Zoom Fatigue: Wenn die Müdigkeit in virtuellen Meetings einsetzt
Zoom Fatigue beschreibt die Müdigkeit, die sich nach zahlreichen virtuellen Meetings am Tag und in der Woche einstellt. Viele sprechen sogar von Erschöpfung. Das Institut für Beschäftigung und Employability (IBE) hat sich mit diesem Phänomen beschäftigt und Anfang September 2020 und im Dezember 2020 eine großzahlige Befragung durchgeführt. Im Folgenden werden einige zentrale Ergebnisse vorgestellt.
Zoom Fatigue: Müdigkeit nach virtuellen Meetings weit verbreitet
Mehr als 60 Prozent der Befragten geben an, dass sie Online-Müdigkeit spüren. Dieser Wert veränderte sich von September bis Dezember 2020 nicht nennenswert, ist jedoch unter anderem im Kontext der steigenden Anzahl der virtuellen Meetings zu sehen. Auf die Frage, wie sich seit Sommer 2020 die Zoom-Müdigkeit entwickelt hat, antworteten zwei Drittel der von Zoom-Müdigkeit betroffenen Befragten, dass sie eine Zunahme der Erschöpfung erkennen. Gleichzeitig ist festzustellen, dass fast zwölf Prozent der betroffenen Befragten Zoom-Müdigkeit immer spüren und 83,8 Prozent der betroffenen Befragten diese regelmäßig wahrnehmen.
Kurz- und langfristige Symptome der Zoom Fatigue
Die Müdigkeit oder gar Erschöpfung, die mit virtueller Kommunikation und Kooperation sowie virtuellen Meetings einhergeht, zeigt sich in unterschiedlicher Form. Zu nennen sind:
- Reduktion der Konzentration
- Fahrigkeit
- Ungeduld
- erhöhte Reizbarkeit
- fehlende Balance
- unwirsches Agieren gegenüber Mitmenschen
- genervt sein
- Kopfschmerzen
- Rückenschmerzen
- Gliederschmerzen
- Magenschmerzen
- Schlafstörungen
- Sehstörungen
Die am häufigsten genannten Belastungen sind "Reduktion der Konzentration", "Ungeduld" und "genervt sein". Es wird deutlich, dass sich der Zustand der Zoom-Müdigkeit in der deutschen Wirtschaft weiterhin in der ersten Stufe befindet. Schwerwiegendere Beeinträchtigungen, wie zum Beispiel Kopfschmerzen, Rückenschmerzen sowie Sehstörungen, stellen die zweite Stufe dar. Lediglich 25 bis 30 Prozent der Befragten sind von diesen Beeinträchtigungen betroffen. Die dritte Stufe der Beeinträchtigungen ist mit erheblichen körperlichen und psychischen Reaktionen verbunden. Dazu gehören zum Beispiel Magenschmerzen, Schlafstörungen sowie psychosomatische Krankheitsbilder. Weniger als 15 Prozent der Befragten nennen diese Beeinträchtigungen.
Zoom-Müdigkeit: Belastungsfaktoren in Videomeetings
Um Zoom Fatigue zu reduzieren und entsprechende Rahmenbedingungen zu etablieren, bedarf es einer Analyse von Belastungsfaktoren und -treibern. Was führt zu Zoom-Müdigkeit? Was ist belastend? Welche Wirkung haben die Belastungsfaktoren im Zeitablauf? Die Bandbreite von möglichen Belastungstreibern ist groß. Sie reicht von technischen Rahmenbedingungen über Nicht-Sichtbarkeit von Gestik und Mimik bis hin zu der Moderationsart. Grundsätzlich lassen sich drei Kategorien von Belastungstreibern identifizieren. Erstens spielen zwischenmenschliche Aspekte eine Rolle, zweitens lassen sich organisatorische Rahmenbedingungen aufzeigen. Drittens ist die Technik von Bedeutung.
Interpersonelle Treiber der Zoom Fatigue
Rund 70 Prozent der Befragten, die Zoom-Müdigkeit bei sich wahrnehmen, identifizieren mangelnde non-verbale Hinweise als Belastungstreiber. Circa 47 Prozent der betroffenen Befragten nennen explizit das Fehlen von Gestik und Mimik als belastenden Faktor. Rund 63 Prozent der Befragten vermissen den Small Talk und knapp 58 Prozent sehen im eingeschränkten Netzwerken einen Belastungsfaktor.
Belastung durch organisatorische Rahmenbedingungen
Neben dem fehlenden persönlichen, interpersonellen Agieren können auch die organisatorischen Rahmenbedingungen und Faktoren zu Belastungen führen, die Zoom Fatigue hervorrufen. Vergleicht man die Werte von September und Dezember 2020 miteinander, so lässt sich feststellen, dass viele Unternehmen und Institutionen mehr und mehr an der Verbesserung der Organisation arbeiten. Pausen zwischen den virtuellen Meetings und in den Sitzungen scheinen zunehmend eingeplant zu werden. Gleiches scheint für die Taktungen der virtuellen Meetings am Tag zu gelten. Im Gegensatz dazu scheint die Belastung durch die Versachlichung der Sitzungen zu steigen. Fast 40 Prozent der Befragten beklagen die Nüchternheit im Sinne zu sachlicher Meetings und mehr als ein Viertel sieht Handlungsbedarf in der Entwicklung hinsichtlich der zunehmenden Effizienz. Sie wünschen sich mehr Humor und mehr Socialising in den Meetings.
Technische Faktoren zunehmend weniger belastend
Die Beschäftigten scheinen sich zunehmend an die virtuelle Kommunikation und Kooperation zu gewöhnen. Technische Faktoren werden zwischen September und Dezember 2020 immer weniger als Belastungstreiber wahrgenommen. Im Einzelnen gilt dies für die Ton- und Bildqualität sowie Internetverbindungen. Lediglich bei Latenzen beziehungsweise Zeitverzögerungen ist ein solcher Rückgang nicht zu beobachten.
Was Mitarbeiter im "Corona-Jahr" 2020 in Videomeetings belastet hat:
Folgen der Zoom Fatigue für Unternehmen
Unbestritten ist Zoom Fatigue eine Entwicklung, der aktiv begegnet werden muss. Wenn dies nicht geschieht, besteht eine große Gefahr, dass die psychische und physische Gesundheit der Beschäftigten beeinträchtigt wird. Die Folgen wären steigende Krankenstände, eine eingeschränkte Leistungsfähigkeit sowie eine sinkende Produktivität und Motivation. Auch die Attraktivität als Arbeitgeber kann folglich leiden.
Maßnahmen zur Reduktion der Zoom-Müdigkeit
Im Rahmen der Befragung wurden eine Reihe von unterschiedlichen Maßnahmen zur Reduktion der Zoom-Müdigkeit zur Diskussion gestellt. Als besonders wirkungsvoll werden von den Befragten die Begrenzung der Meeting-Dauer sowie Pausen in und zwischen den virtuellen Meetings identifiziert. Das überrascht nicht angesichts der Analyse der Belastungsfaktoren. Zudem wird eine humorvolle Moderation der virtuellen Sitzung für sinnvoll erachtet. Der Zustimmungswert stieg zwischen September und Dezember 2020 von 55,7 auf 62,6 Prozent. Ergonomie sowie Tools, die den Eindruck vermitteln, man würde gemeinsam in einem Raum sitzen (Together Mode), wurden im Dezember 2020 (im Vergleich zum September) eine höhere Bedeutung als Handlungsoption beigemessen.
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