Prof. Dr. Daniela Eisele-Wijnbergen
Mit Blick auf Absolventen und Schulabgänger bietet sich eine Kontaktaufnahme direkt an den Institutionen an, an denen die Zielgruppe zu finden ist. Um das persönliche Kennenlernen zu intensivieren, kann die Zusammenarbeit mit Schulen und Hochschulen vielfältig gestaltet werden. Neben Vorträgen an (ausgewählten) Schulen oder Hochschulen können Betriebsbesichtigungen und Workshops für Schüler und Studierende angeboten werden. Zudem können Ferienjobs, Werkstudententätigkeiten, Berufsorientierungs- und andere Praktika und Einstiegsstellen offeriert werden. Besonders attraktiv ist für Studierende bzw. Doktoranden die Begleitung von Abschlussarbeiten oder Promotionen sowie das Angebot von Aufenthalten in ausländischen Niederlassungen des Unternehmens.
Dieser intensive direkte Kontakt über die Hochschule wird auch Campus Recruiting genannt. Vorteilhaft ist, dass potenzielle zukünftige Nachwuchskräfte früh angesprochen und über einen längeren Zeitraum begleitet werden und sich daher beide Parteien kennenlernen können, bevor ein Einstieg erfolgt.
Um begrenzte Ressourcen gezielt einzusetzen, ergibt es Sinn, sich auf wenige Hochschulen zu konzentrieren. Diese Schlüssel- oder Zielhochschulen und Universitäten, auch Key-Schools genannt, werden anhand vorher festgelegter Dimensionen gewählt: Darunter die geforderte/n Fachrichtung/en sowie Anzahl der Absolventen, meist räumliche Nähe, bereits bestehende Kontakte sowie besondere Merkmale, wie Auslandsaktivitäten oder Renommee anhand von Rankings.
Fast alle Hochschulen verfügen über regelmäßig erscheinende Veröffentlichungen, in Printform und im Web. Hier ist bspw. mit dem Bericht einer erfolgreichen Projektkooperation vom Personalmarketing bis hin zur gezielten Stellenanzeige meist viel möglich. Weiter kommen Imagebroschüren, in denen sich die Unternehmen als Anbieter attraktiver Arbeitsplätze präsentieren, oder Sonderpublikationen zur Steigerung der Bekanntheit infrage. Die Zusammenarbeit mit dem heute üblichen Career Center an Hochschulen sollte auf jeden Fall geprüft werden. Eine Kontaktanbahnung mit den geeigneten Fachbereichen ist erfolgversprechend, um dort über den Direktkontakt Lehrbeauftragte und studentische Botschafter (Ambassadors) einzusetzen und gemeinsame Projekte anzugehen etc. Studierende, die dem Unternehmen verbunden sind, wirken dann unter ihren Kommilitonen wiederum als Multiplikator.
Nachhaltige Kontaktpflege, statt einmalige Aktion
Es lohnt sich, in längerfristige Beziehungen zu interessanten Hochschulen und Schulen (Key-Schools) zu investieren. Dazu engagieren sich ehemalige Schüler und Absolventen an ihrer Alma Mater (über Alumni-Vereine, Vorträge und Lehraufträge), es werden Ferienjobs, (Berufsorientierungs-)Praktika und Abschlussarbeiten angeboten. Darüber hinaus können Tage der offenen Tür unterstützen, Räume oder Aktivitäten gesponsert werden, um das Unternehmen als attraktiven Arbeitgeber zu präsentieren. Dann können gezielte Anzeigen besonders erfolgreich sein.
Diese Maßnahmen decken nicht vorrangig den kurzfristigen Personalbedarf im Unternehmen, aber unterstützen dabei, den Bekanntheitsgrad zu erhöhen und einen Pool an interessierten und bestenfalls bereits bekannten Kandidaten aufzubauen, wie in Abschn. 6.2 (TRM) beschrieben.