Technik trifft Ethik: Interview mit Michael Kramarsch

Wo stehen wir beim Einsatz von künstlicher Intelligenz in HR und wie können wir diesen gestalten? Der Ethikbeirat HR-Tech, die Unternehmensberatung HKP Group und das Steinbeis Transfer Institut Management Education laden am 20. November 2023 zu einer außergewöhnlichen Veranstaltung ein, auf der Techniker mit HR-Fachleuten ins Gespräch kommen. Das Personalmagazin als Medienpartner sprach mit Michael Kramarsch, Initiator der Veranstaltung.

Personalmagazin: Der Ethikbeirat HR-Tech, den Sie mitgegründet haben, setzt sich für verantwortungsvollen Einsatz von KI ein. Wie gut sind Führungskräfte da aufgestellt?

Michael Kramarsch: Wir brauchen mehr natürliche Intelligenz im Umgang mit und im Einsatz von KI. Das heißt, wir müssen lernen! Nehmen Sie ChatGPT: Wer versteht, was ein large language model (LLM) ist und mit welchen Daten es trainiert wurde, der ist in der Beurteilung sinnvoller Anwendungen schon weit. Wenn nicht, bleibt es Magie. KI durchdringt unseren privaten und beruflichen Alltag, wer da nicht mithält, wird abgehängt – auch als Führungskraft. Es ist erst das Wissen, das einen verantwortungsbewussten Einsatz von KI ermöglicht.

"Wir brauchen mehr natürliche Intelligenz im Umgang mit und im Einsatz von KI. Das heißt, wir müssen lernen!" – Michael Kramarsch, Ethikbeirat HR-Tech


Verantwortungsvoller KI-Einsatz im Unternehmensalltag

Personalmagazin: Wo steht HR beim Einsatz von KI?

Kramarsch: KI und moderne Technologien finden in immer mehr HR-Bereichen Einzug. Wurden sie zunächst vor allem in Recruiting-nahen Anwendungsfällen genutzt, sind es zunehmend auch Lösungen im Re- und Upskilling, in der HR Analytic etc. Im Bereich sprachlicher und textlicher Kommunikation in HR kommt man an KI basierten Chatbots nicht mehr vorbei.

Personalmagazin: Wie wichtig ist die Auseinandersetzung mit diesen Fragen?

Kramarsch: Lassen Sie mich beispielhaft ein großes Wachstumsfeld beleuchten: Learntech. Eine Anwendung, die individuelles Lernen durch Form, Frequenz, Rezitation oder Dauer der Lerninhalte optimiert, hilft in ethisch unproblematischer Weise. Dagegen kann ein Algorithmus, der Vorschläge zu Lerninhalten macht, in vielerlei Hinsicht diskriminierend sein. Sehr platt ausgedrückt: Abhängig von den Trainingsdaten mögen Frauen mehr Kochkurse und Männern mehr Sportkurse angeboten werden.

KI: Blick über den Tellerrand mit Experten und Entscheidungsträgern

Personalmagazin: Was erwarten Sie von der Kooperation mit der Steinbeis Akademie?

Kramarsch: Die Kooperation mit der Steinbeis Akademie ist ein Spiegel dieser Entwicklungen und nicht zuletzt auch des Wirkens des Ethikbeirats HR-Tech. Unsere Veranstaltung versteht sich als Brückenschlag zwischen HR, Technik-Verantwortlichen und breiterem Management in puncto verantwortungsvollem Einsatz von KI im Unternehmensalltag – und zu dem zählen neben HR-Verantwortlichen auch Entscheidungsträger aus Technik und Business, also der klassischen Steinbeis-Zielgruppe.

"Unsere Veranstaltung versteht sich als Brückenschlag zwischen HR, Technik-Verantwortlichen und breiterem Management in puncto verantwortungsvollem Einsatz von KI im Unternehmensalltag." – Michael Kramarsch, Ethikbeirat HR-Tech

Personalmagazin: Was können Besucher von der Veranstaltung mitnehmen?

Kramarsch: Es geht um das Kennen und Verstehen unterschiedlicher Perspektiven auf KI und moderne Technologien. Namhafte Expertinnen und Experten mit unterschiedlichsten Hintergründen und Qualifikationen werden Impulse und Lösungen für deren verantwortungsvollen Einsatz vorstellen und diskutieren. Wir werden gemeinsam einen Blick über den jeweils eigenen Tellerrand wagen.



Schlagworte zum Thema:  Künstliche Intelligenz (KI), Veranstaltung