Die Gewerkschaften Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV), Handel, Banken und Versicherungen (HBV), Deutsche Postgewerkschaft (DPG), IG Medien und die Deutsche Angestellten-Gewerkschaft (DAG) haben die "Vereinte Dienstleistungsgesellschaft", kurz "ver.di", mit Sitz in Berlin gebildet.
Ver.di ist mit etwa 2,7 Millionen Mitgliedern die größte Einzelgewerkschaft Europas, mit einer gemeinsamen Finanzverwaltung und einem Gesamtvorstand. Es sind die Arbeitnehmerinteressen im Dienstleistungsbereich, in der dienstleistungsnahen Industrie sowie im Medien-, Kultur- und Bildungsbereich vereinigt. Bislang sind nur etwa 10 % der Arbeitnehmer im Dienstleistungsbereich gewerkschaftlich organisiert. Hier besteht für die Gewerkschaften ein großer Nachholbedarf, zumal der Dienstleistungssektor in den vergangenen Jahrzehnten ständig an Bedeutung gewonnen hat. Mit ver.di hofft man, auch dem starken Mitgliederschwund der letzten Jahre entgegenwirken zu können.
Als weitere Vorteile von ver.di führen die Gewerkschaften an:
- Einspareffekte bei Personal und Geldmittel,
- die Vermeidung gewerkschaftlicher Konkurrenz,
- die Vereinigung von Erfahrungen und Kompetenzen,
- einen besseren Service und
- eine bessere Mitgliederbetreuung.
Die Organisationsstruktur gliedert sich in drei Ebenen (Bezirke – Landesbezirke – Bund). Zum Start von ver.di werden folgende Landesbezirke gebildet: Baden-Württemberg, Bayern, Berlin/Brandenburg, Hamburg, Schleswig-Holstein/Mecklenburg-Vorpommern, Hessen, Niedersachsen/Bremen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Bis zum Jahre 2005 ist der Zusammenschluss der Landesbezirke Hamburg/Schleswig-Holstein/Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz/Saarland und Sachsen/Sachsen-Anhalt/Thüringen geplant.
Um die Interessen der in ver.di organisierten unterschiedlichen Berufsgruppen möglichst eigenständig zu vertreten, werden insgesamt 13 Fachbereiche gebildet:
- Finanzdienstleistungen
- Ver- und Entsorgung
- Gesundheit, soziale Dienste, Wohlfahrt und Kirchen
- Sozialversicherung
- Bildung, Wissenschaft und Forschung
- Bund und Länder, Beamte, Sozialpolitik
- Gemeinden, Tarifpolitik im öffentlichen Dienst und für Arbeiter
- Medien, Kunst und Kultur, Druck und Papier, industrielle Dienste und Produktion, Jugend
- Telekommunikation, Informationstechnologie, Datenverarbeitung
- Postdienste, Speditionen und Logistik
- Verkehr
- Handel
- Besondere Dienstleistungen, Bildung
Wie bereits bei der Gewerkschaft ÖTV soll das Tarifgebiet des öffentlichen Dienstes fachbereichsübergreifend behandelt werden, um die Flächentarifverträge des öffentlichen Dienstes weiterhin zu erhalten. Eine tarifpolitische Grundsatzstelle beim Vorstand soll eine gemeinsame Tarifstrategie entwickeln und die Tarifarbeit koordinieren.
Vorsitzender von ver.di ist der bisherige Stadtrat und Personalbeigeordnete der Landeshauptstadt Hannover Frank Bsirske.
Durch die Gründung von ver.di ist die Machtbalance im DGB empfindlich verändert worden. Die Zahl der Mitglieder wurde erheblich reduziert. Zudem büßte die IG Metall ihren Platz an der Spitze ein. Die beiden großen Gewerkschaften ver.di und IG Metall könnten künftig ohne Absprache die politische Linie im DGB allein festlegen.