Die Pandemie hat weltweit für einen Stillstand gesorgt, entschleunigt und den Fokus auf das Wesentliche gelenkt: die Gesundheit. Um zu verstehen, was damit einhergeht, wird anhand der Maslow´schen Bedürfnispyramide dargestellt, wie Defizite und somit eine Gesundheitsgefährdung entstehen. Mithilfe der Erkenntnisse des Kohärenzsinns wie auch der Resilienzforschung werden Maßnahmen zielgerichtet definiert.
2.1 Bedürfnispyramide nach Maslow
Definition
Die Bedürfnispyramide nach Abraham Maslow (1970) beruht auf der Annahme, dass grundlegende Bedürfnisse und Motive in einer hierarchischen Ordnung aufgestellt sind. Hierbei können die nächsten höheren Stufen nur erreicht werden, wenn als Basis die tieferen Ebenen befriedigt sind. Die Bedürfnisse reichen von den biologischen Grundbedürfnissen, wie z. B. Nahrung, Wasser etc., bis hin zur Selbstverwirklichung in Form von Potenzialausschöpfung.
Abb. 1: Eigene Darstellung nach Maslow (1970)
Die Maslow’sche Bedürfnispyramide hat in der jetzigen Zeit v. a. den Fokus auf der höchsten Stufe erhalten: Unternehmen fokussieren sich vermehrt darauf, ihre Arbeitnehmer durch Möglichkeiten der Selbstverwirklichung in Form von BGM-Maßnahmen und Weiterbildung an das Unternehmen zu binden. Hierbei geht es um weitaus mehr als die individuelle Förderung von physischer und mentaler Gesundheit sowie Anerkennung. Vor allem die Grundbedürfnisse, die das menschliche Überleben sichern, sind vorhanden und aufgrund des Entwicklungsstands in Deutschland sowie umfangreichen Verordnungen zur Unfallverhütung wie auch dem Arbeitsschutz grundlegend sichergestellt. Diese Defizitbedürfnisse sind erfüllt, sodass die höchste Stufe, das Wachstumsmotiv, forciert wird. Dadurch ist neben dem Effekt der Zufriedenheit der Mitarbeiter auch deren Produktivität und somit der Unternehmenserfolg gestärkt.
Was aber, wenn innerhalb von kürzester Zeit ein Virus genau diese Defizitbedürfnisse angreift?
In Tab. 1 werden beispielhaft die Defizitbedürfnisse dargestellt:
Bedürfnisse |
Beispielhafte negative Einflüsse der Pandemie |
Biologische Bedürfnisse |
- subjektive Wahrnehmung: gewünschte Nahrung nicht ausreichend vorhanden
- ärztliche Betreuung stockt
- Existenzängste durch reduziertes Einkommen
- Angst vor Infektion
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Sicherheitsbedürfnisse |
- Angst vor Arbeitsplatzverlust/Kurzarbeit
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Soziale Bedürfnisse |
- fehlender Kontakt: Kommunikation am Arbeitsplatz mit Mitarbeitern, Kollegen und Vorgesetzten
- Kommunikationsform verändert – ggf. ungewohnt ausschließlich digitaler Natur
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Anerkennung |
- Gehaltserhöhung stockt
- Incentives bleiben aus
- zeitnahes, direktes Feedback bleibt aus
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Selbstverwirklichung |
- Fortbildungsprogramme können nicht durchgeführt werden
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Tab. 1: Defizitbedürfnisse
Gerade zu Beginn der Pandemie waren die Grundbedürfnisse nicht ausreichend befriedigt. An erster Stelle stand die Beschaffung ausreichender Nahrung und Hygieneartikel im Fokus, wobei die Ansteckungsgefahr bei der Besorgung in Kauf genommen wurde. Zusätzlich bestand die Angst vor unzureichender medizinischer Versorgung im Erkrankungsfall wie auch in Form von mangelndem Impfstoffangebot.
Daneben musste man in manchen Branchen beispielsweise wegen Kurzarbeit und Produktionseinschränkungen befürchten, seinen Arbeitsplatz zu verlieren. Arbeitnehmer der Gesundheitsbranchen kamen an ihre Grenzen, da durch das erhöhte Arbeitsvolumen eine Erholung nicht mehr stattfinden konnte. Viele Arbeitnehmer mussten ohne Eingewöhnung von zu Hause aus mobil arbeiten, sodass der Austausch mit den Kollegen vor Ort entfiel. Erschwerend kamen Einschränkungen durch den Lockdown hinzu. Soziale Kontakte wären als Kompensation für die veränderten Arbeitsbedingungen notwendig gewesen. Es war deutlich spürbar, dass die Grundbedürfnisse der Arbeitnehmer eine hohe Priorität haben müssen, um zum einen die Verantwortung als Unternehmen gegenüber dem Gesundheitsschutz zu gewährleisten und zum anderen auch das eigene Firmenüberleben zu sichern.
2.2 Kohärenzgefühl – ein Mittel der Gesunderhaltung in Krisen?
In der pathogenetischen Konzentration der Ursachenforschung von Krankheiten stehen die Risikofaktoren im Mittelpunkt. Hingegen hat sich in der Gesundheitsförderung und der medizinischen Prävention seit den 1990er-Jahren der salutogenetische Ansatz von Aaron Antonovsky entwickelt, der hinterfragt, warum
Folgende Grafik stellt das Zusammenspiel der einzelnen Faktoren des Kohärenzgefühls nach Bengel & Lyssenko dar:
Abb. 2: Kohärenzgefühl (eigene Darstellung nach Bengel & Lyssenko)
Ein hohes Maß an Kohärenzgefühl hat in Krisenzeiten positive Effekte auf die Gesundheit. Dies geschieht durch die Aktivierung der individuellen Ressourcen, wie auch der Stresskompetenz, die eine mildernde Wirkung hat.
Bezogen auf die Situation während der Pandemie, kann dieses Kohärenzgefühl bzgl. der Arbeit bei den Arbeitnehmern jedoc...