Der Name sagt es schon: Es gibt ein fundamentales Problem bei allen Arten von Feedback. Es ist rückwärts ausgerichtet, es konzentriert sich auf die Vergangenheit, auf das, was bereits geschehen ist. Und es schaut nicht auf die unendliche Vielfalt an Formen des Handelns und Verhaltens, die sich künftig ereignen können. Besonders in Zeiten, in denen sich eine Krise auf die nächste stapelt, sich Unvorhersehbarkeiten und Umbrüche immer grundsätzlicher und schneller abwechseln, kann der "Blick durch den Rückspiegel" begrenzt und statisch sein. Eine expansivere und dynamischere Methode des Dialogs kann das „Feedforward“ sein, das der Führungskräftecoach Marshall Goldsmith entwickelt hat[1]. Im Folgenden lernen Sie die Methode des Feedforward in grober Anlehnung an Goldsmith kennen – aber vor dem "Wie" (und wie lieber nicht…) nochmal etwas ausführlicher zur Frage des Warum und Wozu. Dies sind die fünf wichtigen Vorteile von Feedforward:

  • Die so genannte Negativitätsverzerrung lässt uns Defizite, Mängel und Macken greller und gravierender erscheinen als Stärken und Erfolge. Gleichzeitig gehen wir häufig in Formen der Abwehr, des Verleugnens oder gar des Gegenangriffs, wenn man uns beweist, dass wir „falsch“ lagen – statt uns dabei zu helfen, wie wir es „richtig“ machen können. Abgesehen davon, dass es uns selbst häufig positiver und produktiver stimmt, wenn wir Positives rückmelden können.
  • Schubladendenken, Stereotype und negative selbsterfüllende Prophezeiungen können durch Feedback („schon wieder habe ich/hast Du/hat er…“) verstärkt werden. Feedforward fördert im Sinne des „growth Mindset“ eher die Veränderung, die Anpassung.
  • Wir können die Zukunft ändern – aber nicht die Vergangenheit. Feedforward hilft Menschen, sich eine positive Zukunft vorzustellen und sich auf diese einzustellen statt auf eine gescheiterte Vergangenheit. Zum Beispiel im Sport: Wer im Klettern besser werden will, stellt sich vor, wie er einen schwierigen Zug schafft und den Überhang bewältigt (und nicht auf den gähnenden Abgrund); der Mountainbiker schaut auf den möglichen Weg über Wurzeln und Felsen (und nicht auf den potenziellen Sturz); die Basketballerin visualisiert, wie der perfekte Ballwurf durch den Korb geht (statt vom Brett zurückprallt).
  • Gerade mittelständische und kleinere Organisationen stehen häufig vor der Herausforderung, dass sie weniger vorgezeichnete Karrierepfade und Entwicklungswege haben als etwa Großkonzerne. Und in Zeiten des Arbeits- und Fachkräftemangels ist die Frage nach der persönlichen Zukunft in der Organisation immer wichtiger, um Talente zu finden und zu binden. Dabei kann Feedforward helfen.
  • Auch zum Konzept lebenslanges (Dazu-)Lernen passt Feedforward gut. Denn es kann die persönliche Motivation fördern, veränderte Rahmenbedingungen in unterschiedlichen Lebensbereichen nicht nur auszuhalten, sondern konstruktiv, neugierig und aktiv zu gestalten.
  • „Fokussiere auf das Verhalten, nicht auf die Person“: Diesen Satz haben Sie bestimmt auch schon mal als Anleitung für besseres Feedback gehört – aber er funktioniert in der Realität so selten… Denn die Leistung im Job und Rückmeldungen dazu haben häufig stark mit unserer Identität zu tun. Feedforward kann viel schwerer als persönliche Kritik oder gar als Angriff gesehen werden – da es ja um Handeln geht, das noch gar nicht stattgefunden hat…

Und, was denken Sie – könnte sich doch lohnen, das mit dem Feedforward mal auszuprobieren, oder?

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