Recruiting: Bedenken und Probleme internationaler Bewerber

Sprachbarrieren, die Entfernung zur Heimat und zu hohe Lebenshaltungskosten sind für internationale Bewerber die größten Bedenken vor einem Umzug nach Deutschland. Am Arbeitsort selbst gibt es dann aber ganz andere Probleme – das zeigt die Expat Insider Business Edition.

Die Distanz zum Heimatland und zur Familie, eine hohe Sprachbarriere und schwer tragbare Lebenshaltungskosten sind drei Themen, die internationale Fachkräfte vor einer Übersiedlung nach Deutschland abschrecken. So lautet das Ergebnis der Expat Insider Business Edition, einer Studie zur globalen Mitarbeitermobilität aus der Perspektive von internationalen Fach- und Führungskräften.

Die Studie zeigt deutlich, dass zwischen den Vorstellungen der internationalen Bewerber und den wirklichen Herausforderungen im neuen Arbeitsland große Unterschiede bestehen. So zählt beispielsweise das Thema Finanzen bei internationalen Fachkräften zu den großen „Sorgenthemen“ vor der Übersiedlung. Interessanterweise spielt das Thema nach Arbeitsbeginn eine sehr untergeordnete Rolle – die Top-5-Probleme im neuen Arbeitsland selbst beziehen sich mehr auf das Sozialleben und die konkrete Arbeitssituation der Mitarbeiter.

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Befürchtungen und tatsächliche Probleme internationaler Fachkräfte in Deutschland 

Die häufigsten Bedenken internationaler Mitarbeiter vor der Arbeitsaufnahme in Deutschland sind:

  1. Hohe Lebenshaltungskosten (40 Prozent),
  2. Entfernung zum Heimatland und zur Familie (35 Prozent),
  3. Sprachbarrieren (35 Prozent),
  4. Angst, keine sozialen Kontakte knüpfen zu können (30 Prozent),
  5. Langfristige finanzielle Nachteile (16 Prozent).

Die tatsächlichen Probleme internationaler Mitarbeiter nach der Arbeitsaufnahme dagegen sind: 

  1. Probleme, Freunde zu finden (31 Prozent),
  2. Fehlende Verbundenheit zur lokalen Kultur (27 Prozent),
  3. Mangel an gesellschaftlichen Kontakten und Freizeitaktivitäten (20 Prozent),
  4. Fehlende Work-Life-Balance (20 Prozent),
  5. Unsicherheit des Arbeitsplatzes (20 Prozent).

Was internationale Mitarbeiter vor der Arbeit in Deutschland abschreckt

35 Prozent aller internationalen Fachkräfte machen sich vor ihrer Umsiedlung Sorgen um die Distanz zum Heimatland und zur Familie. Diese Unsicherheit ist keineswegs übertrieben, denn schließlich bewegen sie sich nach ihrer Umsiedlung vorübergehend in einer Art von sozialer Wüste: Freunde und Verwandte aus der alten Heimat sind nicht mehr für Treffen und gemeinsame Aktivitäten verfügbar, ein neues Netzwerk noch nicht aufgebaut. Anfälle von Heimweh sind nach den ersten sechs bis zwölf Monaten nach der Relocation völlig normal. Personaler und Mitarbeiter sollten dennoch, so die Empfehlung der Studienautoren, nicht unterschätzen, wie anstrengend der Neustart im Ausland ohne ein vertrautes und bewährtes Netzwerk sein kann und mit entsprechenden Angeboten unterstützen.

Sprache und Lebenshaltungskosten als Barrieren

Ein gutes Drittel aller internationalen Fachkräfte weltweit macht sich Sorgen, dass sie im Ausland Probleme mit der sprachlichen Verständigung bekommen. In deutschsprachigen Ländern liegt ihr Anteil jedoch deutlich höher. Einschlägige Rankings aus der Expat Insider-Befragung zeigen, dass die Sprachbarriere für viele internationale Mitarbeiter in Deutschland, Österreich und der Schweiz ein Problem darstellt. Selbst mit modernsten Lernmethoden dauert es meist sehr lang, bis neue Mitarbeiter sich aktiv an einer Unterhaltung in der Landessprache beteiligen können. Gleichzeitig sollen sie sich nach den Vorstellungen der Arbeitgeber möglichst schnell im Betrieb und im Alltag integrieren. Wie gehen Personaler mit diesem Widerspruch um? Akzeptieren sie nur Bewerber, die Deutsch auf C3-Niveau sprechen, oder gibt es neue, flexiblere Ansätze? Personaler, die über eine schlüssige Strategie zur Überwindung von Sprachbarrieren verfügen, können damit im Recruiting-Gespräch gezielt punkten.

40 Prozent der internationalen Fachkräfte weltweit haben darüber hinaus die Befürchtung, im Ausland mit hohen Lebenshaltungskosten belastet zu werden. Ihr Problem: Selbst das Internet mit seinen umfassenden Informationen und Erfahrungsberichten stößt an Grenzen, wenn es darum geht, die Lebenskosten in einem anderen Land richtig einzuschätzen. Ein Rest Ungewissheit bleibt immer. Doch die Realität zeigt: Nach der Umsiedlung spielen finanzielle Sorgen nur für wenige internationale Fachkräfte eine Rolle. Laut Studie sind 84 Prozent der Befragten mit ihrer finanziellen Situation zufrieden oder neutral eingestellt, auch über Zeiträume von mehreren Jahren hinweg. Dieses Ergebnis deutet darauf hin, dass die Mehrheit der internationalen Fachkräfte ein den Lebenshaltungskosten ihres Standorts angemessenes Gehalt bekommt. Arbeitgeber, die bei der Gehaltshöhe Rücksicht auf die lokalen Lebenshaltungskosten nehmen, sollten diesen Aspekt gegenüber Bewerbern deutlich kommunizieren. Damit helfen sie, Unsicherheiten in Bezug auf die wirtschaftlichen Risiken der Umsiedlung zu entkräften.

Onboarding internationaler Mitarbeiter: den Bedenken begegnen

Arbeitgeber, die sich mit den Bedenken ihrer internationalen Bewerber auseinandersetzen, sind im Vorteil. Im Gespräch mit attraktiven Kandidaten können sie dazu beitragen, Bedenken zu adressieren oder bei erwartbaren Problemen mit dem Leben im Ausland nach Lösungen zu suchen. Das schafft Vertrauen und signalisiert internationalen Bewerbern, dass der Arbeitgeber bereit ist, in sie zu investieren und sie langfristig binden möchte.

Wichtig ist dieser Schritt besonders bei Bewerbern, die aus einem weit entfernten Kulturkreis kommen oder noch nie für längere Zeit im Ausland gelebt haben. Hier empfehlen die Studienautoren, im Gespräch auszuloten, wie groß das Gefälle zwischen den Bedenken der internationalen Bewerber und den realen Gegebenheiten im neuen Heimatland ist. So kann zum einen schon im Vorfeld den Bedenken begegnet werden, idealerweise können diese sogar gleich ausgeräumt werden. Zum anderen können durch intensive Vorbereitung negative Überraschungen vermieden werden, die die Eingewöhnung der internationalen Mitarbeiter unnötig erschweren würde. 


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