Kirche will Impulse für Führungs- und Organisationskulturen bieten
Haufe Online-Redaktion: Die Evangelische Akademie ist eine kirchliche Einrichtung. Warum beschäftigten Sie sich mit der Frage Organisation 4.0?
Georg Lämmlin: Von der Organisation 4.0 erwarten wir tiefgreifende Veränderungen im Zusammenspiel von Mensch und Organisation. Die Digitalisierung ermöglicht eine Form der Echtzeit-Abfrage und -Beurteilung von Mitarbeitenden, was mit grundlegenden ethischen Fragen verbunden ist. Die Digitalisierung von Prozessen in den Unternehmen betrifft die Personalität und die Beziehungen. Das hat erhebliche Auswirkungen auf die Motivation, Leistungsfähigkeit, Gesundheit und Verantwortungsbereitschaft der Menschen, die auf die Organisation zurückwirken.
Haufe Online-Redaktion: Das Thema wird ja auch im Rahmen von Kongressen in der Wirtschaft diskutiert. Welchen speziellen Beitrag kann Ihre Tagung zum Thema leisten?
Lämmlin: In unserer Akademie bieten wir einen ganz besonderen Raum für offene Reflexion und Begegnung. Das ermöglicht, Themen wie die Digitalisierung auch in ihrer Tiefendimension anzusprechen. Zudem bieten wir aus unserer Tradition heraus einen besonderen Reflexionshorizont, das christliche Menschenbild, das den Menschen in seiner Würde und Freiheit in besonderer Weise ernst nimmt, aber auch in seiner Verantwortung gefordert sieht.
Haufe Online-Redaktion: Welchen Nutzen erwartet den Besucher der Tagung?
Lämmlin: Der menschliche Faktor ist ja sowohl ein sehr entscheidender Kreativitäts- und Produktivitätsfaktor, wie auch der schwache Punkt in der Organisation, der in der agilen Organisation Blockaden und Brüche bewirken kann. Die Teilnehmenden gewinnen einen Blick nicht nur für die hohe Relevanz dieses Faktors, sondern auch für Kriterien, wie die hohen Anforderungen an Selbstorganisationsfähigkeit, Selbstverantwortung und Agilität der Mitarbeitenden durch die Organisation unterstützt werden können. Das stärkt die Performance, aber vor allem die Nachhaltigkeit von Unternehmen.
Haufe Online-Redaktion: Sie haben hochkarätige Referenten zum Thema gewonnen. Was motiviert diese, an Ihrem Tagungsort aufzutreten?
Lämmlin: Die Referentinnen haben sehr auf das Thema angesprochen. Sie sehen ihre Erfahrungen und ihre Forschungen zu gegenwärtigen Veränderungen und Entwicklungen durch dieses Thema sehr stark fokussiert und haben ein großes Interesse daran, sich untereinander mit den verschiedenen Perspektiven zu vernetzen. Und die Evangelische Akademie Bad Boll steht für sie als ein Ort des intensiven und förderlichen Austauschs.
Haufe Online-Redaktion: Was erwarten Sie sich persönlich von der Tagung?
Lämmlin: Ich erwarte mir neue und authentische Einblicke in die laufenden Entwicklungsprozesse im Zuge der digitalen Transformation, anregende Verstehensansätze und Impulse für die Gestaltung von Führungs- und Organisationskulturen. Mir ist vor allem das Thema "nachhaltige Führung" wichtig: Wie können Führungskräfte auf eine nachhaltige Führung von Menschen und Organisationen hinwirken, die einen Beitrag zur Gesellschaft leisten. Und ich freue mich sehr auf den Austausch und die Begegnungen mit den Menschen.
Das Interview führte Reiner Straub, Herausgeber Personalmagazin.
Bekannte Persönlichkeiten vor Ort
Den Veranstaltern ist es gelungen, bedeutende Vertreter der neuen Arbeitskonzepte zu gewinnen:
- Ursula Schwarzenbart, die bei Daimler das Programm Leadership 2020 verantwortet;
- Hans-Joachim Gergs, der bei Audi große Change-Projekte begleitete;
- Gerhard Rübling, der bei Trumpf die Digitalisierung vorantrieb;
- Stephan Fischer, der an der Hochschule Pforzheim über Agilität forscht und zu den 40 führenden HR-Köpfen des Personalmagazins zählt;
- Claus Dierksmeier, der das Weltethos Institut leitet; Nadine Nobilie und Sven Franke vom Projekt Augenhöhe.
Die Tagung findet am 22. und 23. März an der evangelischen Akademie Bad Boll statt. Das Personalmagazin ist Medienpartner.
Weitere Informationen zur Tagung und die Möglichkeit zur Anmeldung.
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