Reha bei psychischen Erkrankungen

Die Deutsche Rentenversicherung verzeichnet einen Anstieg an Rehabilitanden mit psychischen Erkrankungen, was auf eine reduzierte Stigmatisierung und bessere Diagnostik zurückgeführt wird. Ein neues Modellprojekt zielt auf die gleichzeitige Behandlung psychischer und körperlicher Leiden ab. 

Menschen mit Sucht und psychischen Leiden werden nach Einschätzung der Deutschen Rentenversicherung heute weniger als früher stigmatisiert - entsprechend mehr Menschen suchen Hilfe in einer Reha. So eine medizinische Rehabilitation kann sich an eine Klinikbehandlung anschließen. 

Im Fall von Abhängigkeits- oder psychischen Erkrankungen dauern Rehas oft mehrere Wochen oder Monate. Auch im vergangenen Jahr setzte sich bei diesen Rehas der Trend eines Anstiegs der Zahlen fort, wie der Vorsitzende der Vertreterversammlung der Deutschen Rentenversicherung, Rüdiger Herrmann, der Deutschen Presse-Agentur in Berlin sagte. 

107.000 Frauen wegen psychischer Leiden in Reha

Insgesamt veränderte sich das Spektrum der Krankheiten, die bei einer medizinischen Rehabilitation der Rentenversicherung behandelt werden, in den vergangenen Jahren deutlich, wie Herrmann sagte. Fast jede und jeder Fünfte in einer Reha ist wegen psychischer Erkrankungen dort. Vor 20 Jahren waren es rund 16 Prozent. 

Bei den Frauen gab es vergangenes Jahr rund 107.000 Rehabilitationen wegen einer psychischen Erkrankung, bei den Männern waren es mit rund 82.000 deutlich weniger. Zwei Jahre zuvor waren es beispielsweise bei den Frauen erst 102.000, bei den Männern 80.000 Rehabilitationen wegen einer psychischen Erkrankung. 

Weniger Stigmatisierung wegen psychischer Leiden

Ein Grund für den Anstieg sei, dass psychische Erkrankungen inzwischen besser erkannt und damit häufiger diagnostiziert werden, sagte Herrmann. «Auch werden Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen heute weniger stigmatisiert.» 

Aktuell wies die Rentenversicherung zudem darauf hin, dass chronisch kranke Menschen im Vergleich zu gesunden Personen ein rund zweifach erhöhtes Risiko für eine gleichzeitige psychische Erkrankung haben. Bei rund 20 Prozent der Rehabilitanden treten psychische Erkrankungen demnach unabhängig von der Art der Grunderkrankung auf. Am häufigsten seien Depressionen, Angststörungen oder Suchterkrankungen. 

Krebs und Depression gleichzeitig behandeln

Ein nun laufendes Modellprojekt unter dem Stichwort Duale Reha zielt laut Herrmann darauf ab, bei psychischen Begleiterkrankungen eine qualitativ hochstehende Behandlung zu geben - auch wenn das Grundleiden eine körperliche Erkrankung ist. Bei der Dualen Reha würden daher ein psychisches und ein somatisches Krankheitsbild, etwa Krebs, gleichwertig parallel behandelt. 

Herz-Erkrankungen bei Männern stärker im Fokus

Bei Männern ist die Inanspruchnahme von Rehabilitationen wegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich häufiger als bei Frauen. 2023 beanspruchten mit 14,1 Prozent deutlich mehr Männer medizinische Reha-Leistungen aufgrund von Krankheiten des Herz-Kreislaufsystems als Frauen mit nur 4,7 Prozent. 

Herrmann veröffentlichte die Informationen anlässlich der Vertreterversammlung in Berlin. Die Vertreterversammlung ist das Parlament der Deutschen Rentenversicherung Bund.

dpa