Deutschland liegt beim Thema Diversität weit zurück

Wie steht es um Vielfalt und Diversity in Deutschen Unternehmen? Eine aktuelle Studie zeigt: nicht gut. Der internationale Vergleich macht das umso deutlicher. Eine Bestandsaufnahme anlässlich des 12. Diversity-Tages.

Inklusion, Anerkennung und Vielfalt: Am 28. Mai ist Diversity-Tag in Deutschland. Der jährliche Aktionstag in Deutschland soll Vielfalt und Inclusion in Organisationen fördern. Zugleich soll der Tag den Blick auf Schwachstellen und Versäumnisse richten. Und davon gibt es in deutschen Unternehmen  einige. Das zeigen die Ergebnisse der internationalen Vergleichsstudie von Indeed, für die 16.671 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aus elf Ländern befragt wurden.

Weniger als ein Drittel der Unternehmen hat einen Gleichstellungsbeauftragten

Eine dieser Schwachstellen: Nur 30 Prozent der deutschen Unternehmen haben laut der Indeed-Befragung Gleichstellungsbeauftragte für Vielfalt und Inklusion. Und nur etwa ein Drittel bewerten die Bemühungen ihres Arbeitgebers positiv: 36 Prozent bejahten die Frage, ob ihr Arbeitgeber Diversity aktiv fördere.

"Die Ergebnisse unserer Studie zeigen deutlich: Trotz vieler Kampagnen und theoretischer Bekenntnisse mangelt es in Deutschland an der praktischen Umsetzung", sagt Frank Hensgens, Geschäftsführer von Indeed DACH. Für Arbeitgeber sei Alarmsignal und Weckruf zugleich: "Denn eine Unternehmenskultur, die Vielfalt und Integration aktiv fördert, ist nicht nur ein moralisches Gebot. Sie ist auch der Schlüssel für die Gewinnung neuen Personals und die Bindung der eigenen Belegschaft."

Wenig Hoffnung auf Verbesserung

Vorurteile und negative Zuschreibungen sind oft tief verankert und laufen unbewusst ab – umso wichtiger ist es, diese aufzudecken und ein Bewusstsein zu schaffen. Allerdings bieten nur 26 Prozent der Unternehmen in Deutschland Schulungen zu unbewussten Vorurteilen an. Und selbst im Recruiting, also dem Bereich, in dem solche Schulungen besonders wichtig wären, werden sie nur von 29 Prozent der Unternehmen durchgeführt.

Auch interessant ist, wie unterschiedlich die Wahrnehmung von Diversity-Bemühungen zwischen Führungskräften und Mitarbeitenden ist: Während 43 Prozent der Führungskräfte angeben, dass Vielfalt und Inklusion in ihrem Unternehmen etabliert sind, stimmen nur 31 Prozent der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter derselben Aussage zu. 48 Prozent der Befragten in Deutschland glauben, dass sich die Bedeutung von Vielfalt und Inklusion in den nächsten fünf Jahren nicht verändern wird.

Inklusion und Vielfalt im internationalen Vergleich

Um diese Zahlen in Kontext zu setzen: Im internationalen Durchschnitt nehmen 47 Prozent der Befragten beim Arbeitgeber Bemühungen in Sachen Vielfalt und Inklusion wahr. In Australien ist es mehr als die Hälfte (52 Prozent) und in Indien sogar fast zwei Drittel der Befragten (63 Prozent).

"Die Vernachlässigung einer konsequenten Politik zur Förderung von Vielfalt und Inklusion ist eine Katastrophe für das Recruiting", sagt Hensgens. Insbesondere für junge Menschen sei der Faktor der Diversität beim Arbeitgeber wichtig. "Damit wird dieses Thema zu einem entscheidenden Instrument im Kampf um Fachkräfte. Angesichts des akuten Mangels an Talenten, der in den kommenden Jahren aufgrund des demografischen Wandels weiter zunehmen wird, können sich deutsche Unternehmen ihren Rückstand in Sachen Vielfalt und Inklusion nicht leisten."

Diversitätsaspekte von Unternehmen unterschätzt

Wie wichtig Diversität aus wirtschaftlicher Sicht ist, wird laut den Studienmachern unterschätzt: 44 Prozent der Befragten in Deutschland geben an, dass Diversity unwichtig seifür den Erfolg eines Unternehmens. Ob Künstliche Intelligenz, zum Beispiel als neutrale Kontrollinstanz im Recruiting, einen positiven Einfluss auf die Umsetzung konkreter Bemühungen in Sachen Vielfalt haben kann, sehen die deutschen Befrgaten kritisch: Nur jeder vierte Befragte glaubt daran. In den USA (44 Prozent) und Australien (42 Prozent) sind es beinahe doppelt so viele.


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