Wunderhugs: Bonussystem mit virtuellen Umarmungen

Mit virtuellen Umarmungen bedanken sich Mitarbeiter der Digitalagentur Wunder bei ihren Kollegen oder loben sie für tolle Arbeit. Je mehr Umarmungen jemand erhält, desto höher fällt die Leistungsprämie aus. Joonas Kiminki, CEO von Wunder, erläutert das außergewöhnliche Bonus-System.

Haufe Online-Redaktion: Wie kamen Sie auf die Idee, ein virtuelles Umarmungssystem für Ihr Unternehmen zu entwickeln?

Joonas Kiminki: Eine Weile haben wir uns verschiedene Wege angesehen, wie wir ein Bonus-System implementieren können, das fair, transparent, positiv und für alle verfügbar ist. Traditionelle Bonussysteme schaffen oft unnötigen Egoismus, negative Vergleiche und sind nur von Menschen in bestimmten Rollen voll nutzbar. Wir wollten etwas Eigenes schaffen, mit dem wir uns voll als Teil unserer Kultur identifizieren können. Im August 2013 haben wir „Wunderhugs“ erfunden und seitdem als Bonussystem eingesetzt. Aber es ist viel mehr als das. Es ist eine Möglichkeit, wöchentlich positives Feedback zu geben und zu empfangen.

 

Haufe Online-Redaktion: Wie funktioniert „Wunderhugs“?

Kiminki: Das System basiert auf einem Leistungsprämienmodell, das wir auf unsere Bedürfnisse angepasst haben. Kurz gesagt: Die Mitarbeiter vergeben wöchentlich virtuelle Umarmungen für ihre Kollegen und erhalten selbst eine Bonuszahlung, die davon abhängt, wie häufig sie virtuell umarmt wurden. Jeder kann pro Woche fünf anonyme Umarmungen an seine Kollegen im gesamten Unternehmen verteilen – egal aus welchen Gründen. Die einzige Bedingung ist, dass der Grund für die Umarmung immer schriftlich festgehalten werden sollte. Nach unserer Erfahrung umarmen sich die Menschen meist dann, wenn ein Auftrag gut ausgeführt wurde, wenn sie sich geholfen haben oder wenn sie sich dazu ermutigen wollen, ihr Bestes zu geben. Es gibt auch eher persönliche Umarmungen, um jemanden aufzumuntern oder ihm zu gratulieren.

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Haufe Online-Redaktion: Welchen Nutzen bringen die virtuellen Umarmungen für Ihr Unternehmen?

Kiminki: Der größte Nutzen der Umarmungen ist, dass wöchentlich positives Feedback ausgeteilt und empfangen wird. Das führt zu positiven Effekten im Arbeitsklima. Das System ist gut für die Unternehmenskultur und bringt uns näher zusammen – unabhängig von räumlichen Entfernungen. Team-Mitglieder, die in unterschiedlichen Städten arbeiten, können sich genauso umarmen wie die Kollegen, die im gleichen Raum sitzen.

 

Haufe Online-Redaktion: Gab es seit der Einführung von „Wunderhugs“ auch Überraschungen für Sie?

Kiminki: Die wahrscheinlich größte Überraschung ist die Transparenz, die das System für uns im Management gibt. Wenn die individuellen Umarmungsberichte an die Mitarbeiter versendet werden, lesen die Vorgesetzten von all den positiven Dingen, die ihre Mitarbeiter an Kollegen wertgeschätzt haben. Das verstärkt die Belohnung und gibt uns tolle Einsichten, wie sich das Unternehmen entwickelt und wie die Stimmung unter den Mitarbeitern ist. Wir haben ein weit verzweigtes Team von 120 Mitarbeitern in fünf Ländern. Daher hilft uns das Umarmungssystem tatsächlich sehr, zu erkennen, wie gut ein Teammitglied mit einem Team in einem anderen Land zusammenarbeitet. Alles in allem unterstreicht das Umarmungssystem eine Unternehmenskultur, in der gegenseitige Hilfe, Ratschläge und Unterstützung zählen, gute Arbeit und weiter Gründe für eine Umarmung wertgeschätzt werden. Dieses Verhalten wird unterstützt: Mitarbeiter bekommen Geld, wenn sie gut zu anderen sind.

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Haufe Online-Redaktion: Sollten andere Unternehmen auch ein Umarmungs-System haben?

Kiminki: Umarmungssysteme sind die besten Feedback-Systeme, die ich kenne. Sie machen die Arbeit der ruhigen, introvertierten Mitarbeiter genauso sichtbar wie die derjenigen, die laut und extrovertiert sind. Sie sind unabhängig von der Position oder dem Organisationsdiagramm und wertschätzen stattdessen Taten, die anerkennenswert sind. Wir haben in das System finanzielle Bonuszahlungen integriert, aber das muss nicht sein. Wenn es nicht ins Unternehmen passt, kann die finanzielle Komponente weggelassen werden. Aber ich halte es für wichtig, sicherzustellen, dass das Verteilen von Umarmungen eine wirkliche Belohnung darstellt. Die Mitarbeiter sollten nicht vergessen, positives Feedback zu vergeben. Negatives Feedback findet immer seinen Weg. Positives Feedback wird dagegen schnell vergessen und benötigt Unterstützung.

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Haufe Online-Redaktion: Haben Sie noch einen Ratschlag für andere Unternehmen, die sich für ein Umarmungssystem interessieren?

Kiminki: Mein Ratschlag für andere Unternehmen ist: Sie können das Umarmungssystem ganz nach ihren Bedürfnissen gestalten. Aber achten Sie auf jeden Fall darauf, dass es Ebenen- und Bereichsübergreifend funktioniert.

 

Das Interview führte Daniela Furkel, Redaktion Personalmagazin.

 

Joonas Kiminki ist Geschäftsführer der Digitalagentur Wunder. Wunder ist in fünf Ländern (Estland, Finnland, Deutschland, Lettland und Großbritannien) tätig.  

 


Schlagworte zum Thema:  Unternehmenskultur, Vergütung, Feedbackkultur