Martin Henssler: Der Brückenbaumeister
In der heutigen softwarebasierten Welt spielen passende Schnittstellen eine wichtige Rolle für den Erfolg von Unternehmen, um unterschiedliche Systeme miteinander zu verbinden. Welche Bedeutung es hat, verschiedene Teilsysteme miteinander zu verknüpfen, hat Professor Martin Henssler für seine Materie längst erkannt: Wie kein anderer versteht er es als Geschäftsführender Direktor des Instituts für Arbeits- und Wirtschaftsrecht, Direktor des Instituts für Anwaltsrecht sowie als Mitdirektor des Instituts für Gesellschaftsrecht, jeweils an der Universität zu Köln, das Arbeitsrecht an der Schnittstelle zu anderen Rechtsgebieten zu bearbeiten. Immer wieder hat der exzellente Jurist die Schwellen zwischen den unterschiedlichen Rechtsbereichen überbrückt, zum Beispiel in Querschnittsbereichen wie der betrieblichen Altersversorgung (bAV), wo sich etwa bei der Beratung zu den Versicherungsprodukten ein Widerspruch zwischen Praxis und Berufsrecht ergeben kann. Aber auch den eher klassischen arbeitsrechtlichen Bereichen (zum Beispiel Tarifeinheit, Mindestlohn oder Arbeitnehmerüberlassung) oder der Bedeutung Europas trägt der höchst anerkannte Professor Rechnung und wirkt mit verschiedenen Veröffentlichungen auf diesen Gebieten prägend.
Meisterhaft schlägt Henssler die Brücke auch zwischen Wissenschaft und Praxis oder fungiert als Bindeglied zur Politik, zum Beispiel als Sachverständiger in Gesetzgebungsverfahren, als langjähriger Präsident des Deutschen Juristentags oder aktuell als Mitglied des Beirats für Fragen des gewerblichen Mittelstands und der Freien Berufe (Mittelstandsbeirat) beim Bundeswirtschaftsministerium. Während seiner Zeit als Prorektor für Planung und wissenschaftliches Personal an der Universität zu Köln (2015 bis 2018) hatte sich der Träger des Bundesverdienstkreuzes zudem hautnah und sehr konkret mit der Bandbreite der HR-Themen beschäftigt. Dass der 66-Jährige noch lange nicht genug davon hat, über den arbeitsrechtlichen Tellerrand hinauszuschauen, zeigen beispielhaft weitere aktuelle Projekte: ein Gutachten für den nordrhein-westfälischen Landtag zum Thema Crowdworking und Plattformökonomie, bei dem Henssler mit Experten verschiedener Disziplinen zusammenwirkt oder die Gastprofessur an der Universität Florenz, wo er zuletzt Verbindungen zwischen deutschem und italienischem Arbeits- und Anwaltsrecht vor Ort ausgemacht hat. Die Redaktion freut sich jedenfalls bereits darauf, dass sich Henssler weiterer arbeitsrechtlicher Baustellen annimmt.
Ulrich Preis: Die Instanz
Bereits seit 2003 ist Professor Ulrich Preis Teil der 40 führenden HR-Köpfe des Personalmagazins. Das ist auch deshalb beachtlich, weil der Direktor des Instituts für deutsches und europäisches Arbeits- und Sozialrecht an der Universität zu Köln doch nie im Verdacht stand, per se arbeitgebernahe Positionen zu vertreten. Als brillanter Jurist und Meinungsführer im Arbeitsrecht war er immer über jeden Zweifel erhaben, die Szene hört auf ihn. Zwar wurde der preisgekrönte Diskussionsentwurf für ein einheitliches Arbeitsvertragsgesetz, den er 2007 zusammen mit seinem Kölner Kollegen Martin Henssler vorgelegt hatte, nicht umfassend von der Politik umgesetzt. Seine Gutachten, seine Kommentierungen und sein Einfluss bei Gesetzesvorhaben haben aber über viele Jahre das Arbeitsrecht geprägt. Gerade bei grundlegenden Themen wie dem Arbeitsvertragsrecht, dem Kündigungsschutzrecht, dem Mindestlohn oder der Einordnung des deutschen Arbeitsrechts im Kontext des Europarechts gilt Preis als Instanz. Auch weil gerade grundlegende Urteile des Bundesarbeitsgerichts regelmäßig gespickt sind mit Hinweisen auf Veröffentlichungen des Kölner Professors. Zwar ist es um den 63-jährigen zwischenzeitlich etwas ruhiger geworden. Noch immer ist er jedoch politiknah, präsent und prägend, zum Beispiel durch Veröffentlichungen zum Arbeitnehmerbegriff oder zur Einbeziehung von Selbstständigen in die Rentenversicherung – ein Gebiet, auf dem das BMAS eine Gesetzesinitiative plant. Man wird also weiterhin aufhorchen, wenn Ulrich Preis seine Stimme erhebt.
Gunther Olesch: Der Mittelstandsrocker
Wer nach Vorbildern für HR im Mittelstand sucht, kommt an Gunther Olesch nicht vorbei. Bei Phoenix Contact hat er als Personalchef das umgesetzt, was HR-Management zum Erfolg eines Hidden Champions beitragen muss: Orientierung am Geschäft, langer Atem, Arbeitgeberattraktivität und gesellschaftliche Verantwortung in der Provinz.
Vor 29 Jahren stieg der promovierte Psychologe bei Phoenix Contact ein, wurde früh Personalchef, konnte die Firma prägen und auch dem gelegentlichen Gegenwind trotzen. „Man muss auch kämpfen können“, sagt er. Als Mitglied der Geschäftsführung beschäftigt er sich viel mit dem Markt. Nur wenn man ein Bild habe, wie die Firma in Zukunft ihr Geld verdiene, könne man eine gute HR-Strategie machen, lautet sein Credo. „HR als Steering Partner“ nennt er sein Verständnis von HR, das er offenbar erfolgreich umgesetzt hat. Die Firma gehört zu den digitalen Champions und zählt mittlerweile über 17.000 Mitarbeiter.
Die Arbeitgebermarke glänzt, worauf Olesch stolz ist. Zahlreiche Auszeichnungen, ein Spitzenranking bei Kununu und 1.400 Initiativbewerbungen pro Monat zeigen, dass man Talente auch in die ostwestfälische Provinz locken kann. „Sein“ neues Weiterbildungszentrum, in das 35 Millionen Euro investiert wurden, ist ein weiteres Vorzeigeprojekt für HR im Mittelstand.
Olesch liebt die Bühne. Der 63-Jährige spielt privat in einer Band, er rockt aber auch die Bühnen der HR-Kongresse: Er ist ein glänzender Redner, der Dinge zuspitzen kann. „HR-Manager brauchen den Kopf über den Wolken und die Füße auf dem Boden“, heißt eines seiner Bonmots. Als langjähriger Lehrbeauftragter wurde er zum Professor ernannt, hat sich vielfältig engagiert, beispielsweise als Vorsitzender des Arbeitgeberverbands Lippe e.V.
Olesch wird nächstes Jahr aus der Geschäftsführung ausscheiden, zur Ruhe setzen wird er sich nicht. Er hat bereits neue Projekte in Vorbereitung, beispielsweise das Thema HR-Kompetenz im Aufsichtsrat zu stärken.
Hier sehen Sie, wer bislang in die "HR Hall of Fame" aufgenommen wurde.
Die ausführliche Berichterstattung über die 40 führenden HR-Köpfe 2019 inklusive aller Gewinner-Porträts lesen Sie im Personalmagazin Ausgabe 08/2019 oder in der Personalmagazin-App.