Next Act 2020: Auswege aus der Apokalypse
Für die Beschreibung der Situation wählten die beiden Eröffnungsredner des Next Act 2020 einen Begriff, der düsterer nicht sein kann: "Wir befinden uns in einer Apokalypse." Covid-19 und die Wirtschaftskrise führen in vielen Unternehmen wie auch der Gesellschaft zu Erschütterungen, die für viele neu, besorgniserregend und existenzgefährdend sind.
"Unternehmen, die das Rad zurückdrehen, brauchen nach der Krise viel Zeit, um Vertrauen und Kultur wiederaufzubauen." - @HeikeBruch, #Leadership-Professorin von der Universität Sankt Gallen
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"Was ist unsere Antwort auf diese Apokalypse?", fragte etwa Heike Bruch, Leadership-Professorin von der Universität Sankt Gallen, und warnte die Unternehmen davor, mit der gewachsenen Unternehmenskultur zu brechen und die Krise mit alten Führungskonzepten bewältigen zu wollen. "Das führt zu einem Verlust an Vertrauen und Glaubwürdigkeit", sagte sie und ergänzte: "Unternehmen, die das Rad zurückdrehen, brauchen nach der Krise viel Zeit, um Vertrauen und Kultur wiederaufzubauen." Sie warb dafür, die Krise mit Empowerment, der Kraft von Netzwerken und transformationaler Führung zu managen und wies auf die Schattenseiten charismatischen Führerns hin, die in Krisenzeiten emporkommen würden. "Sie vermitteln die Botschaft, ich mache das für euch. Das führt dazu, dass sich andere zurücklehnen", so Bruch.
Aufgabe der Führungskräfte sei es, mutig voranzugehen und eine positive Zukunftsvision zu vermitteln. Auf ihrer letzten Folie stand deshalb nur ein Begriff, der die Zukunft andeutete: "Gut". Laura Winterling, die seit zehn Jahren als Astronauten-Trainerin arbeitet, berichtete im Anschluss von ihren Erfahrungen in der Raumfahrt, bei der oft Extremsituationen zu bewältigen seien. Ihr Plädoyer: "Es ist die Zeit, um ein Wir-Gefühl zu entwickeln und füreinander einzustehen."
Skizze eines neuen Gesellschaftsvertrags
Wie im Vorjahr zog Thomas Sattelberger für seine Keynote – passend zur Vorrednerin - einen Astronauten-Anzug an. Im Unterschied zu 2019 beschäftigte er sich allerdings nicht mit der Beschreibung der Krise, sondern zeigte Auswege auf. "Apokalyptische Narrative erzeugen die Apokalypse", warnte Sattelberger, bildungspolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion und Mitglied der "HR Hall of Fame" des Personalmagazins, vor zu viel Schwarzmalerei.
Als "Hoffnungsnarrativ" entwickelte er das Bild einer "sozialen Marktwirtschaft 2.0", das weit über sein Thesenpapier zum Wirtschaftswunder 2.0 vom Sommer 2020 hinausgeht. Im Kern zeichnete er die Vision einer Wirtschaft, die großen Wert auf Nachhaltigkeit, Bildung, Innovationskraft und soziale Fairness legt. Seine Vision – da schimmerte der Machtpolitiker Sattelberger durch – hörte sich wie eine Ideenskizze für eine Jamaika-Regierungskoalition an, die wirtschaftliche Innovationskraft, Gestaltung des Klimawandels und mehr Gerechtigkeit miteinander vereint. Sattelberger begeisterte mit seinen Ausführungen nicht nur den Moderator und Veranstalter Winfried Felser ("Ein großartiger Vortrag"), sondern auch die 200 Zuhörer und lieferte Impulse für die Diskussionen in den folgenden Panels.
Next Act 2020: Erneut werden Grenzen überschritten
Auch in den Panels wurden gewohnte Grenzen überschritten. Im Panel "Next New Work", das Christoph Pause moderierte, stand die Frage im Mittelpunkt, wie New-Work-Konzepte in der Produktion oder in systemrelevanten Tätigkeiten umgesetzt werden können. Im Panel "Next HR", das Erwin Stickling moderierte, kam mit Frauke von Polier (SAP), Julia Bangerth (Datev), Sirka Laudon (Axa) und Christina Schulte-Kutsch (ZF) eine hochkarätige Frauenpower-Runde zustande, die über Employee Experience diskutierte. Auffällig war der neue Akzent, den das Thema bekommt: Performance-Themen bekommen eine höhere Aufmerksamkeit, sodass jetzt von "Beyond Employee Experience" gesprochen wird. Am Ende des Tages zeigte Gunther Olesch, Mitglied der Hall of Fame des Personalmagazins, wie er das Thema HR-Kompetenz in Aufsichtsräten voranbringt, ehe der Tag in einer offenen Diskussionsrunde endete, die Winfried Felser und Gunnar Sohn, in Hawaii-Hemden gekleidet und im Liegestuhl liegend, lässig durchmoderierten.
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