Corona-Pandemie: Studie untersucht Auswirkungen auf die Pflege
Gernot Kiefer, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des GKV-Spitzenverbands, fasst die wichtigsten Schlüsse aus den Studienergebnissen zusammen: „Die Covid-Heim-Studie der Charité zeigt Wege auf, wie vulnerable Gruppen besser vor Infektionskrankheiten geschützt werden können. Mit der Benennung von Hygienebeauftragten in Pflegeheimen ist ein erster Schritt getan. Neben dem Infektionsschutz sollte auch die hausärztliche Versorgung in den Einrichtungen gestärkt werden - in etwa einem Drittel der Pflegeheime gab es hier zu den Hochzeiten der Pandemie Defizite. Außerdem muss die soziale Teilhabe von Pflegeheimbewohnerinnen und –bewohnern auch unter den schwierigen Bedingungen einer Pandemie gewährleistet sein, um zum Beispiel Vereinsamung vorzubeugen. Der Ausbau digitaler Kontaktpflege kann hier ein Ansatz sein.“
Studie zeigt Entwicklung der Sterblichkeit
Ein wichtiger Teil der Studie ist die Auswertung von Abrechnungsdaten, anhand derer die Entwicklung der Sterblichkeit in Pflegeheimen im Verlauf der Pandemie nachvollzogen werden kann. Zum Höhepunkt der zweiten Welle von Dezember 2020 bis Februar 2021 war diese deutlich erhöht: Durchschnittlich starben wöchentlich elf von 1000 Heimbewohnenden. In den Jahren 2015 bis 2019 waren es durchschnittlich sieben von 1000. Der Verlauf während der Pandemie entspricht dem in der gesamten Bevölkerung über 60 Jahre. In der dritten Welle wiederum sank die Sterblichkeit der Pflegeheimbewohnenden unter den Wert der Vorjahre, vermutlich zeigte die priorisierte Impfung in Pflegeheimen erste Erfolge. Von den mit einer Corona-Infektion in ein Krankenhaus eingewiesenen Heimbewohnenden verstarben knapp 60 Prozent innerhalb von 90 Tagen nach der Hospitalisierung.
Soziale Teilhabe durch Schutzmaßnahmen eingeschränkt
Für die Covid-Heim-Studie wurden 873 Pflegeheimleitungen zu Einschränkungen während der zweiten Covid-19-Welle befragt. 85 Prozent nannten eingeschränkte Besuche als Maßnahme in ihrer Einrichtung, 82 Prozent hatten den Körperkontakt zwischen allen Personen reduziert und zwei Drittel hatten gemeinsame Veranstaltungen gestrichen. Neun von zehn Pflegekräften bestätigen, dass Schutzmaßnahmen dieser Art Folgewirkungen für die Bewohnenden gehabt hätten, allen voran Einsamkeit, Rückzug und Verwirrung. Die Studie zieht daher das Fazit, dass soziale Teilhabe durch den Einbezug von pflegenden Angehörigen und Ehrenamtlichen gestärkt werden müsste, pflegenden Angehörigen dürfe der Zugang nicht untersagt werden.
Pflegende Angehörige besonders belastet
In der ebenfalls im Rahmen der Fachtagung präsentierten BerTA-Studie** wurde untersucht, wie pflegende Angehörige Belastungen während der Corona-Pandemie erlebten. 51 Prozent der Befragten berichten von einer deutlich höheren Pflegebelastung, die vor allem auf den Wegfall ergänzender Pflegeleistungen zum Beispiel durch Pflegedienste und Tagespflege zurückzuführen war. Die Mehrzahl der pflegenden Angehörigen leidet der Befragung zufolge unter Einsamkeit und fehlenden Erholungsmöglichkeiten.
Gernot Kiefer: „Wir müssen uns den Mehrfachbelastungen durch Pflege, Beruf und Versorgung der eigenen Kinder durch die während der Pandemie getroffenen Maßnahmen zum Schutz der Pflegebedürftigen bewusstwerden. Die pflegenden Angehörigen übernehmen einen Großteil der Pflege und werden häufig in den Diskussionen um die Versorgung pflegebedürftiger Menschen vernachlässigt. Gerade deshalb ist es wichtig, Ausgleichs- und Unterstützungsmöglichkeiten für pflegende Angehörige künftig stärker in den Blick zu nehmen.“
Die Studie wird nun an das Bundesministerium für Gesundheit gegeben, damit der Gesetzgeber die notwendigen Maßnahmen umsetzen kann. Ergänzend wird die Publikation in Kürze auf der Internetseite des GKV-Spitzenverbandes veröffentlicht.
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