Zum insgesamt dritten Mal wurde der Titel "CHRO of the Year" vergeben. Knapp 5.000 Leserinnen und Leser des Personalmagazins und von haufe.de/personal haben sich 2021 am Online-Voting beteiligt – 15 Prozent mehr als im Vorjahr. Zur Auswahl standen 13 Personalvorstände - sieben Frauen und sechs Männer aus Unternehmen wie Volkswagen, Henkel, Vodafone, Trumpf oder Continental. Mit über 40 Prozent der Stimmen wurde Jörg Staff, Vorstand People und Business Services bei der Atruvia AG, in diesem Jahr zum Sieger gewählt. Reiner Straub, Herausgeber des Personalmagazins, und Kai Anderson, Transformation Lead International der Unternehmensberatung Mercer, übergaben den Preis am Abend des 26. Oktober 2021 im Unternehmen des Gewinners in Karlsruhe.
Laudator würdigt die Rolle von Jörg Staff bei der Transformation
Die Atruvia AG ist der IT- und Digitalisierungs-Dienstleister der Volks- und Raiffeisenbanken und beschäftigt 8.300 Mitarbeitende. Als Personalchef des Mittelständlers hat sich Jörg Staff in den letzten Jahren einen Namen gemacht, der weit über sein Unternehmen hinausreicht. Martin Seiler, Personalvorstand der Deutschen Bahn und Preisträger im Vorjahr, würdigte in seiner Laudatio Staffs Leistung: "Jörg Staff ist ein Treiber der Transformation und ein Verfechter der Neuen Arbeit. Er steht als Vorreiter für eine neue Form von HR als integrierte Servicefunktion – und das sehr wahrnehmbar in der Öffentlichkeit. Das tut unserer Branche gut. So ist es nur konsequent, dass er heute hier als Personalmanager des Jahres 2021 ausgezeichnet wird."
Staff setzt sich intensiv mit den Veränderungen in Wirtschaft und Arbeitswelt auseinander, die in den Unternehmen neue Geschäftsmodelle und neue Arbeitsstrukturen mit sich bringen. "Die Bankenwelt befindet sich in einem Transformationsprozess. Und es sind die IT-Dienstleister, denen dabei eine ganz besondere Rolle zukommt. Doch es kommt nicht nur darauf an, technischen Fortschritt zu leben. Viel wichtiger dabei ist es, die Menschen mitzunehmen. Der 'CHRO of the Year 2021' trägt nicht nur erfolgreich dazu bei, dass die Digitalisierung im Bankenwesen weiter voranschreitet – er setzt auch im Umgang mit seinen Mitarbeitenden neue Maßstäbe", so Martin Seiler.
Im Publikumsvoting konnte sich Staff gegen Mitbewerber aus großen Unternehmen durchsetzen, die in der Öffentlichkeit eine viel größere Bekanntheit haben. Reiner Straub, Herausgeber des Personalmagazins, nennt dafür mehrere Gründe, warum er die Gunst der HR-Community gewinnen konnte: "Mit Employee Experience hat Jörg Staff ein außergewöhnliches Organisationsexperiment gestartet, das ihm große Aufmerksamkeit verschafft. Staff greift einen internationalen Trend auf und setzt diesen in seinem Unternehmen um. Das ist eine mutige Pionierleistung."
CHRO of the Year: Employee Experience als Pionierleistung
Employee Experience ist ein neues Organisationskonzept, nach dem HR seine internen Leistungen erbringt. Das Konzept lehnt sich an das Marketingkonzept der Customer Experience an und versucht, eines der Hauptprobleme der HR-Abteilungen zu verbessern: Die Beschäftigten bemängeln häufig die mangelnde Servicequalität, unklare Zuständigkeiten und die Langsamkeit der internen Dienste. Staff, der seit vielen Jahren in HR arbeitet, sind die Themen bekannt; er sieht in Employee Experience dafür ein Lösungskonzept. "Wir müssen die Beschäftigten als Kunden betrachten", erläutert er. In den bestehenden Abteilungsstrukturen sei das Ziel nicht zu erreichen. Gerne verweist er dabei auf den Vorgang "Mitarbeitereintritt", an dem drei unterschiedliche Abteilungen inklusive der sich daraus ergebenden Abstimmungsprobleme beteiligt seien: HR, IT und Facility Management. Seit drei Jahren arbeitet er deshalb daran, aus diesen drei Abteilungen einen gemeinsamen Business-Service zu formen.
