtsanspruch auf schnelles Internet bis 2025 habe die Bundesregierung zudem die Weichen für eine bessere Infrastruktur gestellt.

Eine große Mehrheit von 89 Prozent würde sich laut Studie des Bitkom wünschen, wenn die Beantragung, Verlängerung und Zusendung etwa des Reisepasses oder des Personalausweises automatisch verliefe. 84 Prozent würden gerne Verwaltungsangelegenheiten digital erledigen, zum Beispiel den Wohnsitz ummelden oder Kindergeld beantragen.

Bundesweite Standards sind gefordert

Aktuell hänge das digitale Amt jedoch «in der Warteschlange», sagte Berg. Viele verfügbaren Angebote seien noch unnötig kompliziert. «Was wir brauchen, sind bundesweite Standards, damit das digitale Rad nicht in 11 000 Kommunen immer neu erfunden wird. Selbst bei vielen guten Beispielen für den digitalen Erfolg sieht Berg noch viel Luft nach oben - und fordert Mut und Tatendrang ein: «Gut ist auch die kleine Schwester der Lethargie.» Dabei eröffne die Digitalisierung gerade auch im ländlichen Raum die Chance, Distanzen zu überwinden - in der medizinischen Versorgung, der Bildung oder der Arbeit.

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dpa

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