Allerdings legt Staff Wert darauf, dass das nicht seine eigene Idee gewesen sei: "Sie kam von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern". Der Umbau ist wie das Drehen eines großen Rades, da über Jahrzehnte gewachsene Strukturen und Verhaltensweisen aufgebrochen werden müssen. "Wir lernen jeden Tag dazu. Das ist nicht alles easy", sagt Staff, der bei allen Alltagsproblemen immer wieder die Vision vor Augen sieht: Die Mitarbeitenden als Kunden des Business-Service bestmöglich zu bedienen. Für ihn ist das allerdings keine Wohlfühl-Veranstaltung, sondern im Interesse des Unternehmens. Starke und zufriedene Mitarbeiter bringen bessere Leistungen, davon ist er überzeugt. (Mehr dazu lesen Sie im ausführlichen Interview mit Jörg Staff.)
Wahrnehmbare Stimme
Am Markt wird Staff als Stimme für eine agile und moderne Unternehmenskultur wahrgenommen. Während derzeit manche Unternehmen wieder hierarchische Führungsstrukturen stärken, setzt Staff weiter auf eine Netzwerkorganisation, die sich vom Spotify-Modell mit Squads, Tribes und Chapters inspirieren lässt. Dazu gehört auch der Bau eines modernen Firmencampus in Karlsruhe, einem der Hauptstandorte von Atruvia. Staff strebt eine Unternehmenskultur an, die sich auszeichnet durch die Gleichwertigkeit von Fach- und Führungskarrieren, die Abschaffung von Statussymbolen, die Delegation von Verantwortung nach unten, die Stärkung von agiler Teamarbeit, die Förderung von Weiterbildung und eine Vertrauenskultur. Kai Anderson von Mercer würdigte diese Leistung und sieht darin ein Asset am Arbeitsmarkt: "Atruvia steht am IT-Arbeitsmarkt in Konkurrenz zu den großen Konzernen. Eine starke Unternehmenskultur hilft, die Attraktivität des mittelständischen Arbeitgebers zu steigern und Top-Talente zu finden und binden."
Kommunikationsstarker Personalchef
In seinem Berufsleben hat Staff die meisten Jahre im IT-Umfeld gearbeitet. Nach seinem Wirtschaftsstudium an der Hochschule Pforzheim stieg er beim Systemhaus Debis, dem damaligen Rechenzentrum von Daimler-Benz, ein, wo er acht Jahre arbeitete und zum Managing Director aufstieg. Es folgten Stationen bei Daimler, der Deutschen Post und acht Jahre bei SAP, zuletzt als Vice President HR. 2013 wechselte er zu Atruvia.
Seine umfangreichen Erfahrungen bringt er erst seit ein paar Jahren in die Debatten um die Neugestaltung der Arbeitswelt öffentlich ein. Kürzlich eröffnete er die erste Cyber-Crime-Konferenz, um sich mit den Gefahren der Digitalisierung auseinanderzusetzen. Er wirkte an einer Initiative des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales über "Werte, Arbeit, Führung 4.0" mit, auch als Mit-Herausgeber eines Buches. Neue Themen wie Digitalisierung, Diversity, Nachhaltigkeit und Innovation treibt er voran - durch Reden, Beiträge oder sein kontinuierliches Wirken in den sozialen Medien. Bei der Preisverleihung präsentierte er sich als ein ambitionierter HR-Vorstand, der bodenständig und visionär zugleich ist und der den Mut hat, Risiken einzugehen und neue Wege auszuprobieren.
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